Da bekommt die Bezeichnung „Tal der Ahnungslosen“ eine ganz neue Bedeutung. Fragt man in der Region Dresden nach dem nächsten Rewe- oder Edeka, herrscht langes Schweigen. „Wir haben unseren Kaufland“, hört man oft. Ein Rückblick:
Kaufland gelingt nach der Wende, was andere Mitbewerber nicht schaffen: den „Ossis“ nicht als Westkonzept gegenüberzutreten. Um Kaufland in Schach zu halten, schicken Rewe und Edeka nach und nach ihre Discountformate vor. Auch Aldi mischt mit. Kaufland kontert mit Lidl. Das geht so lange gut, bis die Expansionsmöglichkeiten erschöpft sind. Heute sind rund 70 Prozent des Marktes in der Region Dresden in der Hand von Discountern.
Selbstständige Kaufleute als Instrument der Marktbelebung
Bei der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen hat man nun erkannt: Die Marktlücken können nur selbstständige Kaufleute stopfen. Einer davon ist John Scheller. Drei Märkte führt die Familie. Zwei auf dem Land, seit Mai 2011 einen in der sächsischen Landeshauptstadt – auf dem Areal des ehemaligen Dresdner Hofbrauhauses. Den Markennamen haben sich die Schellers schützen lassen und brauen eigenes Bier.
Höchster Umsatzanteil bei O&G im Regionalverbund
„Wir haben den größten Umsatzanteil von Obst und Gemüse in der Region“, sagt John Scheller. 14,5 Prozent macht er, sechs Prozent mit frischer Convenience – bei zehn Millionen Euro Gesamtumsatz. Baulich gut gelöst im 2500 Quadratmeter großen E-Center ist das Thema Schnippelküche in der Obst- und Gemüseabteilung. Bei den Theken setzt Scheller Fisch an den Anfang des Kundenlaufs „als Impulsgeber“. Die Margen bei Fleisch seien ohnehin gering – Fisch mache mehr Spaß (2,5 Prozent). Geräuchert wird im Markt selbst – in einem Räucherofen hinter der Theke. In der Weinabteilung arbeitet das Team mit überdimensionalen Korken als Stilmittel. „Flächen zu etablieren ist wesentlich schwieriger geworden als früher“, sagt der 34-Jährige zur Situation. Seit zwei Jahren ist John Scheller im Aufsichtsrat der Nordbayern – damit sich die Expansionsfehler von früher nicht noch einmal wiederholen.
