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Folge des Klimawandels: Stark steigende Preise bei Obst und Gemüse

Obst- und Gemüseverarbeiter melden "Alarmstufe Rot": Verstärkte Unwetter, Mangel an Erntehelfern und höhere Kosten für Hygiene verteuern die Ware. BOGK-Geschäftsführer Koch sieht dies als Folge des Klimawandels.

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Von Martina Kausch | Fotos: BOGK

Durch weltweit mehr Unwetter, weniger verfügbare Erntehelfer und Kosten durch Coronamaßnahmen werden Obst und Gemüse immer teurer. Daraufhin weist Werner Koch, Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) im RUNDSCHAU-Interview hin. Während bislang Minderernten in einer Region durch gute Ernteergebnisse in anderen Anbaugebieten ausgeglichen werden konnten, sei damit in Zukunft kaum mehr zu rechnen. Für den Verbraucher bedeute dies steigende Preise.

Koch sieht die Situation durchaus als dramatisch an. "Wir machen uns als Verband ernsthaft Gedanken über die Zukunft und geben Aufträge an die Forschung, denn in den wenigsten Teilen der Welt sehen wir bei den Anbau- und Erntesituationen das, was wir als Normalzustand kannten," so Koch. Weltweit nähmen Extreme wie Frost, Dauerregen und Trockenheit zu: "Das sind sicherlich Folgen des Klimawandels."

Bereits 2019 habe es Wetterkapriolen gegeben, beispielsweise sei in Serbien die Himbeerernte durch Frost um 50 Prozent reduziert, aber auch die Mangoernte in Peru 2019 um 30 Prozent zurückgegangen. Dass 2020 coronabedingt die Kosten für Hygienemaßnahmen entstanden, steigere die Verarbeitungskosten zusätzlich um rund 20 Prozent, analysiert Koch. "Durch Arbeitskräftemangel konnte die Ernte vielerorts gar nicht flächendeckend eingebracht werden." In vielen Betrieben sei durch Hygieneregeln nur die halbe Belegschaft einsatzfähig gewesen. Die wetterbedingten Minderernten hätten sich 2020 außerdem wiederholt. "Beide Phänomene kommen in diesem Jahr zusammen und machen die Rohware und damit auch die verarbeitete Ware teurer." Insgesamt lasse sich festhalten, dass sich die Preise für bestimmte Obstarten in den letzten beiden Jahren nahezu verdoppelt haben.

Der Verband fasst die wetterbedingten Ernteausfälle in Europa in Zahlen zusammen. So betrug die Minderernte bei Aprikosen aus Bulgarien 80 Prozent. Auch fehlten beispielsweise größere Mengen an Himbeeren aus Serbien (-20 %) und bei Erdbeeren aus Polen (-30 %). Zudem gab es aufgrund von vielen Regenfällen bei vielen Früchten in Zentral- und Osteuropa große Qualitätsprobleme. So war bei Erdbeeren aus Polen ein starker Schimmelbefall zu verzeichnen. Die Folge: Viele Erdbeeren konnten überhaupt nicht geerntet werden. Gleiches gilt für Aprikosen aus Spanien, wo anhaltendes regnerische Wetter große Teile der Ernte zerstört hat. Fazit von Verbandsgeschäftsführer Koch: "Auf keinen Fall werden wir Preise haben, die wir sie von vor 2018 kennen."

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