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„Knäckebrot ist nicht gleich Knäckebrot“

Noch immer kämpft das Segment Knäckebrot um Regalmeter und verlässliche Platzierungskonzepte. Jetzt könnte ein neuer Trend Bewegung ins Spiel bringen. Ein Interview zum Thema mit Dr. Klaus Karg, Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens.

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Von Danica Hensel

Herr Dr. Karg, Bake-off boomt. Merken Sie das auch am Knäckebrot-Absatz?
Dr. Karg: Bei unseren Knäckebroten merken wir den Bake-off-Boom nicht. Allerdings haben wir  auch noch eine traditionelle Bäckerei als zweites Standbein, unsere Fränkische Dorfbäckerei Karg. Hier spüren wir den Boom schon.

Liegt das daran, dass die Käufer so unterschiedlich sind?
Dr. Karg: Letztlich steht jedes Produkt mit allen anderen Produkten im Wettbewerb. Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Trotzdem ist die Käuferschicht von herkömmlichem Brot und Knäckebrot sehr unterschiedlich. Im Prinzip handelt es sich dabei ja auch um völlig verschiedene Produkte.

Wer ist überhaupt der typische Knäckebrot-Käufer?
Dr. Karg: Der Markt ist ja erst einmal relativ heterogen: Knäckebrot ist nicht gleich Knäckebrot. Das Angebot reicht von 250-g-Produkten, die 49 Cent kosten, bis hin zu hochwertigen Knäckebroten. Von daher sind die Käufer auch ganz unterschiedlich. Es gibt ja immer noch Leute, die günstiges Knäckebrot als Notration kaufen. Typische Käufer von hochwertigem Knäckebrot sind allerdings Genuss-Menschen, die Knäckebrot bewusst konsumieren – entweder zu den Mahlzeiten oder auch als Snack zwischendurch. Zum Beispiel im Büro, in der Schule oder abends zum Knabbern vor dem Fernseher.

Also sind ihre Käufer vor allem die Gesundheitsbewussten, die wahrscheinlich auch häufig Bio kaufen?
Dr. Karg: Nicht unbedingt. Es sind natürlich schon Menschen, denen ihre Gesundheit am Herzen liegt und die sich daher von unseren Produkten angesprochen fühlen. Aber ich glaube nicht, dass unsere Kunden nur aus einer Käuferschicht stammen. Dafür ist unser Erfolg einfach zu groß.

Was sind Ihre Topseller?
Dr. Karg: Käse-Kürbiskern ist unser Topseller. Danach folgen Classic-3 Saat, Dinkel und Tomate-Mozzarella.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Zutaten und Toppings aus?
Dr. Karg: Wir suchen alle Zutaten nach festgelegten Qualitätskriterien aus. Besonders wichtig ist uns dabei, dass keine chemischen Zusätze an unsere Produkte gelangen. Wir verwenden beispielsweise keine Konservierungsstoffe und keine Aromen, nicht einmal natürliche. Damit unterscheiden wir uns vom Wettbewerb. Wir verwenden für unsere Knäckebrote wirklich nur die entsprechenden Produkte: Wer die Sorte Käse-Schinken kauft, bekommt echten Emmentaler Käse und Schwarzwälder Schinken. Wenn es darum geht, neue Sorten zu kreieren beziehungsweise neue Toppings auszusuchen sind wir leider relativ eingeschränkt. Denn: Alle unsere Zutaten müssen backstabil und haltbar sein.

Sie verzichten komplett auf Zusatzstoffe. Wie schaffen Sie es dann, dass Ihre Produkte sechs Monate lang haltbar sind?
Dr. Karg: Wir haben in unseren Produkten einen sehr niedrigen Wassergehalt. Das ist auch der Grund, weshalb unsere Produkte einen entsprechenden Preis haben. Wir nehmen mehr Wasser aus dem Produkt heraus, als wir im Produktionsprozess zugeben. Dadurch sind unsere Produkte geschmacklich absolute Konzentrate.

Welche Trends sehen Sie momentan im Segment?
Dr. Karg: Snacking ist einer der größten Trends im Segment. Auch Bio bleibt ein Trend, aber ich glaube nicht, dass er sich noch weiter verstärken wird. Bio hat sich etabliert und ist zu einer festen Größe geworden.

Wie groß ist der Bio-Anteil in Ihrem Unternehmen?
Dr. Karg: Wir machen etwa 60 Prozent Bio, 40 Prozent konventionelle Produkte. Das liegt vor allem daran, dass wir im Export praktisch nur mit Bio unterwegs sind.

Wie können sich Händler im Knäckebrot-Segment vom Discount abheben?
Dr. Karg: Der Discount hat Knäckebrot bisher kaum für sich entdeckt. Vollsortimenter können sich daher über ein breites Sortiment, insbesondere im Premium-Bereich, differenzieren. Nur eine Sorte Knäckebrot anzubieten, ist definitiv zu wenig.

Was kann der Händler bei der Präsentation im Markt besser machen? 
Dr. Karg: Wir haben festgestellt, dass das Segment Knäckebrot vom Handel häufig etwas vernachlässigt wird. Glücklicherweise beobachten wir momentan eine leicht positive Entwicklung. Derzeit entwickelt sich das Knäckebrot-Regal immer mehr zum Knabber-Regal für zwischendurch.

Ihre Knäcke-Snacks sollten also gemeinsam mit den Scheiben platziert werden?
Dr. Karg: Das ist eine echte Philosophie-Frage. Ich persönlich bin der Meinung, unsere Knäckebrot-Snacks gehören ins Knabber-Regal. Dort gibt es ja auch immer eine hochwertige Kategorie, meist in der Nähe der Nüsse. Hier sind unsere Snacks richtig.

Setzt das der Handel auch so um?
Dr. Karg: Einige Händler ja, der andere Teil platziert die Snacks eben im ganz normalen Knäckebrot-Regal. Leider können wir als Hersteller nur bedingt Einfluss darauf nehmen.

Sind Sie dafür zu klein?
Dr. Karg: Ja, Systemanbieter haben natürlich schon größere Einflussmöglichkeiten als wir. Aber wir bewegen uns nun einmal in einem kleinen Markt, wir sind ein kleiner Anbieter. Die Produktgruppe findet bisher noch nicht so ein großes Interesse, wie wir uns das wünschen würden. Damit müssen wir leben.

Wo sollte die Warengruppe Knäckebrot idealerweise platziert werden?
Dr. Karg: Unsere Empfehlung ist es, Knäckebrot innerhalb der Brot- und Backwaren zu platzieren – das ergänzt sich perfekt. In der Praxis wird Knäckebrot allerdings häufig bei Frühstück angesiedelt. Das ist zwar nicht ideal, aber wir können damit leben. Was wir nicht verstehen können ist, wenn Kaufleute Knäckebrot irgendwo in der hintersten Ecke des Marktes platzieren.

Dr. Klaus Karg
Dr. Klaus Karg, Foto: Unternehmen
Dr. Klaus Karg
Dr. Klaus Karg, Foto: Unternehmen
Dr. Klaus Karg
Dr. Klaus Karg, Foto: Unternehmen

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