Ein ungeschriebenes Gesetz in der Modeindustrie besagt: Bestimmte Trends wiederholen sich alle 20 bis 30 Jahre. Ähnlich scheint es mit Lebensmitteln zu laufen: Rote Bete ist wieder hip, Grünkohl macht Smoothies zu Bestsellern und Haferbrei ist der neue Frühstücksliebling. Wer jetzt an Muttis Hausmittelchen gegen Magenverstimmung denkt, kann aufatmen.
Porridge, wie die Hafermahlzeit im Englischen genannt wird, kommt jetzt mit frischem Image daher und steht für einen neuen Lebensstil: „Das Trendfrühstück zieht junge Konsumenten an, die auf der Suche nach einem schnellen, gesunden Snack sind“, sagt Dagmar Peters von Emmi Deutschland. „Porridge ist leicht zuzubereiten und hält lange satt.“ „Durch das Verfeinern mit Toppings bieten sich jeden Morgen neue Kombinationsmöglichkeiten“, ergänzt Barbara Speicher von Müsliglück.
Eine schottische Mahlzeit
Ursprünglich stammt das Hafergericht aus Schottland. Früher war es üblich, dem Porridge selbst nichts hinzuzufügen. Kalte Milch, Sahne oder Buttermilch wurde als Tunke auf den Tisch gestellt, damit der volle Löffel beim Essen eingetaucht werden konnte. Heute gibt es nicht nur unzählige Rezepte zum Selbstmachen. Auch die Industrie hat den Trend für sich entdeckt und bringt derzeit verzehrfertige oder einfach zuzubereitende Varianten der Hafermahlzeit auf den Markt.
Porridge als Geschäftsidee
Caroline Steingruber und ihr Partner Tim Nichols haben ebenfalls im Porridge eine Geschäft sidee erkannt. Die beiden haben vor zwei Jahren das Start-up 3 Bears in München gegründet. Im Portfolio: eine klassische und vier fruchtige Mischungen. Heute verkauft das Unternehmen laut eigenen Angaben rund 15.000 Packungen pro Monat. Allerdings ist 3 Bears nicht das einzige Start-up, das derzeit auf Porridge setzt. My Muesli oder Foodspring haben ihr Portfolio unlängst ebenfalls um die Hafermahlzeit erweitert.
Mit Hafer gegen den Kater
In Berlin erfüllen sich die drei Freunde Leandro Burguete, Levin Siert und Anna Schubert ihren eigenen Porridge-Traum und machen aus einer alten Dönerbude ein Porridge-Café. Das Ganze nennen sie Haferkater (s. Kasten unten). Den Brei bieten die drei in recycelbaren Bechern aus Maisstärke oder in auswaschbaren Pfandgläsern an. Darin bleibt die Hafermahlzeit fast eine Stunde lang warm. Die Zutaten für den Porridge sind biozertifi ziert. Die Löff el sind aus Bambusholz, die Milch ist von Demeter. Pro Becher kostet der Porridge rund drei Euro. Die Menüs basieren immer auf frisch gefl ocktem Hafer, Wasser und Salz und sind vegan, fruchtig oder herzhaft . Der Name Hafenkater kommt daher, dass man in London sagt, Porridge helfe gegen einen Kater.
Altes Produkt, neue Zielgruppe
Ob als rührfertige Variante, selbstgemacht oder vom Imbiss: Der Porridgetrend ist ungebrochen. Auch zahlenmäßig entwickelt sich das Haferprodukt gut. Alleine zwischen 2011 und 2014 ist die Absatzmenge in Deutschland von 40.000 auf 52.000 Tonnen gestiegen. Am höchsten ist der Verzehr von Porridge in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen, so eine Studie des Marktforschungsunternehmens Mintel. Fast ein Drittel (32 %) derjenigen, die die Hafermahlzeit essen, tun das zwei- bis dreimal pro Woche, 13 Prozent fast täglich
INFO
Porridge zum Mitnehmen
Brei statt Burger: In Berlin (hier am Hauptbahnhof) finden Porridgefans an drei Standorten „Haferkater“, ein Gastrokonzept, das sich auf Porridge mit verschiedenen Toppings zum Mitnehmen spezialisiert hat.