Artikel

Ladenbau-Trends: Theke der Zukunft

Premiumtheken sind Aushängeschilder im LEH und signalisieren Kunden eine hohe warenkundliche Kompetenz. Sie helfen aber nicht nur, die Waren ins optimale Licht zu rücken, sondern wirken oftmals auch als Umsatzturbo.

zur Bilderstrecke, 6 Bilder
Von Mirko Jeschke | Fotos: Santiago Engelhardt, Heiko Rhode, Michael Geyer, Jörg Brockstedt, Boris Golz, Globus

Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass immer mehr Konsumenten durchaus bereit sind, für hochwertige Genussprodukte auch entsprechend mehr zu bezahlen. Gute Voraussetzungen für Händler, die in der Lage sind, ihre qualitativ hochwertigen Waren im Frischebereich auch in einem passenden Rahmen in Szene zu setzen – getreu dem Motto „Das Auge isst mit“. Ganz nebenbei können sie sich damit zudem gegenüber Wettbewerbern profilieren.

Laut EHI Retail Institute stieg der Anteil aller Handelsunternehmen, die mehr als ein Prozent ihres Bruttoumsatzes in Ladeneinrichtung/-gestaltung investiert haben, von 2016 auf 2019 deutlich an (Quelle: EHI-Studie Laden-Monitor 2020). Im LEH haben größere (und teilweise auch kleinere) Märkte mit Premiumanspruch und kaufkräftiger Kundenstruktur verstärkt in optisch ansprechende und teils außergewöhnlich aufwendige Thekenkonzepte investiert. Dabei spielten hochwertige, gut verarbeitete Materialien etwa bei der Thekenverkleidung (Edelstahl, Holz, Fliesen) eine ebenso große Rolle wie komplett neu designte Rückwände und optimale Beleuchtungslösungen. Bei Kühlmöbeln steht zunehmend das Thema Energieeffizienz im Fokus (Stichwort F-Gase-Verordnung).

Michael Kempter, Haustechnikexperte bei Edeka Sulger, stellt fest: „Der Trend geht zu freundlichen, offenen Theken, um die Mitarbeiter und ihre Tätigkeiten im Hintergrund für die Kunden gut sichtbar zu machen. Es wird deutlich mehr Wert auf Transparenz, Hygiene und eine gute Ausleuchtung gelegt – man will sich definitiv nicht mehr verstecken.“

Käseparadies in Lahr

Wie ein außergewöhnliches Thekenkonzept gelingen kann, zeigt das im Frühjahr 2020 umgebaute E-Center in der Arena Lahr. Der Frischebereich innerhalb der 3.770 Quadratmeter Verkaufsfläche wurde ausgebaut und die Käsetheke aus der Weinabteilung ins Zentrum gesetzt. Die Insel mit 130 Quadratmetern Fläche und 29 Laufmetern Bedientheke wird weithin sichtbar mit einem 3,80 Meter hohen Käsehumidor gekrönt. Die Käsetheke („Kohlers Käsewelt“), die mit dem Shopdesign-Spezialisten Aichinger umgesetzt wurde, betreut Abteilungsleiterin Fabienne Gegalski mit zehn Mitarbeitern. Dabei können Kunden zusehen, wenn das Personal die großen Käselaibe aus dem Käsehumidor nimmt und auf den Vorbereitungsflächen in verkaufsgerechte Größen portioniert. Hartkäse wird mit einem elektrischen Käseteiler portioniert. Für Hausleiter Nicolai Bär ist diese Sichtbarkeit und Transparenz ein wesentlicher Faktor für erlebbare Frische.

Sichtbarkeit und Transparenz war für Dietmar Schmidtlein, Projektleiter bei Aichinger, ein wesentliches Gestaltungsmerkmal. Er brachte auch die Idee des gläsernen Käsehumidors in die Beratung ein – eigentlich war der Platz für eine begehbare Kühlzelle vorgesehen. Die gängigen Schnittkäse werden jetzt im Käsehumidor aufbewahrt und nach Bedarf geschnitten. In der Mitte der Theke stehen schwarze Schüsseln, gefüllt mit 15 verschiedenen Cremes und 15 Feinkostsalaten, im Fokus. Diese werden bis auf drei Cremes nach Rezepten von Fabienne Gegalski täglich in der Produktionsküche auf der Fläche selbst hergestellt. Auch dieser Bereich ist einsehbar, ohne Türen und mit nur brusthohen Trennwänden. „Das war zunächst ungewohnt, aber wir können dadurch selbst produzieren und sind dennoch für unsere Kunden ansprechbar und sichtbar“, erklärt die Abteilungsleiterin. Der Umsatz im gesamten Frischebereich ist nach dem Umbau nochmals deutlich gestiegen und macht mittlerweile mehr als 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Mega-Theke bei Stadler + Honner

Ein weiteres, umfangreiches Thekenkonzept hat Edeka Stadler + Honner gemeinsam mit dem Ladenbauer Aha umgesetzt. Das Unternehmen legt nach eigenen Angaben großen Wert darauf, einen möglichst hohen Warendruck in der Theke zu erzeugen. Erreicht werden soll dies durch die Inszenierung der Ware mit dem richtigen Licht, aber auch durch die Berücksichtigung der Mitarbeiter im Verkaufsbereich sowie der Kunden. Die Technik, die hinter der Theke steckt, soll dabei intuitiv bedien- und begreifbar sein.

Bereits beim Betreten des Edeka-Marktes in Unterföhring hat der Kunde den Blick auf die 30 Meter lange Theke im Herzen des Supermarktes. Ziel war es, die jeweiligen Produkte, von Fleisch- und Wurstwaren über Käse bis hin zu Fisch, einerseits farbecht und appetitanregend zu präsentieren und zudem die einzelnen Frischetheken lichterfüllt zu beleuchten. Dabei verhindert die individuelle Kühltechnik die Austrocknung der Ware, während die einzelnen Produktsegmente separat betrachtet und produktspezifisch beleuchtet werden. „Die optimierte Abstimmung von Aha360 zwischen Licht- und Kältetechnik schafft ein perfektes Kühl- und Feuchtigkeitsverhältnis. Das Ergebnis ist eine überragende Farbechtheit und Warentiefe der Fleisch-, Wurst- und Käsewaren“, so Aha-Geschäftsführer Michael Mayer.

Premiumisierung schreitet voran

Mit Blick auf die künftige Entwicklung konstatiert Joachim Dallinger, Leiter Produktmanagement und Marketing bei Epta Deutschland: „Ein Trend, den wir im LEH sehen, ist sicher, dass mehr Wert auf Qualität gelegt wird. So werden bei Fleischprodukten die Haltungsformen der Tiere immer wichtiger. Hier sehen wir auch eine Entwicklung hin zu noch mehr regionalen Produkten. Ein hochwertiges Lebensmittel benötigt auch eine entsprechende Präsentation – bei der gleichzeitig eine sehr gute Lagerung sichergestellt wird.“ Beim Design beobachtet Michael Kempter eine Rückkehr zu geraden, eckigen Formen. Runde und halbrunde Flächen würden tendenziell wieder weniger stark nachgefragt, da sie arbeitsergonomisch sowie mit Blick auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen Nachteile mit sich bringen.

Premiumprodukte verdienen also in jedem Fall auch Premiumtheken. Für Händler dürften sich diese ladenbaulichen Investitionen lohnen, denn in der Regel nimmt mit einer aufgewerteten Frischeabteilung auch deren Umsatz über die Zeit merklich zu.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise