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Rewe-Manager sollen auf die Fläche

Rewe-Chef Alain Caparros macht ernst mit seinen Plänen, Führungskräfte stärker ins Flächengeschäft einzubinden. Unter dem Namen "Rewe Forma 2" arbeite man an dem neuen Programm, das vorsieht, dass jeder Rewe-Manager künftig "direkten Kontakt mit der Fläche hat", bestätigte Caparros.

"Es gibt Manager, die nicht wissen, wie ihre Märkte aussehen", sagte Alain Caparros. Das müsse sich ändern. Mehr Details wollte der Rewe-Chef noch nicht preis geben. Nur so viel: "Es ist damit im Vorstand eine außergewöhnliche Entscheidung gefallen." Eine interne Unternehmensströmung in diese Richtung gebe es bereits. So machten sich immer mehr Führungskräfte aus den Reihen der Rot-Weißen mit einem Markt selbstständig. Man habe sogar eine Warteliste. "Wir sind im Gegensatz zur Edeka in Sachen selbstständiger Kaufleute immer noch ein Start-up-Unternehmen. Wir brauchen neue Kaufleute", bekräftigte Caparros.

Auch bei Online sollen die PS schnellstens auf die Straße gebracht werden. So soll etwa der bestehende Online-Lieferservice schnellstens ausgerollt werden. "Wir gehen damit nach und nach in alle großen deutschen Städte", sagte Vorstandsmitglied Lionel Souque, zuständig für das Vollsortiment National. Zum 1. April werde Nürnberg aufgeschaltet. Seine grundsätzlichen Online-Erwartungen machte Souque denn auch gleich konkret: "Wir stellen uns hier einen Anteil  am Food-Online-Gesamtmarkt von 10 Prozent vor", erklärte das Vorstandsmitglied. Man werde die Verzahnung von on- und offline weiter forcieren. Am 1. Mai soll die Task-Force "Online" in Köln denn auch personell komplett sein. Eine Partnerschaft mit Amazon, die dem Vernehmen nach mit Hochdruck daran arbeiten, in den hiesigen Food-Online-Markt einzusteigen, schließt man allerdings grundsätzlich aus.

Um in Zukunft möglichst alle Käuferzielgruppen passgenau bedienen zu können, testet die Rewe mehrere Vertriebsformate. Die Feuertaufe endlich bestanden hat der Bio-Fachmarkt Temma. Hier stehen die Zeichen nun auf Expansion. Allein 5 neue Märkte sollen in naher Zeit eröffnen. Darunter auch eine Filiale in der Berliner Friedrichstraße. Dort soll dann auch das "Hauptstadt-Studio" der Rewe Group beheimatet sein - von hier aus möchten die Rot-Weißen politische Fäden ziehen. "Wir wollen und müssen in Berlin lauter werden", sagte Caparros zu seinen Plänen.

Hinter den Erwartungen zurück bleibt der Gastro-Testballon "Made by Rewe". "Hier sind wir nicht zufrieden mit dem bisherigen Verlauf", sagte Vorstand Lionel Souque. Ein Durchbruch könnte den Kölnern mit diesem Projekt gelingen: Ab April testet die Gruppe gemeinsam mit Aral (BP-Konzern) an 10 Tankstellen die Integration des Convenience-Formates Rewe to go. Die Idee dazu sei aus Wien - von den österreichischen Kollegen - gekommen. Dort läuft eine Tankstellenpartnerschaft bereits erfolgreich.

Etwas vorsichtiger scheinen die Kölner im Flächengeschäft bei der "Eroberung" neuer Länder zu sein. "Es ist kein Markteintritt geplant", sagte Rewe-Chef Caparros. Man überlege sich vielmehr, das bestehende Portfolio zu reduzieren.

Es sind Zahlen und Entwicklungen, die die Rot-Weißen froh stimmen in diesen Tagen. Der Gesamtumsatz der Rewe Goup aus fortgeführtem Geschäft ist im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent auf 50,6 Mrd. Euro gestiegen. "Das ist so viel, wie noch nie in der Unternehmensgeschichte", erklärte Rewe-Chef Alain Caparros. Das Deutschland-Geschäft trug mit 36,2 Mrd. Euro dazu bei. Die Umsätze der Auslandsaktivitäten in zwölf Ländern wuchsen auf 14,4 Milliarden Euro.

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