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Cool Food: Tiefkühlkost behält seine Fans

Ist Tiefkühlkost nach den starken Pandemiejahren weiterhin gefragt? Ja, ist sie – und wartet mit mehr Neuentwicklungen auf denn je. Die Trendthemen im Überblick.

Von Sibylle Menzel | Fotos: Deutsches Tiefkühlinstitut; Hans-Rudolf Schulz

Die Kategorie Tiefkühlkost inklusive Speiseeis bleibt auf Wachstumskurs, protokolliert der Consumer Index der GfK im Oktober. Im Vergleich zum Vorjahr (+ 13,4 %) ist der Umsatz um 1,7 Prozent gestiegen (10/21 YTD). Die Verbraucherstudie „TK-Trendbarometer“ des Deutschen Tiefkühlinstituts (dti) im September 2021 belegt zusätzlich, dass TK seine Fans auch nach der Lockdown-Phase dauerhaft an sich binden konnte: 79 Prozent sind echte Tiefkühlvielverwender, die mehrmals in der Woche, mehrmals oder mindestens einmal im Monat zu TK greifen. Der Anteil ist im Vergleich zur ersten Befragung im April 2021 unverändert.  

#Top 1: Trends und Innovationen

Die Nachfrage nach Klassikern wie Fischstäbchen, Pizzen oder TK-Brötchen wächst, so Matthias Immesberger. Gleichzeitig erkennt der TK-Sortimentsmanager von Globus SB-Warenhaus den Megatrend bei Convenience.

Der Großteil an Neuerscheinungen ist hier platziert: An Konsumenten gerichtet, die sich laut Gutfried „schnelle, einfache Mahlzeiten“ wünschen, feiert der Geflügelspezialist erstmals mit zwei Hähnchenprodukten Premiere in der Truhe. Im Gegenzug wechselt Coppenrath & Wiese mit der Kuchen-Range „Spontaner Genuss“ erstmalig von der Truhe in die Kühlung: Diverse Sorten werden tiefgekühlt an den LEH geliefert und bedarfsgerecht aufgetaut.

„Gemeinsam mit Transparenz, Tierwohl und Regionalität sind vegane und vegetarische Produkte die wichtigsten Trends, die 2022 weiter an Relevanz gewinnen“, ist Frédéric Dervieux, CEO Frostkrone, überzeugt. Weitere Premieren, die Veggie und Vegan aufgreifen, sprechen dafür: Agrarfrost sondiert mit der neuen Marke Love Greenys und vegetarischen Eintopfklassikern das Terrain jenseits seiner Kartoffelexpertise. Als „erster Anbieter eines veganen Produktes in der Kategorie TK-Brot-Snacks“ feiert Nestlé Wagner den Ausbau der Rustipani-Range mit Pilz-Topping. Auch Frosta verkündet Pionierarbeit als „erster Anbieter pflanzlicher TK-Gerichte mit Fleischalternativen, die komplett ohne Zusatzstoffe, Aromen und sonstige Zusätze auskommen.“ Das Konzept auf Erbsenproteinbasis nennt Frosta „Vegan+“, es umfasst zunächst drei Hähnchen-Klassiker.

Erbsen als alternativer Proteinlieferant setzen sich durch (Iglo), ebenso Sonnenblumen (Followfood), auch Soja kommt zum Einsatz, überwiegend etwa bei der skandinavischen Marke Oumph!. In Deutschland über Livekindly Germany vertrieben, setzt die unkonventionelle Range im schwarzen Design mit Burgern und Co. frische Akzente. Hafer ist dagegen die Basis zweier Eissorten der Vegan-Marke Valsoia, die Genuport im Vertrieb hat ‒ unter gleichem Dach ist ab sofort exklusiv das Premiumeis von Häagen-Dazs erhältlich.

