Karli nennen die Mitarbeiter die Fläche in der südlichen Leipziger Innenstadt. Karli, das steht für Karl-Liebknecht-Straße. Seit August 2011 hat das Haus mit der Nummer 6b einen neuen Mieter. Mit Rewe oder Edeka wollte der Besitzer erst gar nichts zu tun haben. Mit dem Mietangebot ist der Privatmann kurzerhand direkt zu Konsum Leipzig gegangen. Vielleicht, um ein Stück Stadtgeschichte aufrechtzuerhalten. Es heißt, dass in dem Haus aus der Gründerzeit der erste Selbstbedienungsladen der DDR beheimatet gewesen ist. Nach der Wende kam Spar, später Ihre Kette – heute steht Konsum Leipzig in großen Lettern an der Fensterfront.
Per Wendeltreppe zum Veranstaltungsraum
Früher belief sich der Grundriss auf rund 80 Quadratmeter – zu klein, um sich gegen Mitbewerber durchzusetzen. 150 Quadratmeter sind daraus geworden. Das Besondere an der Fläche: Per Wendeltreppe erreicht man eine Empore, die als Eventbereich für monatliche Weinabende dient, dahinter liegen Schnippelküche und Mitarbeiterräume. Bei 20 Quadratmetern Lagerfläche müssen die Bestellmengen stimmen. Am Vormittag fahren im Halbstundentakt Lieferanten vor. „Allein Getränke werden jeden Tag geliefert“, sagt Verkaufsleiter Marcel Bork. Die Warengruppengewichtung hat Bork an die Zielgruppe angepasst: Studenten, Berufstätige, junge Familien. Obst und Gemüse, Getränke und Wein stehen im Vordergrund.
Club Mate ist Referenzpreisgeber für junge Zielgruppe
Allein ein Viertel des Umsatzanteils von Obst und Gemüse fällt auf Convenience. 150 selbstgemachte Artikel sind im Portfolio. An einem normalen Tag werden rund 170 Becher verkauft – Wertschöpfung pur. Verkaufsschlager bei Getränken ist Club Mate. Mit 0,79 Euro für die 0,5-Liter-Flasche liegen die Leipziger zehn bis 20 Cent günstiger als die Mitbewerber. Das hat sich rumgesprochen. Konsum Leipzig konzentriert sich in der „Karli“ auf individuelle Stärken: auf Wein etwa. Frischetheken gibt es nicht. Mutig ist die Entscheidung, nur vier SB-Wurstartikel zu listen. „Das kann der Fleischer nebenan besser als wir“, sagt Bork gelassen.
