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Russland verhängt Importstopp für westliche Güter

Die Einfuhr von Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse aus allen EU-Staaten und den USA nach Russland ist ab sofort verboten, das gab die russische Regierung heute bekannt. Der Importstopp ist eine Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens im Ukraine-Konflikt

Die fehlenden Lieferungen sollen laut russischen Medienberichten mit Hilfe lateinamerikanischer Staaten sowie China ausgeglichen werden.

„Welche Auswirkungen dies im Einzelnen auf die deutsche Ernährungswirtschaft hat, ist noch nicht abzusehen. Klar ist aber: Sie werden spürbar sein“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt heute. Derzeit verschaffe man sich mit der Europäischen Kommission einen Überblick, welche Auswirkungen dieser Schritt für die Europäische Union haben könnte. Das Vorgehen Russlands stelle die Zusammenarbeit zwischen der russischen und der deutschen Regierung in Fragen des Exports von Agrargütern auf eine harte Probe. Dennoch eigne sich die russische Anordnung nicht als politisches Druckmittel.

Kritik kommt aus der Branche: "Handelshemmnisse und Sanktionen verfehlen nachweislich ihr Ziel, wenn sie, wie hier zu Lasten von Wirtschaft und Verbrauchern gehen", so Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Russland sei ein wichtiger Absatzmarkt für die deutschen Lebensmittelexporteure und auch der russische Markt sei auf Importe angewiesen.



Agrar-Außenhandel mit Russland (Quelle: BMEL)

Der Wert der deutschen Ausfuhr von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft nach Russland betrug 2013 rund 1,6 Mrd. Euro. Damit war Russland nach der Schweiz (1,8 Mrd. Euro) und nahezu gleichauf mit den USA zweitwichtigste Drittland-Destination (außerhalb der EU) für deutsche Agrarexporteure. Bereits im vergangenen Jahr war der deutsche Agrarexport nach Russland durch die russische Importsperre für bestimmte Milch- und Fleischerzeugnisse beeinträchtigt. Die deutschen Agrarexporte sanken um 14,0 % (gegenüber 2012: 1,865 Mrd. Euro). In der wichtigsten Produktgruppe, Fleisch und Fleischerzeugnisse, sank der Exportwert von 493 Mio. Euro im Jahr 2012 auf 346 Mio. Euro. Das dennoch 2013 im Drittlandhandel erzielte Wachstum (+ 2,1 %  auf 15,3 Mrd. Euro) ist insbesondere auf das große Maß an regionaler Diversifizierung des deutschen Agrarexports zurückzuführen.

Aktuelle Entwicklung im Export nach Russland: Im Januar-Mai 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Exportwert weiter gesunken:
> Insgesamt um minus 25 Prozent auf nun rd. 500 Mio. Euro (Jan-Mai)
> In der 2013 wichtigsten Produktgruppe, Fleisch, um nahezu 80 Prozent auf 28 Mio. Euro
> Milch und Milcherzeugnisse: Abnahme um 44 Prozent auf 44 Mio. Euro

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