Für deutsche Speiseeishersteller fiel bis zum ersten Halbjahr 2021 die Bilanz durchwachsen aus. Zwar legten die Umsätze um vier Prozent zu, die Absätze gingen dagegen leicht zurück. „Wir hoffen auf mehr Sonnenschein und deutliche Absatzsteigerung“, kommentiert Gustavo-
Gusto-Chef Christoph Schramm, der sich mit fünf Sorten erstmals „aufs Eis“ gewagt hat. Das Geschäft mit den Premiumpizzen blieb mit 50 Prozent Umsatzuwachs aber auch 2021 ein Wirschaftserfolg, der in diesem Jahr mit neuen Sorten fortgesetzt werden soll.

#Top 2: Sustainability

Verpackung, Klima, Tierwohl ‒ Nachhaltigkeit steht in ihren Facetten ganz oben auf der Agenda. Jüngst kündigte Edeka an, das gesamte Sortiment der tiefgekühlten Geflügelprodukte (Hähnchen) seiner Eigenmarken auf Haltungsform 2 oder höher umzustellen, bis Anfang des Jahres gefolgt von mehr als 20 TK-Convenience-Produkten.

Seit geraumer Zeit sind zahlreiche Unternehmen aktiv dabei, bei Produktion und Herstellung klimatische Auswirkungen zu reduzieren beziehungsweise zu neutralisieren. Die Frage bleibt, inwieweit Konsumenten die Klimawirkung verschiedener Produkte und Kategorien erkennen und vergleichen können. Erleichterung verspricht die Initiative Together for Carbon Labelling, zu der sich Tiefkühlspezialist Frosta sowie Nestlé, Mymuesli und Oatly zusammengetan haben. Ziel des Klimalabels: die einheitliche, anerkannte und wissenschaftlich fundierte Standardisierung für eine transparente Kommunikation der CO2-Emission.

#Top 3: Food Waste

Lagerfähig, lange haltbar: Der Anteil entsorgter Tiefkühlprodukte sollte sich in deutschen Haushalten in Grenzen halten. Nach der Trendbarometer-Studie des dti haben tatsächlich 49 Prozent der Befragten noch nie ein TK-Produkt weggeworfen, das können nur 26 Prozent der TK-Nichtverwender sagen. Auch wenn Tiefkühlkost weitaus weniger als Frischware weggeschmissen wird, heißt der Umkehrschluss: Bei 51 Prozent der TK-Verwender landet sie doch ab und an im Müll. Zu einer der Gründe zählt das schlichte Vergessen der Ware im heimischen Tiefkühlgerät.

Unternehmensseitig ist man für das Thema Lebensmittelverschwendung längst sensibilisiert. Im Haus Coppenrath & Wiese, das die Studie untersützt hat, liege der Lebensmittelverlust bezogen auf die Gesamtmenge an Fertigerzeugnissen deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Ein Ergebnis, das etwa durch Weiterverarbeitung von Apfelschalen zu Apfelmark ermöglicht werde oder durch die Weiterverwendung von Abschnitten aus der Biskuitbodenproduktion. Nestlé Wagner, ebenfalls Unterstützer der Studie, betont den Vorteil, dass Lieferanten Zutaten für Pizzen und Snacks in der benötigten Menge und Größe anliefern können, was bereits in der Herstellung Abfall vermeide. 

Nachgehakt bei Matthias Immesberger, TK-Sortimentsmanager Globus SB-Warenhaus

Die TK-Renner in Ihrem Markt?  
Produkte für die Zielgruppe Familien mit Kindern verzeichnen einen deutlich erhöhten Index. Auch Snack- und Fingerfoodprodukte sind auf hohem Niveau. Außerdem erlebt der Vorratskauf, vor allem bei Obst, Gemüse, Smoothiebowls, Veggie etc., eine Rennaissance.

Wie entwickelt sich Veggie generell?
Veggie, inklusive Vegan, hat insgesamt die höchste Wachstumsrate im TK-Bereich. Als Grund sehe ich, dass die Kategorie vom Markteintritt großer Markenhersteller profitiert und die Artikel entsprechend präsent platziert und vermarktet werden.

Erkennen Sie noch weitere Trends?
Tiefkühlkost ist wie Convenience in Summe ein Megatrend. Durch den starken Kundenzulauf in Pandemiezeiten haben viele Kunden die unschlagbaren Vorteile der Kategorie schätzen gelernt.

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