Artikel

Auf den Ton kommt es an

Das Segment Haarcolorationen wird von vielen immer noch stiefmütterlich behandelt, obwohl viel Potenzial brachliegt. Als Faustregel gilt: Die Kunden wollen Auswahl, Wohlfühlambiente und Beratung. Mehr als jede zweite Frau tut es regelmäßig und mittlerweile auch jeder zehnte Mann:

zur Bilderstrecke, 7 Bilder
Von M. Meier

Haarcolorationen sind mehr als ein Trend. Im Schnitt alle vier bis acht Wochen bekennen die deutschen Verbraucher Farbe. Laut den Marktforschern von IRI lag der Umsatz mit Haarfärbeprodukten im vergangenen Jahr bei 337 Millonen Euro. Der Preis ist zweitrangig. Fast 70 Prozent davon entfielen auf Drogeriemärkte. Vollsortimenter konnten nur etwa ein Viertel vom Kuchen ergattern. Wie bei allen Kosmetikprodukten will der Kunde auch bei Colorationen emotional angesprochen werden. Produkte, die Schönheit versprechen, sollten in einem ebensolchen Ambiente präsentiert werden. Die Einbindung bekannter Events oder Testimonials im Rahmen von Promotions unterstreicht diese Botschaft noch. In Sachen Preis sind Colorationen-Käufer recht „unsensibel“. Laut einer aktuellen Umfrage sind immerhin 46 Prozent bereit, für ihre Wunsch-Coloration bis zu zehn Euro zu bezahlen. Immerhin 27 Prozent würden sogar bis zu 25 Euro ausgeben. Geschultes Verkaufspersonal hilft „Bei Colorationen ist der Sortimentsgedanke sehr wichtig“, betont Xenia Barth von Henkel. Der Vebraucher verlange ein breites Angebot an Farben. Die Ankermarke sollte zu Beginn des Regals platziert werden. „Angebote und Zweitplatzierungen dienen als Erinnerung zum Wiederkauf“, so Barth. Für Aktionen eignen sich Sonderflächen im Markt wie Gondelkopf- oder Inselplatzierungen.

Eine qualifizierte Beratung ist hier besonders gefordert. Neben geschultem Verkaufspersonal können Kommunikationsmittel am Regal dem Kunden Orientierung geben. Naturfarben laufen gut Pflanzenhaarfarben sind ein wachsendes Segment. Naturhaarfarben bestehen zu 100 Prozent aus pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Henna oder Walnuss – es handelt sich also um vegane Produkte. In Zeiten zunehmender Vegan-Zahlen ein interessantes Verkaufsargument. Und Experten lassen wissen: Gegenüber konventionellen Colorationen bieten Naturfarben den Vorteil, das Haar nicht zu schädigen, da sie das Haar lediglich ummanteln, aber nicht in die Struktur eindringen. Durch den Verzicht auf Chemikalien dürfen die pflanzlichen Produkte im Gegensatz zu herkömmlichen Colorationen auch an Schwangere und Jugendliche unter 16 Jahren verkauft werden. Aufhellung und hundertprozentige Grauabdeckung sind mit Naturfarben jedoch nicht möglich. Kommunikation ist das A und O Bei der Vermarktung kommt es darauf an, Pflanzenhaarfarben deutlich als solche zu kennzeichnen. Thomas Mendes vom Naturkosmetikhersteller Logocos empfiehlt daher, die Unterschiede von Natur- und konventionellen Haarfarben direkt am Regal deutlich zu machen.

Interview mit Birgit Huber, Stellvertretende Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Schönheitspflege, Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW)

Frau Huber, welche Trends gibt es im Segment Haarcolorationen für zu Hause?
Huber: Bei Haarfarben liegen reichhaltige und pfl egende Inhaltsstoffe wie etwa Öle im Trend. Was die Farben angeht, ist und bleibt Blond die beliebteste Haarfarbe der Deutschen: 30 Prozent aller Haarcolorationen gehen auf ihr Konto. Die deutsche Frau greift aber auch immer mehr zu ungewöhnlichen Farbeffekten. Der Strähnchenlook und Ombré-Effekte sind nach wie vor angesagt.

Worauf achtet der Verbraucher besonders?
Huber:Verbraucher erwarten Haarfarben, die höchsten Ansprüchen genügen und gleichzeitig in der Handhabung einfach und sicher sind. Eine gute Grauabdeckung wird bei allen Colorationen vorausgesetzt, denn die meisten färben aus diesem Grund.

Wie kann der Lebensmittelhandel die Produktgruppe optimal vermarkten?
Huber: Die Bedürfnisse der Verbraucher sind sehr differenziert. Das muss sich im Sortiment widerspiegeln. Der Handel sollte
ein breites Angebot an Farben von trendorientierten Nuancen bis zu Farben mit hoher Grauabdeckung präsentieren. Geschultes Personal, das eine professionelle Beratung bietet, ist ein weiterer Pluspunkt.

Wie sollte man die Produkte platzieren?
Huber: Die Präsentation der Produkte spielt beim Abverkauf eine große Rolle. Strukturierte Regale, die bei der Auswahl
Orientierung geben, können darüber entscheiden, ob ein Käufer das richtige Produkt findet. Regelmäßige Angebote und sorgfältig ausgewählte Zweitplatzierungen tragen auch dazu bei, Käufer zu gewinnen.

Birgit Huber
Birgit Huber, Stellvertretende Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Schönheitspflege, Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW)

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise