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Rewe Group-Vorstandschef will Drogeriemarkt-Tochter Bipa nach Deutschland bringen

Der Rewe Group-Vorstandsvorsitzende Alain Caparros feilt weiter am Auftritt der Rewe-Vollsortimenter. Zum einen justiert er die Preis- und Leistungswahrnehmung ausgewählter Artikel und nennt Globus und Kaufland als Vorbilder. Zudem sieht er schon 400 weitere Rewe City-Standorte in deutschen Citylagen. Dabei denkt er sogar an Penny-Standorte, mit deren Entwicklung er völlig unzufrieden ist. Und er will endlich die Drogeriemarkt-Kompetenz der Rewe stärken – und bringt dabei Bipa ins Spiel.

Herr Caparros, lange Zeit wurde den Discountern eine führende Nahversorgerrolle zugeschrieben. Warum machen jetzt die ­Super- und Verbrauchermärkte wieder das Rennen?

Caparros: Das Discount-Format hat offenbar seinen Zenit überschritten. Wir haben es geschafft, unsere Supermärkte so auf­zustellen, dass sie die Stärken der Discounter beherrschen und darüber hinaus Leistungen und Sortimente bieten, die Aldi und Co. nicht haben – und das sogar auf kleiner Fläche.  

Ist Penny ein Auslaufmodell?

Caparros: Nein. Ich sage ja nicht, dass Discounter keine Daseinsberechtigung mehr haben. Ihr Höhepunkt ist einfach erreicht. Sie sind in der De­fensive und bekriegen sich gegenseitig. Es geht ihnen darum, Markt­anteile zu verteidigen. Wir müssen uns jetzt die Frage ­stellen, wie wir Penny künftig positionieren. Auf demselben Spielfeld zu kämpfen wie Aldi, wird schwer.

Warum machen Sie aus Penny langfristig nicht Rewe?

Caparros:
Ich kann mir viel vorstellen. Einige City-Standorte von Penny könnten etwa zu Rewe-Märkten werden. Zurzeit haben wir 180 Rewe-City-Märkte am Netz. Ich sehe in Deutschland Potenzial für 400 weitere Rewe-City-Märkte. Aber wir müssen uns eher mit der Frage beschäftigen: Wo liegt die Zukunft des Discount-Formats?

Wie erklären Sie sich das Comeback der Supermärkte?

Caparros: Die Vollsortimenter haben endlich begriffen, worin die Stärken der Discounter liegen, nämlich im Preis – und sie haben ­reagiert. Heute kann ein Vollsortimenter durch sein Preiseinstiegssegment das leisten, was ein Discounter kann. Die Frage ist, wann sich diese zwei Wege kreuzen werden. Und wie ein Discounter wie Aldi künftig reagieren wird. Wer immer nur die Preise senkt, zeigt, dass er kein anderes Erfolgsrezept mehr hat.

Wann werden Sie das Rewe-City-Konzept internationalisieren?

Caparros: Wir arbeiten daran. Allerdings muss der Markt dafür reif sein. Wir müssen zunächst eine vernünftige Verdichtung in Deutschland erreichen. Dann kommt der nächste Schritt.

Sie sind ein Gegner von Preisvernichtung. Warum sagen Sie dann, dass Sie bei Rewe noch Potenzial sehen, die Preise zu senken?


Caparros: Wir arbeiten an der Wahrnehmung im Supermarktgeschäft. Das steigert die Attraktivität und schafft neue Wachstumspotenziale. Das ist etwas völlig anderes als Wertevernichtung.

Der Rewe-Spruch „Jeden Tag ein bisschen billiger“ klingt allerdings schon wie eine Kampfansage ...

Caparros: Das verstehen Sie völlig falsch. Es gibt Kategorien, in denen wir bislang zu billig waren und es gibt solche, die wir nicht aggressiv genug vermarktet haben. Deshalb werden wir uns in der Leistungs- und Preiswahrnehmung verbessern. Kaufland und Globus können das gut. Da müssen wir hinkommen.

Was bieten Sie einem Rewe-Kaufmann, der seine Drogeriewarenkompetenz kurzfristig stärken will?

Caparros: Wir müssen im Drogeriegeschäft künftig viel mehr Kompetenz zeigen. Wir werden uns in den kommenden Monaten damit intensiv befassen.

Warum nutzen Sie dabei die Kompetenz Ihrer österreichischen Drogeriemarktfiliallisten Bipa nicht in Deutschland?

Caparros: Wir werden keine voreiligen Schritte machen. Das schließt eine Internationalisierung von Bipa aber keineswegs aus. Lassen Sie sich überraschen.

Amazon vermarktet Lebensmittel online. Was machen Sie?

Caparros: Was Amazon macht, ist ein Witz. Wenn ich heute einen Joghurt bestelle und ihn vier Tage später bekomme, dann läuft etwas schief. Das System ist nicht ausgefeilt. Wir testen ein eigenes Konzept im Rahmen unserer Kooperation mit Leclerc. Ziel ist es, Kunden die Möglichkeit zu geben, Lebensmittel online zu bestellen und dann in einer Filiale abzuholen.

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