Der HDE prognostiziert für den Einzelhandel im Jahr 2020 einen Umsatz von 557,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Umsatzplus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem Wachstum im elften Jahr in Folge.
Während mittelständische Händler zunehmend in Schieflage geraten, gilt der Online-Handel weiterhin als Wachstumstreiber. Insgesamt prognostiziert der HDE für den stationären Handel ein Umsatzplus von 1,8 Prozent, der Online-Handel kann hingegen um 8,6 Prozent auf einen Umsatz in Höhe von 63 Milliarden Euro zulegen. Für den Bereich der Fast Moving Consumer Goods, zu denen auch Lebensmittel gehören, erwartet der HDE im Online-Handel ebenfalls ein Wachstum.
Gute Rahmenbedingungen für 2020
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth führt die positive Prognose auch auf die guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Konsum zurück. Die Gesamtwirtschaft wachse moderat, der Arbeitsmarkt sei weiterhin in guter Verfassung und verfügbare Einkommen legen spürbar zu. Die deutsche Wirtschaft, die im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent wuchs, dürfte 2020 um 1,1 Prozent zulegen.
Steigende Verbraucher- und Lebensmittelpreise
Die Verbraucher- und Lebensmittelpreise stiegen 2019 nach Angaben des HDE jeweils um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Deutlich teurer wurden Fleisch und Fleischwaren (plus 3,1 Prozent), Brot (plus 2,3 Prozent) und Gemüse (plus 6,3 Prozent). Die Einzelhandelspreise stiegen im vergangenen Jahr hingegen nur um 0,7 Prozent.
Wie hoch die Preise für Lebensmittel künftig angesetzt werden sollten, wird am kommenden Montag im Kanzleramt diskutiert. Zuletzt kritisierte Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, den Handel als Reaktion auf die anhaltenden Bauernproteste: „Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen. Der Handel beklagt zwar, Verbraucher würden nicht mehr bezahlen wollen, aber er setzt selbst immer mehr Tiefstpreise.“
Genth setzt dem entgegen, dass der Handel lediglich auf Basis der EU-Gesetzgebung handelt. „Um sogenannte Unfair Trading Practices auszuschließen, saßen wir damals alle gemeinsam am Tisch – auch der Bauernverband. Dem Handel konnte noch kein Fall vorgelegt werden, in dem nicht rechtens gehandelt wurde.“ Zudem betont er, dass die Hälfte des Fleisches und der Milch, die in Deutschland produziert werden, in den Export geht. Es sei deshalb eine schwierige Diskussion, welchen Beitrag der deutsche Handel in diesem Fall für bessere Bedingungen für Landwirte leisten könne.