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Lebensmittelpreise: Klöckner greift den Handel an

In der Debatte um Lebensmittelpreise kritisiert Bundesernährungsministerin Julia Klöckner den Handel für seine Niedrigpreise. Sie könne den Ärger der Bauern verstehen, sagt die Ministerin in einem Statement. Am kommenden Montag soll die Debatte auch im Bundeskanzleramt thematisiert werden.

"Julia Klöckner"
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Von Nilofar Eschborn | Fotos: BMEL

Die Proteste der Bauern in deutschen Innenstädten tragen erste Früchte. Seit Monaten kritisieren Landwirte die Preise, die ihnen in der Wertschöpfungskette für ihre Erzeugnisse geboten werden. Sie zeigten sich enttäuscht von der Politik, die den Bauern mit strengen Auflagen entgegnet, und wünschten sich mehr Wertschätzung.

Nun positioniert sich Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, in einem Statement klar auf der Seite der Bauern und nimmt vor allem den Handel in die Pflicht: „Ich kann den Ärger der Bauern verstehen. Es ist wie David gegen Goliath, wenn Bauern mit dem Handel verhandeln. Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen“, sagt die Ministerin. Der Handel beklage zwar, Verbraucher würden nicht mehr bezahlen wollen, aber er setze selbst immer mehr Tiefstpreise, kritisiert sie weiter. „Da darf man sich nicht wundern, wenn Verbraucher sich daran gewöhnen. Am Ende badet das der Erzeuger aus, dem immer weniger bleibt. Das ist das Gegenteil von Nachhaltigkeit.“

Der HDE kontert

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE), betont wiederum, dass Preise in unserer Marktwirtschaft das Ergebnis von Angebot und Nachfrage seien. Er entgegnet: „Staatliche Eingriffe und Vorgaben verursachen am Ende unnötig hohe Verbraucherpreise und sind vor allem für Menschen, die finanziell schlechter dastehen, problematisch.“ Natürlich gebe es immer wieder günstige Sonderangebote, mit denen die Händler die Kunden zu sich in den Laden locken wollen, erklärt er weiter. Dabei gelte aber bei Lebensmitteln bereits heute das Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis. „Nur wenn bei frischer Ware der Verderb und die Unverkäuflichkeit drohen, ist nach dem Gesetz auch ein Verkauf unter dem Einstandspreis möglich, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Neue Beschränkungen für die Händler helfen den Landwirten nicht – vielmehr erleben die Landwirte die Auswirkungen einer langjährigen verfehlten Subventionspolitik und spüren die Verwerfungen auf dem Weltmarkt. Daran muss die Politik arbeiten.“

Die Debatte um Lebensmittelpreise wird am kommenden Montag bei einem Treffen im Kanzleramt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sowie den Vertretern des Lebensmittelhandels und der Ernährungsindustrie thematisiert werden.

"Julia Klöckner"
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin

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