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Tarifstreit im Einzelhandel: Durchbruch in Baden-Württemberg

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen in Deutschland haben die Verhandlungsparteien in Baden-Württemberg in der Nacht einen Durchbruch erzielt. Die erzielte Einigung könnte bundesweit Signalcharakter für die Branche haben.

Die Tarifpartner hatten seit April 2013 um eine Lösung gerungen. Der Tarifabschluss sieht nun eine Erhöhung der Löhne und Gehälter nach drei Nullmonaten um 3,0 Prozent rückwirkend zum 1. Juli 2013 und eine weitere Erhöhung um 2,1 Prozent zum 1. April 2014 vor. Hinsichtlich der Ausbildungsvergütungen wurden Festbeträge vereinbart. Die Entgelt-Vereinbarungen haben eine Laufzeit von 24 Monaten bis zum 31. März 2015. Zudem wurde durch eine Protokollnotiz zum Manteltarifvertrag sichergestellt, dass die tariflichen Arbeitszeitregelungen den geänderten Anforderungen aus der Praxis Rechnung tragen.

Die Tarifpartner verständigten sich weiterhin darauf, durch eine Ergänzung der Entgeltregelungen Anreize für Unternehmen zu schaffen, eine bisher durch Fremdfirmen vorgenommene Warenverräumung wieder mit eigenen Mitarbeitern durchzuführen und dadurch Werkvertragsverhältnisse zu reduzieren. Zudem einigten sich die Tarifpartner zur Vorbereitung der nächsten Tarifrunde 2015 auf die Durchführung von Projekten in den Themenfeldern Entgeltstruktur und Demografie und vereinbarten weitere Verhandlungen zu Arbeitszeitregelungen.

„Dies ist ein gutes Signal, dass wir auch in den anderen Tarifgebieten nun zu einer Lösung kommen, auch wenn dort die Ausgangssituation eine andere als in Baden-Württemberg ist“, sagte Ulrich Köster, Vorsitzender des Tarifpolitischen Ausschusses des Handelsverbandes Deutschland (HDE). „Der Tarifabschluss ist in sich ausgewogen und ein guter Kompromiss. Wir haben bei den strittigen Themen Warenverräumung und Arbeitszeit Lösungen gefunden“, so Köster weiter.

Die Tarifverhandlungen von Gewerkschaft und Arbeitgebern des Einzelhandels werden auf  regionaler Ebene in ganz Deutschland geführt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte im Januar den für den Einzelhandel in ganz Deutschland geltenden Manteltarifvertrag gekündigt. Ziel ist ein neuer Manteltarifvertrag, der den „geänderten Anforderungen aus der Praxis Rechnung trägt“, heißt es seitens des HDE – etwa durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und veränderte Entgeltstrukturen. Verdi hingegen fordert neben höheren Einkommen die deutschlandweite Wieder-Inkraftsetzung des Vertrags durch die Arbeitgeber.

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