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Niederlage für Presse Grosso

Das Urteil ist gesprochen: Verlage können in Zukunft direkt mit regionalen Grossisten verhandeln. Damit fällt das zentrale Verhandlungsmandat des Grosso Verbands. Die Bauer Media Group hatte 2011 beim Landgericht Köln die Kartellklage gegen den Grosso-Verband wegen des nach Bauer-Ansicht "unzulässigen Preis- und Konditionenkartells" eingereicht.

Das heutige Urteil verbietet dem Grosso-Verband die Konditionen und Leistungen zentral für die rund 70 regionalen Grossisten zu vereinbaren und macht damit den Weg frei für direkte Verhandlungen zwischen Verlagen und Grossisten.

Das Verfahren vor dem Landgericht Köln ist nur eine Station im Dauerstreit zwischen Presse Grosso und der Bauer Media Group. Bereits im November vergangenen Jahres wurde die Kündigung eines Grossisten durch Bauer vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt – und zugunsten von Bauer entschieden. War bis dato der Vertrieb der Presseerzeugnisse in Deutschland die Aufgabe unabhängiger Grossisten in Monopolstellung, dürfen seitdem die Verlage ihre Erzeugnisse auch selbst ausliefern.

Mit dem heutigen Urteil fällt nun eine weitere Säule des jahrzehntelang praktizierten Grosso-Systems. Unterstützer des bestehenden Systems befürchten negative Auswirkungen auf die Pressevielfalt in Deutschland. Besonders kleine Verlage könnten sich neben den Branchengrößen, zu denen Bauer gehört, schwer behaupten. Die  Branchenverbände BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitschriftenverleger) und VDZ (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger) wollen daher weiterhin mit Presse Grosso über einheitliche Konditionen verhandeln.

Seitens Bauer heißt es, man stehe weiter zum deutschen Pressevertriebssystem. Das Unternehmen will seinen Pressevertrieb auch zukünftig nach den bestehenden Prinzipien Preisbindung, Neutralität und Vielfalt organisieren.

Der Vorsitzende des Grosso-Verbandes, Frank Nolte kündigte an, der Verband werde voraussichtlich vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf in Berufung gehen. Allerdings sei die schriftliche Begründung des Kölner Urteils noch genau zu analysieren.

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