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Die richtige Portion Mumm

Seit fünf Jahren leitet Christof Queisser die Geschicke von Rotkäppchen-Mumm. Mit gezielten Akquisitionen hat er das Portfolio des deutschen Sekt-Marktführers zügig ausgebaut. Nun folgt eine Konsolidierungsphase.

Christof Queisser Rotkäppchen-Mumm
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Von Mirko Jeschke | Fotos: Heiko Rhode

Durch die Werbeagentur seines Vaters ist Christof Queisser schon als Kind früh mit Marken in Berührung gekommen. Nach seiner ersten Station bei Unilever, samt vierjährigem Aufenthalt in England, wechselte er Mitte der 90er-Jahre die Seiten – und ging zu Tengelmann. „Ich wollte einfach in den Handel reinschnuppern und habe meine Diplomarbeit damals über Category Management geschrieben“, blickt der Rotkäppchen-Geschäftsführer in der ehrwürdigen Villa G. H. von Mumm direkt am Rheinufer zurück.

Frühe Lernprozesse

Während der studierte Betriebswirt in England sein Verständnis für Marken und vor allem Eigenmarken geschärft hat, durfte er im Rahmen eines Traineeprogramms in einer Tengelmann-Filiale in Königstein die andere Seite kennenlernen: „Es war eine sehr intensive Zeit. Der Standort hatte 1.400 Quadratmeter mit separatem Getränkemarkt und einer großen Frischeabteilung. Hier habe ich den Konsumenten noch mal ganz anders erlebt“, erinnert sich der 48-Jährige. Prägend war für ihn damals eine außergewöhnliche Drucksituation: „Es war ein langer Donnerstag, gut 100 Kunden mit vollen Einkaufswagen wollten bezahlen – und plötzlich fi el das Kassensystem aus! Dann muss man als Marktleiter schnell entscheiden, da ist Führung gefragt.“ Anstatt den Laden zu schließen und die Kunden nach Hause zu schicken, hat Queisser einfach bar kassiert – mit Zettel und per Hand. Eine Erfahrung, die ihm auch in seinen weiteren Stationen sehr geholfen hat.

Langfristige Strategie

Bei Rotkäppchen-Mumm hat Christof Queisser als Vorsitzender der Geschäftsführung in Sachen Expansion und Innovation noch einmal aufs Tempo gedrückt, zum Beispiel mit der Einführung mehrerer alkoholfreier Varianten. 2015 hat der mit 55 Prozent Marktanteil größte deutsche Sekthersteller die italienische Aperitifmarke Sprizzerò übernommen, bevor 2017 der Erwerb des italienischen Proseccoherstellers Ruggeri und 2018 der Kauf des Bremer Wein- und Spirituosenanbieters Eggers & Franke folgten. „Die ganze Unternehmensentwicklung ist ein großes Puzzle. Dafür benötigt man Zeit und Geduld. Wir verfolgen eine langfristige Strategie mit Heimatmarkt, Internationalisierung und Portfolioergänzung“, sagt Queisser. Die Exportquote des Freyburger Traditionsunternehmens, das heute 670 Mitarbeiter beschäftigt und 15 Marken umfasst, soll dabei von aktuell drei Prozent auf zehn Prozent bis 2025 steigen.

Neue Herausforderungen

Mit dem Geschäftsverlauf 2017 ist der Rotkäppchen-Chef trotz einer dem starken Vorjahr geschuldeten rückläufigen Umsatz- und Absatzentwicklung insgesamt zufrieden. Eine echte Aufgabe sieht der gebürtige Frankfurter im Umgang mit dem veränderten Konsumbewusstsein: „Die Anlässe verändern sich, sind weniger formal als früher und nehmen auch durchaus ab. Gleichzeitig konkurrieren wir zunehmend mit der Bier- oder der AfG-Branche. Darauf müssen wir Antworten finden.“ Im laufenden Jahr, das in Bezug auf Qualitäten und Preise schwierig ist, will sich Rotkäppchen-Mumm angesichts der zeitintensiven Integrationsaufgaben indes neu sortieren und konsolidieren. Um selbst immer die beste Entscheidung treffen zu können, studiert Queisser jeden Morgen die Absatzstatistik und sucht den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern, um so tief wie möglich im Thema zu sein. Auch deshalb verbringt der Manager privat viel Zeit mit Store-Checks. Einen Ausgleich findet er beim Moutainbiken, Skifahren oder beim Kochen mit seiner Familie.

Info

Christof Queisser ist seit August 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung bei Rotkäppchen-Mumm. Davor war er bei Zimbo, Varta, Tengelmann und Unilever tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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