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Round Table TK: Tiefkühlkost macht’s möglich

Über conveniente Helfer bis zum Interesse an Premium-Produkten diskutierte unsere Expertenrunde zum Thema Tiefkühlkost. Fest steht: Es gibt einige Stellschrauben, um das Angebot noch mehr in den Fokus zu rücken.

Gruppenfoto vor dem Austausch zwischen Vertretern von Industrie und Handel beim Round Table Tiefkühlkost in Frankfurt a. M. Das Fazit danach: Gespräche dieser Art bringen Know-how und frische Impulse, um die Kategorie gemeinsam weiter zu stärken. Foto: Heiko Rhode
Von Sibylle Menzel | Fotos: Heiko Rhode

"Wir sehen das Tiefkühlvolumen weiter steigen. Die Abteilung hat in den nächsten Jahren noch riesige Potenziale. Ohne Wenn und Aber“, sagt Frank Langanki, Inhaber des Edeka Hessencenters. Aktuelle Prognosen des Deutschen Tiefkühlinstituts (dti) bestätigen seine Einschätzung: Der TK-Absatz im LEH und Heimdienst soll 2024 die Zwei-Millionen-Tonnen-Marke knacken und damit um ein Prozent steigen; die Umsätze um fünf Prozent auf 12,22 Milliarden Euro klettern.

Nach Beobachtung des ersten Halbjahres 2024 sind Zuwächse besonders bei TK-Obst, Kartoffelprodukten, Fisch, Fleisch/Geflügel, TK-Pizza, und TK-Snacks zu erkennen; Stagnation bei den TK-Fertiggerichten – bei TK-Backwaren und TK-Gemüse werden Rückgänge verzeichnet. Die Inflationsentwicklung habe sich zwar deutlich abgeschwächt, kommentiert Sabine Eichner, Geschäftsführerin des dti, viele Konsumenten seien aber nach wie vor verunsichert und schränkten ihre Ausgaben ein. Mit einer Käuferreichweite von 96 Prozent habe TK jedoch in nahezu jedem Haushalt einen festen Platz. 

Problemlöser aus der TK-Truhe

In der Expertenrunde aus Industrie und starker Handelspräsenz stand die Diskussion rund um die Entwicklungen im Tiefkühlsegment im Mittelpunkt. Erster Fokus: die steigende Nachfrage nach convenienten Tiefkühlprodukten. „Convenience-Konsumenten kaufen TK-Produkte aus verschiedenen Gründen, sie haben z.B. keine Lust, aufwendig zu kochen oder wünschen sich eine Zeitersparnis. Das heißt, TK kann der richtige Helfer sein, um immer etwas Gutes, Frisches für alle Bedürfnisse auf den Tisch zu bringen, auch spontan, wenn Gäste kommen“, stellt Eichner den Ergebnissen der repräsentativen Verbraucherbefragung „TK-Trendbarometer“ mit Schwerpunkt Convenience voran, die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag des dti Mitte Juni 2024 durchgeführt hat.

Weitere Ergebnisse daraus: Männer (41 %), Jüngere zwischen 18 und 39 Jahren (39 %) und sogenannte „Vielverwender“, die mindestens einmal im Monat Tiefkühlprodukte verwenden (39 %), kaufen deutlich häufiger Convenience-Produkte ein. Und: Conveniente TK-Produkte zum Erhitzen oder Auftauen wie zum Beispiel TK-Pizza, tiefgekühlte Gemüsepfannen oder Torten werden signifikant häufiger gekauft als solche aus der Kühlung oder als Tüten- und Dosenfertigprodukte. 

THEMA: Convenience

Praktische Alltagshelfer sind gefragt, TK liefert sie. Dennoch: Bei Angebot und Darstellung gibt es noch Luft nach oben. 

