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95 Jahre RUNDSCHAU: Frosta – Einfach ohne Zusatz

Das Reinheitsgebot bei TK-Fertiggerichten hat Frosta zum Markenkern entwickelt. Nun will das Unternehmen aus Hamburg zu einem der größten TK-Bio-Produzenten werden.

Von Martina Kausch

Interview mit Hinnerk Ehlers, Vorstand Marketing bei Frosta, anlässlich der Jubiläumsausgabe "POWER BRANDS" zum 95-jährigen Bestehen der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel.

Herr Ehlers, wie bringt Frosta seinen Markenkern sprachlich auf den Punkt?  

Wir möchten Essen bieten, wie es sein sollte, wie man es selber zu Hause kocht.  Mit besten naturbelassen Zutaten, ohne Zusatzstoffe, ohne Aromazusätze. Deswegen gibt es unser Frosta Reinheitsgebot - unser Versprechen, keine Zusätze zu verwenden. Da sind wir hundertprozentige Überzeugungstäter und die Aussage „Wir glauben an Echtes Essen“ trifft das sehr gut. 

Als Sie die ersten Produkte ohne Zusatzstoffe entwickelt haben, gab es einmal ein Beben – in der Branche und vor allem im Unternehmen… 

2000 war Frosta eine kleine Marke und hatte es gegen die Wettbewerber schwer. Nach der Einführung unseres Reinheitsgebots hatten wir 2003 das schlechteste Geschäftsergebnis der Firmengeschichte, obwohl die neuen Produkte, ohne Zusatzstoffe wirklich hervorragend schmeckten, auf jeden Fall viel besser als vorher. Das war ja eine Revolution am Markt. Aber es lief nicht. OK, die Produkte wurden etwas teurer und die Verbraucher haben sich mit Probierkäufen zurückgehalten, dachten wohl, das ganze wäre nur ein Marketing Relaunch. Wir mussten Mitarbeitende entlassen, viele haben wir später wieder eingestellt. Aber die Hauptaktionäre waren sich einig - der Weg ist richtig, Produkte ohne Zusatzstoffe sind die Zukunft. Viele Experten haben uns ermutigt, wir haben aus der Food Szene sehr viel Zuspruch bekommen. 2006 war Frosta wieder Marktführer für tiefgekühlte Fertiggerichte. Die letzten 14 Jahren sind wir nun immer zweistellig gewachsen, haben das Geschäft mit der Marke Frosta mehrmals verdoppelt.  

Es gibt mehrere tausend zugelassenen Zusätze, die die Produkte günstig und die Herstellung einfacher machen. Wenn man auf all diese Dinge verzichten will, wird die Herstellung komplizierter. Auf wie viele Produkte muss der Konsument verzichten? Wie anstrengend ist die Tüftelei?  

Es ist tatsächlich viel Tüfteln dabei, aber es nicht anstrengend, sondern macht Spaß. Mit dieser Konsequenz neue Produkte zu entwickeln, motiviert uns alle. Wir verwenden stets sehr gute Zutaten, sehr gute Rezepturen und verbessern stetig unsere Produktionsanlagen. So stellen wir mittlerweile eine echte Mehlschwitze auf unseren Anlagen her. Ohne Bindemittel. Unsere Produktentwicklung, in der Köche und keine Chemiker arbeiten, haben mittlerweile eine prima Expertise, die sich im Lauf der Jahre stets weiterentwickelt hat – denn sie müssen ja von Anfang an ohne Zusatzstoffe arbeiten. Es macht total Spaß, immer wieder zu überlegen wie man richtig, richtig super Produkte machen kann, die denen am nächsten kommen, die man selber frisch zubereiten würde, oder die ein guter Koch frisch kochen würde.  

Frosta hat ha einen Küchenprofi in der Führungsetage, Felix Ahlers, der Vorstandsvorsitzende, ist gelernter Koch. Entwickelt er mit? Woher kommen die Ideen für neue Produkte? 

Felix Ahlers, unser CEO, ist Koch und hat bei einem Sternkoch in Paris gelernt und tatsächlich leitet er bei uns auch heute immer noch das große Team der Produktentwicklung. Wir haben die Trends im Blick, schauen uns an, was gut bei den Lieferdiensten und in Restaurants oder auf Streetfood Märkten läuft. Auch wenn wir aus Liebe für eine Idee handeln, ohne professionelle Marktforschung geht es auch bei uns nicht. Da sind wir ordentlich aufgestellt. Aber der Drive für die Dinge kommt aus uns selbst, aus den Produktideen, aus diesem Reinheitsgebot und das macht uns Spaß. Ein Nebeneffekt unseres konsequenten Ansatzes ist eine geringe Fluktuation im gesamten Unternehmen.  

Aber bestimmte Gerichte sind dann nicht möglich… 

Es gibt zum Beispiel keine Produkte mit Backtriebmitteln, denn Backpulver ist auch ein Zusatzstoff. Aber wir halten das Versprechen des Reinheitsgebots ein.. Wir wollen es nicht aufweichen oder mal eine Ausnahme machen – nein. Keine Tricks und keine Geheimnisse, denn Transparenz gehört von Anfang an zum Reinheitsgebot. 

