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Rewe Griffel in Rostock-Groß Klein: Sein erster Markt

Acht Monate lang hat die Rewe das funkelnagelneue Green Building in Rostock-Groß Klein als Regiemarkt geführt. Seit 1. Januar 2019 ist Hannes Griffel als selbstständiger Kaufmann am Ruder – und die Kunden kommen.

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Von Martina Kausch | Fotos: Jörg Brockstedt

Da steht er und wirkt wie der Prototyp eines Kaufmanns, der seinen Laden voranbringen wird. Zumal hier, in Deutschlands Nordosten, in Rostock-Groß Klein. Dort, wo die sechs- bis 14-stöckigen Wohngebäude im Einheitsstil drumherum stehen, aber auch, wo der Werftbau in fußläufi ger Entfernung mehr als 3.000 Menschen beschäftigt. Hier hat Hannes Griffel im Januar einen Rewe-Markt übernommen, seinen ersten. Und seine erste Bilanz nach acht Monaten ist: „Die Zahl der Kunden steigt und der Durchschnittsbon auch.“

Tageslicht und Markthallenspirit

Der 1.600-Quadratmeter-Markt verbindet die Green-Building-Bauweise aus hohen Decken und einfallendem Tageslicht mit dem neuen Einrichtungskonzept der Rewe, das auf Wareninseln und optisch leicht erscheinende Kühltruhen Wert legt. Das Ergebnis: eine sympatische Markthallenatmosphäre, die trotz Großzügigkeit auch konzentriert erscheint. Denn obwohl hier rund 15.000 Produkte in den Regalen, Kühlschränken und Sonderplatzierungen stehen, wirkt alles aufgeräumt und systematisch. Und die Beschilderung verschafft Überblick.

Fresh Cut und Granatapfelkerne

Am Start des Kundenlaufs und noch vor der Obst- und Gemüseabteilung steckt gleich eine Überraschung für die Kunden: Es gibt gekühlte Fresh-Cut-Wassermelone, frisch abgepackte Granatapfelkerne und daneben hochwertige Desserts. „Das läuft sehr gut“, sagt Hannes Griffel. Gleich daneben liegt Melone in Vierteln für alle überzeugten Selbstschneider. „Wir wollen jedem Kunden das bieten, was er möchte“, sagt der Kaufmann und will mit seinem Sortiment damit gerade an diesem Standort auch jene Kunden überzeugen, die meinen, Rewe sei teuer. Die günstigen „Ja!“-Produkte sieht man deswegen überall, aber auch vieles aus dem hochwertigen Rewe-Sortiment ist vorhanden.

Griffel ist mittendrin in der Sortimentsarbeit. Dass er als gebürtiger Rostocker die Essgewohnheiten vieler Menschen kennt, macht die Arbeit etwas leichter. So hat er das Veggie- und Vegan-Angebot gleich nach einigen Wochen reduziert. Wurst und Fleisch sind hier eben wichtig, und so gibt es allein drei Sorten von unterschiedlich gewürztem Schweinemett für’s berühmte Mettbrötchen. Zur Zeit liegt der Altersdurchschnitt der Kunden zwischen 50 und 55 Jahren. Die vielen Familien, die zu den rund 15.000 Einwohnern des Rostocker Stadtviertels Groß Klein gehören, sind ebenso potenzielle Kunden wie die vielen Menschen, die ganz in der Nähe ihrem Job in der florierenden Werftindustrie nachgehen. In Groß Klein ist Griffels Markt der einzige Vollsortimenter. Und auch Drogeriemärkte sucht man hier vergebens, weswegen das Kosmetik- und Körperpflegesortiment seines Marktes gut bestückt ist.

Regional ja, vegan nein

Obwohl der Veggie- und Vegantrend hier in Rostock nach Griffels Aussage nicht wirklich zu spüren ist – nach regionalen Produkten ist die Nachfrage groß. Dementsprechend bietet der Kaufmann neben Obst und Gemüse aus der Region auch die Satower Saftpalette und viel Vielanker Fassbrause. Dass die Rewe an diesen Standort als neuen Markt ein Green Building gesetzt hat, muss man dem Unternehmen hoch anrechnen. „UFO“ wird er von manchen genannt, aber der Exot unter den Läden – so diese Bezeichnung überhaupt stimmt – wertet das Viertel auf und ist ein zukunftsträchtiges Statement. Und seit Hannes Griffel das Ruder hier übernommen hat, steigt nach eigener Aussage die Kundenzahl (von wöchentlich 10.000 in der Eröffnungswoche auf aktuell 12.700) und der Durchschnittsbon (von knapp zehn auf knapp elf Euro). Außerdem machen das Arbeiten bei Tageslicht und die als angenehm empfundenen Temperaturen den Markt als Arbeitsplatz interessant, sodass Hannes Griffel, wie er selber sagt, kaum Probleme hat, geeignetes Personal zu finden.

„Green Building“ – warum?

Doch was macht den Markt nun zu einem „Green Building“? Offiziell die Zertifi zierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Grundlage dieser Zertifi zierung ist aber beispielsweise hohe Energieeffi - zienz sowie CO2-Neutralität. Die Heizenergie wird zu 80 Prozent durch Abwärmenutzung aus der zentralen Gewerbekälte und zu 20 Prozent über den Einsatz von Wärmepumpen abgedeckt. Heizungs-, Lüftungs-, Beleuchtungs-, Klima- und Kälteanlage belasten die Umwelt nicht mit CO2-Emissionen. So muss der gesamt Kühlbereich voll verglast sein, was hier in Groß Klein zu Glasfronten von insgesamt eindrucksvollen 42,5 Metern führt, zuzüglich Gefriertruhen. Betrieben wird der Markt zu 100 Prozent mit zertifiziertem Grünstrom aus erneuerbaren Energiequellen. Für Reinigung, Toiletten und Außenbewässerung wird Regenwasser genutzt. Und natürlich ist ein Green Building auch sichtbar „grün“: Der Außeneindruck des Marktes ist durch die hölzerne Tragkonstruktion mit den Leimholzrahmenbindern an der Front unverwechselbar. Und auch innen bestimmen Holzelemente im Dachtragewerk die Optik. Dass an Kühltruhen und Bedientheken viel Holz zu sehen ist, passt gut ins Konzept.

Deutschlandweit wurden von der Rewe seit 2009 bereits 160 Green Buildings fertiggestellt, 120 Standorte sind laut Unternehmen in Planung. Und wie ist es für den Kaufmann, die spezielle Haustechnik zu beherrschen? „Damit habe ich praktisch nichts zu tun, die Technik wird zentral gesteuert.“ Damit nichts die Arbeit für Kunde und Sortiment stört.

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