Von der ältesten bis zur jüngsten Generation: In den Käuferhaushalten sind die Ausgaben für conveniente Produkte 2023 im Vergleich zu 2019 erheblich gestiegen, wenn sich bei den einzelnen Jahrgängen auch Unterschiede zeigen. Mit Berufung auf die Erhebungen von GfK (GfK Consumer Panel CP + 2.0 FMCG) setzt Petra Engels von GS1 Germany bei ihrem Impulsvortrag den Schwerpunkt auf die Jahrgänge, bei denen die Ausgaben für Convenien

ce im Vergleichszeitraum am stärksten zugelegt haben. Wie bei den sogenannten Millennials (Jahrgänge 1982-1996) um 55 Prozent. Dabei handelt es sich auch um die Käufergruppe der Familien, deren Alltag heute zumeist von diversen Aktivitäten und Verpflichtungen erfüllt ist. Unkomplizierte Essenszubereitung ist gefragt. Sabine Ahrens, Vertriebsleiterin LEH/Discount bei Schne-frost, hält fest: „Die Snacks unserer Marken Snackmaster und Avita, aber auch die traditionellen Kartoffelprodukte unserer Marke Schwarmstedter ermöglichen die Zubereitung schneller Mahlzeiten – Kartoffelpuffer oder Rösti werden dann zum Beispiel mit Apfelmus ohne viel Aufwand zu einer Mittagsmahlzeit. Nach unseren Erkenntnissen werden die Kaufentscheidungen für unsere Marken überwiegend von Frauen getroffen, die einen Mehrpersonenhaushalt mit Kindern führen.“

Daneben steht bei Generation Z (Jahrgänge 1997-2011) Convenientes hoch im Kurs, ihre Ausgaben dafür haben sich 2019 bis 2023 um 84 Prozent erhöht. Arun Chandhok, Filialleiter bei Tegut, beobachtet jedoch: „Im Vergleich zu den Produkten zum Sofortverzehr geht es Gen Z bei TK-Produkten noch nicht schnell genug.“ Ein Ansatz, bei dem Edeka-Kaufmann Ingo Haller durchaus Potenzial sieht. Hier sei auch der Handel gefragt, TK-Produkte am PoS als ideale Lösung in den Fokus zu rücken, für die häufig wenig bis gar kein zusätzlicher Zeit- und Kochaufwand entstehe, da ihre Zubereitung im Backofen, Mikrowelle und Co. quasi „nebenher“ laufe.

Sina Haller, Einzelhandelskauffrau und Vertreterin der Gen Z beim Round Table, sieht im convenienten, veggie/veganen TK-Angebot allerdings noch Lücken in Richtung kombinierter Produkte, die sich weniger als Snack, sondern vielmehr als vollständige Mahlzeit an eine junge, gesundheitsbewusste Zielgruppe richten würden. Für die Gesprächsrunde steht fest: Veränderungen im Alltags- und beruflichen Leben, die sich in den letzten Jahren herauskristallisiert haben, und unterschiedliche Lebensphasen tragen u.a. zu einem höheren Bedürfnis nach Convenience-Produkten bei.  

Als weitere Pluspunkte kommen laut Dirk Müller, Marktleiter im Edeka Hessencenter, auch die Möglichkeiten der Vorratshaltung und Portionierbarkeit vieler TK-Produkte hinzu, die die Vielfalt und die Flexibilität der Essenszubereitung unterstützen: „Mit Sicherheit sind rund 50 Prozent der Einkäufe davon beeinflusst.“ Speziell was conveniente TK-Produkte im Snack-Format angeht, Zustimmung von Judith Petit, Head of European Shopper Activation bei Original Wagner Pizza: „Wir glauben, dass Konsumenten und Shopper häufig nach Lösungen suchen, die sie als Snack nutzen können. Und da bieten wir im TK-Bereich ideale Lösungen, die man gut auf Vorrat einkaufen und gut portionieren kann. Das Thema Snackification wird noch weiter an Bedeutung gewinnen und es ist wichtig, dafür die perfekten Konzepte zu entwickeln.“ 

THEMA: Premium

Trotz preissensibler Kunden: Tiefkühlkost in Premium-Qualität liefert dem Handel weiterhin enormes Potenzial.  


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