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Umbau mit Blick auf Handel und Erzeuger

Landgard-Vorstand Robert Sauer im RUNDSCHAU-Gespräch über steigende Energie- und Lohnkosten sowie sinkende Kaufkraft. Führt der Weg zu mehr Bewusstsein für Obst- und Gemüsequalität über Warenverknappung?

 

Robert Sauer verantwortet seit April 2021 als Vorstand der Genossenschaft Landgard den Produktbereich Obst und Gemüse. Er ist auch Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Weihenstephan.
Von Martina Kausch | Fotos: Reinhard Rosendahl

Die Erfolge sind groß, die Aufgaben mindestens genauso umfangreich – und Robert Sauer hat beides fest im Blick. Seit April 2021 ist er Vorstand bei Landgard, nach eigenen Angaben Deutschlands größte vermarktende Erzeugergenossenschaft mit über 3.000 Mitgliedsbetrieben, rund 3.000 Mitarbeitern und 2020 einer Umsatzsteigerung von 2,8 Prozent auf 2,069 Milliarden Euro. Trotzdem: Baustellen gibt es bei Blumen-, Obst- und Gemüseproduzenten viele.

Preis und Wert

Robert Sauer schildert das Szenario so: Durch die Klimaveränderung wird der Freilandanbau von Obst und Gemüse in Deutschland immer riskanter. Immer mehr Sorten müssen unter Glas gezogen werden, was mehr Energie verbraucht, unter Nachhaltigkeitsaspekten problematisch ist und die Produkte teurer macht. Alternative: Importware – also Regionalität ade. Teil des Szenarios: Die Verbraucher in Deutschland sind günstige Lebensmittel gewöhnt, auch durch die Preisgestaltung des Handels. Das Resultat: Lebensmittel, weil ständig billig verfügbar, haben im Bewusstsein der Verbraucher ihren Wert eingebüßt. Muss der Handel die Ware also teurer verkaufen, um einen Bewusstseinswandel zu fördern?

Erlebnis und Inflation

Härter werdende Bedingungen verändern die Strategien. Sauer wirft einen Blick zurück: „Die Obst- und Gemüseabteilungen im Markt sind heute das Aushänge schild des Handels. Man präsentiert sich perfekt – Stichwort Erlebniseinkauf – um den Konsumenten verstärkt in den Markt zu holen. Der Handel konnte dadurch, insbesondere auch mit deutschem Anbau, mehr Wertschätzung für Obst und Gemüse erzielen. So war eine gewisse Preissteigerung durchsetzbar. Aber jetzt ist meine Befürchtung, dass durch die steigende Kostenstruktur für Verbraucher infolge der Inflation und die damit verbundene sinkende Kaufkraft die Preisaggressivität im Handel zunehmen wird.“

KAM und Digitales

Wichtige Aufgaben hat Sauer bereits erfolgreich gelöst. Eine ist, den Weg der Ware mit allen Transport- und Mehrwertleistungen zu optimieren, Warenströme vom Produktionsbetrieb bis zum Handel in einer Hand zu bündeln und so die gesamte Wertschöpfungskette zu verbessern. So wurde im Bereich Obst und Gemüse das Key Account Management (KAM) analytischer, fokussierter, unternehmerischer und internationaler aufgestellt. Die nächste Aufgabe heißt – mit Blick auf den Handel – Digitalisierung von Prozessen.

 

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