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Kampf um die Pasta

Rohstoffengpässe machen den Produzenten von Nudeln zu schaffen. Missernten in Kanada, dem Hartweizenproduzenten Nummer eins, beeinflussen auch die Produktion in Italien. Erntesteigerungen in Deutschland sind nur eine Notlösung.

Von Martina Kausch | Fotos: AdobeStock/Belokoni Dmitri

Sie gehört einfach zum guten Leben dazu, egal, ob im Singlehaushalt oder auf dem Familientisch: Laut Nudelverband verzehrten die Deutschen 2020 pro Kopf durchschnittlich 9,5 Kilogramm Nudeln. 2021 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren rund 15,8 Millionen Personen, die mehrmals pro Woche Spaghetti, Tagliatelle und Co. verwendeten.

Umso besorgter wird die Meldung des Statistischen Bundesamtes aufgenommen: Klimabedingte Missernten beim Hartweizen könnten zu Engpässen und Preissteigerungen führen, so das Amt anlässlich des Weltnudeltags im Oktober 2021. Demnach sind von Januar bis August 2021 mengenmäßig 7,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum importiert worden. 2020 kamen 86,2 Prozent der nach Deutschland importierten Teigwaren aus Italien. Die Nudelimporte aus dem von der Corona-Pandemie stark betroffenen Italien boomten 2020 mit einem wertmäßigen Plus von 12,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 (Menge: + 6,4 %). Zum Vergleich: Insgesamt gingen die Importe aus Italien im Jahr 2020 wertmäßig um 5,4 Prozent zurück. Pasta als Retter der Handelsbilanz? Dieser Gedanke wäre weiterzuverfolgen, wenn es keine Rohstoffknappheit gäbe. Italien importiert den Hartweizen für das Nationalgericht in erster Linie aus Kanada, und hier gab es 2021 Missernten.

Deutsche Anbauer tun ihr Bestes

Infolge von Dürre und extremer Hitze in den USA und Kanada sowie ungünstigen Wetterbedingungen in anderen wichtigen Anbauländern ist die Hartweizenernte zurückgegangen. Die kanadische Statistikbehörde Statistics Canada schätzt die Hartweizenernte für das Jahr 2021 auf 3,5 Millionen Tonnen. Das wäre nur halb so viel wie im Vorjahr (– 46 %). Ausgleichen wollen deutsche Anbauer: Für das Jahr 2021 wurde hierzulande eine Ernte von 207.000 Tonnen Hartweizen erwartet, das sind 13,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz der Erntesteigerungen kann damit der deutsche Bedarf laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nicht gedeckt werden – er hängt zu 83 Prozent von Importen ab.

Die Alternativen

Vor diesem Hintergrund spielen Alternativen zur konventionellen Pasta eine wachsende Rolle. Vegane Varianten – Nudeln ohne Ei – hatten 2020 einen Anteil von 38,9 Prozent an der inländischen Pastaproduktion (Quelle: Destatis). Hartweizen braucht man aber hier auch.

Eine andere Alternative ist die Produktion von Bio-Pasta. Hier gibt es von einem großen Player Neues: Ab sofort gibt es in Deutschland eine neue Zusammenarbeit zwischen Hilcona und Naturland. Damit kann Hilcona zukünftig verstärkt Produkte in Deutschland anbieten, die unter den Kriterien des Bio-Verbands Naturland erzeugt worden sind. „Bio-Produkte sind eine wichtige Säule der Hilcona-Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Martin Henck, CEO der Hilcona Gruppe. Ihm zufolge sollten sie künftig wie ein selbstverständlicher Sortimentsbestandteil wahrgenommen werden.

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