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Tierwohl: Klöckner setzt auf bewusste Verbraucher und höhere Preise

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellte in Berlin die Kriterien für das staatliche Tierwohlkennzeichen vor. Die Mehrkosten für das dreistufige Siegel sollen vor allem die Verbraucher tragen – durch höhere Preise. Kann das gut gehen?

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Von Marcelo Crescenti | Fotos: RUNDSCHAU

Mit ein paar Minuten Verspätung kommt Julia Klöckner zur Pressekonferenz, danach muss sie gleich weiter zum Kanzleramt. Dazwischen nimmt sich die Landwirtschaftsministerin Zeit, um der Presse das neue, staatliche Tierwohlkennzeichen ausführlich vorzustellen. Ein Logo ist dabei nirgends zu sehen. „Zuerst die Verordnung, dann das Siegel“, sagt Klöckner.

Das dreistufige Tierwohllabel sieht Verbesserungen in der Tierhaltung vor - zunächst für Schweine, Geflügel könnten als nächstes dazu kommen. Mehr Platz im Stall, weniger Stress beim Transport, keine Kastration ohne Betäubung – die Ministerin geht bei jeder Stufe ins Detail. Bei der Finanzierung bleibt sie jedoch vage.

„Tierwohl kostet Geld“, weiß die Rheinland-Pfälzerin. Die – freiwillige – Teilnahme am Kennzeichnungsprogramm werde den Preis für ein komplettes Schwein um „10 bis zwölf Euro verteuern“. Klöckners Hoffnung: Der Verbraucher soll höhere Preise für das gesiegelte Fleisch zahlen und so die Mehrkosten für Tierhalter und Handel mittragen. 2020 sollen die ersten Produkte in den Regalen und Theken des Handels stehen.

Ob die Strategie im Billigland Deutschland aufgeht, könne sie nicht vorhersagen. „In den Nachbarländern ist die Marktdurchdringung bei rund 20 Prozent“, sagt die Ministerin. Die Einführung des Labels soll durch eine Werbekampagne begleitet werden, das Ministerium investiert darin 70 Millionen Euro. Deutschland wäre nach den Niederlanden und Dänemark das dritte EU-Land mit einem solchen Siegel.

Der Verbraucher soll „mehr Wertschätzung“ für Lebensmittel nicht nur in Umfragen, sondern auch an der Kasse zeigen, sagt Klöckner. „In einem Land, in dem es mehr Handys als Einwohner gibt, muss das möglich sein“, hofft sie. Das bleibt abzuwarten.

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