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Massive Inflationsentlastung dank starkem Preiswettbewerb

Der scharfe Angebotspreiswettbewerb im LEH beschert den Verbrauchern eine massive Inflationsentlastung. Laut einer Erhebung von Marktguru wurden Preissteigerungen durch Sonderangebote im ersten Halbjahr um 54 Prozent gedämpft.

Von Mirko Jeschke | Fotos: AdobeStock/GeorgeRudy

Beim Angebotspreiswettbewerb hat der LEH im ersten Halbjahr einen großen Teil der Preisteuerungen bei Lebensmitteln neutralisiert. Das zeigt die aktuelle Auswertung des "Lebensmittel-Angebotspreisentwicklungs-Index (LAI)" des Shopper-Marketing-Spezialisten Marktguru. Während Sonderaktionen in 2022 die Lebensmittelverteuerung durchschnittlich zu über einem Drittel (36 Prozent) auffingen, konnten Verbraucher, die ihre Einkäufe konsequent auf Basis von Sonderangeboten planen und tätigen, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sogar bis zu 54 Prozent an Ausgaben bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken einsparen (Verbraucherpreis-Index: 17,56 Prozent vs LAI: 8,15 Prozent). Die Schere zwischen regulären Lebensmittelpreisen und beworbenen Angebotspreisen öffnete sich damit noch weiter.

Die unterschiedlichen Entwicklungen der beiden Teuerungsraten sind das Ergebnis verschiedener Faktoren, darunter vor allem der Preisgestaltung von beworbenen Sonderangeboten im Vergleich zu regulären Preisen. Zudem spielen Veränderungen in der Artikelauswahl eine Rolle: So wurden in den Prospekten der großen Handelsketten verstärkt Handelsmarken und konventionelle Ware ("Nicht-Bio") beworben, um dem wachsenden Verbraucherbedürfnis nach günstigeren Alternativen gerecht zu werden. Das grundsätzlich niedrigere Preisniveau und der moderatere Anstieg der Angebotspreise von Eigenmarken des Handels (7,4 Prozent versus 10 Prozent bei den Herstellermarken) wirkten hier als deutliche Inflationsbremse.

Discounter und Vollsortimenter mit unterschiedlich stark steigenden Angebotspreisen

Auch im Hinblick auf den Vertriebstyp zeigen sich laut LAI-Auswertung erneut Unterschiede. So fiel der Preisanstieg bei Sonderangeboten bei den Discountern wie schon in 2022 auch im ersten Halbjahr 2023 deutlich stärker aus als bei den klassischen Vollsortimentern und war mit durchschnittlich +13,3 Prozent sogar fast doppelt so hoch wie bei den Supermärkten (+7,6 Prozent). Konsequentes Einkaufen bei Discountern brachte somit nicht zwingend die erhoffte finanzielle Entlastung mit sich. Und: Wer schon in 2022 den Großteil seiner Einkäufe beim Discount tätigte, musste bis Jahresmitte 2023 das volle Maß der Preiserhöhungen mitgehen.

Einzelnen Warengruppen bei Aktionspreisen unterschiedlich betroffen

Die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken zogen nach Angaben von Marktguru sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zwar durch praktisch alle Kategorien, waren in verschiedenen Warengruppen aber unterschiedlich ausgeprägt. In der Herstellung und Bereitstellung besonders energieintensive Kategorien wie z.B. Tiefkühlkost wiesen ungebremst hohe Preisanstiege auf (Warenkorb TK-Produkte: +14,9 Prozent). Bei Süßwaren und Knabbergebäck sowie bei bestimmten Speisefetten und -ölen hingegen konnte die Teuerung durch gezielte Nutzung von Aktionen zumindest gedämpft werden (z.B. Tafelschokolade: +3,1 Prozent, Frühstücksbutter: +3,7 Prozent).

Deutlichere Einsparpotenziale als bei Nahrungsmitteln gab es auch im ersten Halbjahr 2023 bei den alkoholfreien Getränken. Vergleichsweise moderat entwickelten sich die Angebotspreise bei den Heißgetränken (Tee: -0,9 Prozent, Bohnenkaffee: +0,5 Prozent, Kaffeekapseln: +5,2 Prozent).

Bei den alkoholischen Getränken waren Weingenießer mit überschaubaren Preisentwicklungen konfrontiert (Rotwein -1,8 Prozent, Weißwein +1,2 Prozent), während Bierkonsumenten vor allem bei den Biermixgetränken (+42,1 Prozent) deutlich tiefer in die Tasche greifen mussten als noch letztes Jahr.

Insgesamt wurden die in Prospekten beworbenen Aktionspreise auch im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zu den regulären Lebensmittelpreisen weniger stark erhöht, was nach wie vor den Großteil des dämpfenden Effekts ausmacht.

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