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Anja Steinhaus-Nafe: Ideen für die Zukunft

Mit Anja Steinhaus-Nafe führt in der fünften Generation ein Mitglied der Familie das Unternehmen, das von Remscheid aus zunächst Wurst und Krustenbraten ins SB-Regal brachte. Heute geht’s viel internationaler zu.

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Von Martina Kausch | Fotos: Reinhard Rosendahl

Sie ist fast ein wenig überrascht von der Überraschung in der Branche. Mit großen Lettern wurde im Spätsommer vermeldet, dass Steinhaus nun japanische Teigtaschen namens „Chinmi“ herstellt. Steinhaus übersetzt „Chinmi“ mit „Delikatesse“, und Delikatessen sind bekanntlich fast zeitlos. „Wir hatten schon Mitte der 80er-Jahre eine Kooperation mit einem Metzger in Tokio, die Beziehung nach Japan ist also nicht neu“, erklärt Anja Steinhaus-Nafe mit Freude in der Stimme und auch mit ein wenig Genugtuung. Nun sei aktuell gerade bei jungen Menschen Asiatisches gefragt, man wolle neue Kunden überzeugen, denn: „Asien steht für leichte Küche“.

Testessen am Familientisch

Also beschloss ein Steinhaus-Team, Teigtaschen zu entwickeln, die einen neuen Geschmack ins Kühlregal bringen. „Wir bündeln hier unsere Teigkompetenz mit unserer Frischkompetenz“, bringt es die Unternehmerin auf den Punkt. Die Testphase verlief, wie sie bei den Steinhaus’ immer verläuft: Fröhliche Testessen mit der ganzen großen Familie einschließlich der beiden Kinder und ganz genaue Analyse von Zutaten, Geschmack und Zubereitungsmethode. Der Convenience-Bereich wächst, die Zubereitung soll in modernen Zeiten so einfach und schnell wie möglich funktionieren. Am Ende standen sechs Produkte. Wichtig war Steinhaus auch, dass Vegetarier mit den reinen Gemüsetaschen genauso angesprochen werden wie Fleischliebhaber. Ein kleiner Bruch mit der Vergangenheit, schließlich hat ein Metzger vor über 175 Jahren den Grundstein für die Firma Steinhaus gelegt. Und ebenso wichtig ist für Steinhaus, ein authentisches Produkt herzustellen. Für die japanischen Teigtaschen reiste Anja Steinhaus’ Ehemann Götz Nafe nach Asien, um die Maschinen zu ordern, die den „Chinmi“ die richtige Form und Konsistenz geben. Arbeitsteilung wird in der Familie groß geschrieben. Anja Steinhaus-Nafe kümmert sich um Vertrieb, Marketing und Entwicklung, Götz Nafe hat Produktion, Finanzen und das Personal im Blick.

Klare Berufsperspektive

Dass die Betriebswirtschaftlerin Steinhaus-Nafe ins Familienunternehmen einsteigen und es dann auch übernehmen würde, war bald klar – „ich habe ja als Schülerin schon hier gejobbt“. Sie sammelte Erfahrungen in anderen Unternehmen der Lebensmittelbranche, hatte aber das eigene Haus fest im Blick. Bei Steinhaus gelang die Unternehmensnachfolge ohne größere Verwerfungen und sukzessive. „Zugute kam mir, dass schon mein Vater mit seinem Bruder das Unternehmen breiter aufgestellt hat. Seit 2006 gibt es keine (Metzger-)Filialen mehr, 1983 brachte er frische Pasta und passende Soßen ins Kühlregal, dann Tortillas und Elsässisches wie Zwiebelkuchen und Quiche.“ Der Sortimentsschwerpunkt Internationale Spezialitäten wurde durch Pieroggi und zwei Pastrami-Varianten aus Rinderbrust erweitert.

Aktuell produziert das Unternehmen mit rund 450 Mitarbeitern auch Handelsmarken und exportiert Pasta in neun Länder. Dass das Unternehmen gut läuft , kann Anja Steinhaus-Nafe täglich von ihrem Schreibtisch aus beobachten: In einer neu errichteten Halle wird bereits produziert. Und was? „Wir erweitern die Kapazität für Chilled Food.“

Info

Anja Steinhaus-Nafe leitet zusammen mit Ehemann Götz Nafe das Familienunternehmen seit 2009. Zuvor hatte die Diplomkauffrau (48) in anderen Food-Unternehmen Erfahrung gesammelt.

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