Den Tag erinnert Martin Schätz genau. Am 18. Juni 2016 zog seine Frau Bianca Schätz einen Brief aus dem Briefkasten, der jetzt gerahmt im Büro des Kaufmanns hängt. Denn an diesem Tag bekam er schriftlich den Zuschlag für den neuen Markt an der Kurt-Triest-Straße in Nürnberg. Die Edeka Nordbayern Sachsen Thüringen hatte sich für den Kaufmann aus Fürth entschieden, der dort bereits seit 2008 einen 2200-Quadratmeter-Markt betreibt. Sein Betreiber-Konzept hatte überzeugt. Seit Mitte Dezember 2018 hat Nürnberg nun einen funkelnagelneuen 2666-Quadratmetermarkt der besonderen Art. Der besonderen Art, weil das Grundstück jahrelang brach lag, das Gebäude komplett neu gebaut wurde – und noch längst nicht alle Nachbarn existieren. Also ist es auf dem aktuellen Stand der Technik: Leergut beispielsweise wird unterirdisch von der Abgabestation hinter dem Eingangsbereich ins Lager transportiert.
Betritt man das Gebäude, hat der Markt dank Großzügigkeit sofort Platz für Sonderplatzierungen und Themenaufbauten. Von hier aus wendet man sich entweder dem Einkauf, oder der Pause im Café der Bäckerei Kalchreuther mit hellen Plätzen an der Fensterfront zu. Unmittelbar neben dem Brot- und Kuchentresen lädt die „Marktküche“ mit Pizza- und deftigen regionalen Angeboten ein. „Wir bieten auch Catering, das bereits gut angenommen wird: Es wurde schon das erste Spanferkel geordert“, berichtet Martin Schätz.
Viel Platz für Obst und Gemüse
Der Eingangsbereich erschließt neben dem Eingang in den Vollsortimenter mit großzügiger Obst- und Gemüseabteilung auch den 500-Quadratmeter-Getränkemarkt mit allein über 400 Biersorten. Dem Kunden bietet sich also die Möglichkeit, gleich als erstes die Getränkekisten aufzuladen oder am Ende der Einkaufstour für die flüssige Nahrung zu sorgen. In jedem Fall sind die sieben Kassen – einige auch zum Selbstscannen – nicht weit.
Exoten und Regionales
In der O&G-Abteilung wird bei umfangreichem Angebot von Exoten bis hin zu Cayoten Neues mit Extra-Aufstellern beworben („Hallo, ich bin eine Jackfrucht. Mich gibt es in der Truhe frisch geschnitten“). Andererseits spürt man, dass Regionalität für den fränkischen Kaufmann eine große Rolle spielt. „Frische aus dem Knoblauchsland“ prangt als Wandaufschrift, schließlich wird im Dreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen traditionell viel Gemüse angebaut. Doch nicht nur heimische Kartoffeln, Zwiebeln und Kohl verkauft Schätz gerne. Bei Produkten, die in der Region produziert werden, reicht das Angebot von Kaffee über Schokolade bis zu Herstellern aus Franken, die mit veganen oder zuckerreduzierten Produkten punkten. Die Produkte von Soulfood LowCarberia beispielsweise, Frankonia aus Veitshöchheim, Espressone (Cadolzburg) und natürlich eine Reihe von Bieren aus fränkischen Brauereien, ein breites Angebot von Frankenweinen, aber auch Gentleman’s Drinks von der Nürnberger Trinkkartell GmbH vervollständigen das Angebot. Und dank der Großfläche und dem breiten Non-Food-Sortiment hat der Markt durchaus Warenhauscharakter. Es gibt eine umfangreiche Drogerieabteilung, Haushaltswaren vom Eierkocher bis zum Lockenstab und von der Gießkanne bis zur Kindergeburtstags-Deko. Für die Kinderspielecke hat Playmobil gesorgt.
Ein ganzes T-Bone Beef pro Woche
Die Orientierung funktioniert dank großformatiger Wandbeschilderung gut, aber auch extra Sortimentshinweise an beispielsweise den Mopro-Kühlschränken oder dem Aktions-Regal helfen beim Finden der gewünschten Produkte. Nach und nach wird die Deko sich dank Marktaktivitäten „vermehren“. Beispielsweise hat Martin Schätz die leeren Flaschen der vergangenen, regelmäßig stattfindenden Whisky-Verkostung elektrifizieren lassen – besonderer Eye-Catcher neben der Whiskey-Schatzkammer in Form eines Spirituosen-Glasschranks. Und immer wieder gibt es für den Shopper im Markt besonderen Service. Für den Fall, dass der Kunde „eigentlich“ nur ein, zwei Dinge schnell mitnehmen wollte, angesichts des Angebots aber dann doch einen Einkaufskorb braucht, platziert Schätz beispielsweise eine Korbkiste kurz vor der Frischetheke. Die misst 22 Meter und bietet neben Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse auch Frisch- und Räucherfisch.
„Die Kunden fragen nach Besonderem“, beobachtet Martin Schätz nach den ersten drei Monaten. „Ein ganzes Dry Aged T-Bone Beef verkaufen wir pro Woche“, sagt er. Übrigens macht der Kaufmann so gute Erfahrungen mit seinem Lieferdienst, dass er jetzt einen zweiten Fahrer und einen zweiten Wagen braucht. Zugute kommt dem Angebot des Edeka-Kaufmanns, dass es in Fürth einen regionalen Schlachthof gibt. Der Metzgermeister des Marktes kann nun Bratwürste herstellen, die laut geografischer Herkunftsbezeichnungsregel der EU-Kommission auch wirklich „Nürnberger Rostbratwürste“ heißen (dürfen). Was will man (in Franken) mehr.