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95 Jahre RUNDSCHAU: Coppenrath & Wiese – Wie vom Konditor

Coppenrath & Wiese ist mit seinem breiten Sortiment an Torten, Kuchen und Brötchen in vielen Haushalten ein fester Bestandteil der Frühstücks- und Kaffeetafel.

Von Jenny Rommel

Interview mit Kasper von Bockum, Mitglied der Geschäftsführung von Coppenrath & Wiese, anlässlich der Jubiläumsausgabe POWER BRANDS zum 95-jährigen Bestehen der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel.

Herr von Bockum, was ist das Hauptversprechen der Marke?

Auf den Punkt gebracht ist es „die beste Alternative zum Selberbacken“. Bei unseren Produkten können die Gastgeberinnen und Gastgeber jederzeit darauf vertrauen, dass sie gut schmecken und auf der Kaffeetafel glänzen. Wie wir das genau hinbekommen, ist bis heute unser streng gehütetes Geheimnis. So viel sei verraten: Die beiden Vettern Josef Wiese und Aloys Coppenrath, deren Familien auf eine über 200-jährige Konditor-Tradition zurückblicken konnten, hatten die zu ihrer Zeit revolutionäre Idee die frisch gebackenen Kuchen sofort nach der Herstellung bei arktischen Temperaturen einzufrieren. Die Herausforderung lag darin, dass die Sahne nach dem Auftauen nicht in sich zusammenfällt. Dazu haben die beiden Tüftler eine besondere Methode des Aufschlagens entwickelt, die wir bis heute unverändert anwenden.

1975 kamen die Sahneteilchen der Wiener Platte auf den Markt. Was waren weitere Meilensteine? 

Die Wiener Platte war die zweite gute Idee, die Josef Wiese und Aloys Coppenrath so erfolgreich machte. Statt einer ganzen Torte boten sie eine Mischung einzelner Stücke der beliebtesten Torten an. So war und ist für jeden Geschmack etwas dabei und die Stücke lassen sich zuhause bequem portionieren. Das Konzept trägt bis heute, unsere sortierten Platten und Blechkuchen sind gefragter denn je. Manchmal ist aber auch eine stilvolle Torte gewünscht, wie bei Familienfesten, Geburtstagen oder gerade jetzt in der (Vor-)Weihnachtszeit, wenn alle am Kaffeetisch zusammenkommen. Seit 1975 wurde das Angebot daher kontinuierlich erweitert. Heute haben wir rund 100 Artikel im Angebot: Brötchen, Sahne-Torten, Back- und Blechkuchen, Minigebäck, Sahne-Rollen, Strudel … Es wird Sie überraschen, wie unterschiedlich die Geschmacksvorlieben zwischen Friesland und den Alpen sind. Im Norden geht Marzipan, im Süden ist es eher Banana Splitt . Auch bei den Brötchen geht es nicht nur um Weizen oder Vollkorn. Hier sind wir inzwischen bei zehn verschiedenen Sorten. Wir passen unser Sortiment stetig an, weil sich Vorlieben über die Zeit verändern. Cheesecakes zum Beispiel sind heute ein Muss, und auch vegane Torten und Kuchen backen wir inzwischen. Am Kaffeetisch wollen wir schließlich niemanden ausschließen. Ein echter Hit ist die Benjamin-Blümchen Torte für den Kindergeburtstag. Seit ihrer Einführung vor 30 Jahren ist sie aus unserem Sortiment nicht mehr wegzudenken. Um diese Torte hat sich ein eigener Kult entwickelt. 

Wie kann die Marke auch künftig punkten? 