Inwiefern? 

Zu einem Zeitpunkt, wo diese Transparenz ja noch Null üblich war, hatten wir bereits die Herkunft aller unsere Zutaten im Internet, in einem Zutatentracker, veröffentlicht. Bis wir gemerkt haben: Die Herkunftsangaben müssen wir besser kommunizieren, direkter, die müssen auf die Packung. Das war aber technisch kompliziert. Wir haben dann ein Projekt gestartet und drucken seit einigen Jahren direkt während der Produktion, chargengenau die Herkunftsländer aller Zutaten auf jede Verpackung. Wenn dann mal ein Ursprung wegen einer schlechten Ernte wechselt, dann ist das für uns kein Problem mehr.   

Spüren Sie aktuell die Preissensibilität der Konsumenten? 

Die Preissensibilität nimmt generell zu. Das ist eine Konsequenz der hohen Inflation. Dennoch ist Frosta gerade in den letzten drei Jahren sehr stark gewachsen. Vielleicht liegt das an der hohen Qualität und vielleicht vergleichen die Verbraucher unsere Preise auch mit den Preisen von Lieferdiensten oder den Preisen beim Mittagstisch vom Restaurant um die Ecke. Denn in Relation zu deren Preisen ist Frosta doch wirklich günstig. Wenn der Konsument sich etwas über den Lieferdienst bestellt oder ins Restaurant geht, dann kostet eine Mahlzeit vielleicht neun oder zwölf Euro. Dagegen sind 3,49 oder 4,69 für ein Frosta-Gericht doch relativ günstig.  

Gerade unsere 375 Gramm-Beutel für 3,49 Euro kommen aktuell sehr gut an, dort kommen wir mit der Produktion kaum hinterher. Diese „kleinen“ Mahlzeiten sind extrem beliebt und laufen supergut.  

Wo geht denn die Reise produkttechnisch hin? 

Grundsätzlich bleiben wir unserem Reinheitsgebot bei allen Neuentwicklungen treu. Meist drehen sich die Ideen um drei Länderküchen, das bedeutet, wir denken an Produkte aus der asiatischen, mediterranen und deutschen Küche. Etwa fünf Produkte kommen jährlich neu in die Truhen, und werden mit vielen Marketingmaßnahmen unterstützt und der Absatz präzise getrackt, denn sie müssen gut funktionieren, sonst werden sie vom Handel wieder rausgenommen… 

…und landen auf dem Produktfriedhof der Homepage? 

Ja. Wer viel macht,  macht auch mal Fehler. Um erfolgreich die Kategorie zu entwickeln, müssen wir viel versuchen. Das schöne ist, dass manche Produkte wieder kommen, wenn viele Konsumenten auf der Homepage sie sich wünschen.  

Thema veggi und vegan: Fleischersatz kommt aus dem Labor, wie lösen Sie dieses Problem?  

Frosta bieten mittlerweile viele Produkte komplett ohne Fleisch und auch ohne Fleischalternativen wie z.B. unser Chili con quinoa. Auch unsere Street Food-Variationen kommen ohne Fleisch aus.  Bei Fleischersatz arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, die das Reinheitsgebot so ernst nehmen wie wir.   

Was wünschen Sie sich vom Handel?   

Wir glauben grundsätzlich an Arbeitsteilung. De Händler verstehen ihr Geschäft, wir unser. Eines fällt mir allerdings auf, wenn ich das Geschäft in Deutschland, mit dem in den USA oder Kanada vergleiche: Dort war ich fast 9 Jahre tätig, und dort ist der Wunsch der Einkäufer und Händler nach Innovationen riesig. Wenn es ein neues Produkt gibt, verhandelt man nicht über den Preis, sondern über die Frage, wer bekommt es als erster. „First to Market“ ist dort alles.  Der Preis spielt meist keine Rolle – man will es einfach als erster seinen Shoppern anbieten. Es gibt dort eine ganz große Offenheit für neue Produkte.  Die gibt es hier auch, aber wenn es dann so weit ist, verzögert sich manchmal schon der Start oder ein zügiger nationaler Rollout.  

Sie setzen künftig stärker auf Bio?  

Ja! Frosta wird zu einer der größten TK Bio Marken und seit Oktober bieten wir nun 22 Bioprodukte an. Das wir eigene Anbaugebiete und eigene Gemüsewerke haben, können wir hier mit unseren Landwirten wirklich hervorragende Produkte anbieten. Das besondere von Frosta Bio ist, dass wir auch bei den Bio Produkten keine Zusatzstoffe und Aromen einsetzten, denn rein rechtlich sind auch bei Bio Artikeln über 50 Zusatzstoffe „erlaubt“. Wir nennen das intern „FRoSTA Bio plus“. Sechs bis sieben Prozent der Bevölkerung sind Biokunden, Tendenz steigend. Wir wollen dem Handel helfen dieses Segment stark auszubauen.  

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