Wir bleiben beim Versprechen, dass es schmeckt, wie vom Konditor. Hochwertige Zutaten spielen eine große Rolle und durch das Frosten kommen wir ohne Konservierungsstoffe aus. So bleibt der Geschmack authentisch und die Früchte behalten ihre Frische und natürliche Farbe. Wir beobachten die sich ändernden Verzehr- und Verbrauchsgewohnheiten und greifen Trends auf. Einen Salted Caramel Cheesecake, wie wir ihn gerade gelauncht haben, hätte es 1975 nicht gegeben. Heute ist das ein Top-Trend. Bei solchen Rezepturen lassen wir uns auch von unserem Auslandsgeschäft inspirieren. Amerikaner und Engländer lieben unsere Produkte, haben aber ganz andere Gewohnheiten. Für sie ist Kuchen eher ein Dessert nach dem Essen. Die Kaffeetafel ist eine typisch deutsche Tradition und die Schwarzwälder Kirschtorte ihr ikonischer Vertreter. Heute sind die kulturellen Besonderheiten fließend, das inspiriert uns auch in der Backstube.

Welche Rolle spielen die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität bei der Produktion?

Seit unserer Gründung sind wir unserem Standort in Nordrhein-Westfalen in Mettingen treu geblieben. Das heißt, wir arbeiten bis heute mit Lieferanten der ersten Stunde, was unsere Grundzutaten betrifft. Milch, Quark und Sahne, das Mehl oder auch die Äpfel aus dem alten Land. Das ist wichtig, weil wir so sicher sein können, die Qualität zu bekommen, die für eine gleichbleibende Güte auch bei großen Mengen wichtig ist. Für die Nachhaltigkeit bedeutet das, kurze Transportwege und Unterstützung der regionalen Betriebe. In der übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie geht es aber um mehr. Zum Backen und Frosten brauchen wir Energie. Wir haben unseren Energieverbrauch durch effizientere Nutzung bereits erheblich reduziert, beziehen Grünstrom und im letzten Jahr haben wir am Firmensitz eine Photovoltaik-Anlage gebaut, die die Grundlast der Gebäudeversorgung deckt. Schrittweise werden wir auch unsere Produktion auf Strom aus regenerativen Quellen umrüsten. Auch neue Verpackungslösungen, die mit weniger Plastik auskommen, sind wichtig. Aber der Produktschutz hat höchste Priorität, denn die Torte muss unversehrt beim Verbraucher zuhause ankommen. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir in allen Dimensionen – Soziales, Ökologie, Ökonomie – am Ball bleiben, auch und besonders, was die Mitarbeitenden betrifft. In unserem Aus- und Fortbildungszentrum können sie sich beruflich weiterentwickeln.

Welche weiteren Themen werden die Zukunft der Marke bestimmen?

Wir verstehen uns gestern wie heute als Familienbetrieb. Unser Leitbild ist „Zusammenhalt“ und wir glauben daran, dass dies auch in Zukunft eine wichtige Qualität ist. Das gilt für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden wie auch für die Menschen, für die ein gemeinsames Stück Kuchen Momente des Genießens und Zusammenseins bedeuten. Und selbstverständlich gehen wir auch beim Qualitätsversprechen unserer Produkte keine Kompromisse ein. Das bedeutet nach unserem Verständnis Nachhaltigkeit im weitesten Sinne.

Welche Herausforderungen sehen Sie?

Beweglich zu bleiben und Neues zu wagen, so wie es schon die Gründer gehalten haben. Den Standort up-to-date halten, fortlaufend in neue Technologien investieren und immer nah an den Wünschen und Erwartungen der Verbraucher sein. Diese Verantwortung tragen wir auch als Arbeitgeber in der Region: Unsere Mitarbeitenden verlassen sich darauf, dass wir zukunftsfähig sind. Einen Akzent haben wir auch gerade mit dem Rebrush unseres Markenauftritts gesetzt. Er steht sinnbildlich für eine Erneuerung mit Augenmaß, die Tradition und Moderne verbindet. Das neue Logo ist besser geeignet für die digitale Kommunikation und wirkt frischer und zeitgemäßer. Auch das ist ein Signal dafür, dass wir nicht stehen bleiben.

Welches sind die Pläne für 2025 und darüber hinaus?

2025 werden auch wir erst einmal Geburtstag feiern – wenn auch „erst“ den 50. – und mit Dankbarkeit und Wissen um das Erreichte unseren Kurs nachhaltig fortsetzen.

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