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Mission: Kassen-Bester

Damit der Checkout zügig und reibungslos verläuft, bedarf es moderner, wartungsfreundlicher Kassensysteme und Mitarbeiter, die ihre Geräte und deren Software intuitiv verstehen und damit verschiedenste Kundenwünsche zuverlässig erfüllen können. Eine EHI-Studie zeigt, worauf es Händlern bei neuen Kassen besonders ankommt.

Kassenzone bei Marktkauf Melle. Foto: Christian Schwier
Von Mirko Jeschke | Fotos: Christian Schwier

Der sich beschleunigende technologische Wandel zwingt den Einzelhandel dazu, sich in immer kürzer werdenden Intervallen von wenigen Jahren intensiv mit der Frage zu beschäftigen, ob sich seine Kassensysteme noch auf dem Stand der Zeit befinden oder dringend modernisiert werden sollten. 

Die Investitionen in entsprechende Software und Hardware sind zwar nicht unerheblich, allerdings versetzen sie den Handel, insbesondere auch den LEH, erst in die Lage, die inzwischen sehr vielfältigen Kundenwünsche erfüllen zu können. Gerade moderne Kassensysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sie flexibel erweitert werden können. Welche zusätzlichen Funktionen Kassensysteme haben und welche in Zukunft deutlich mehr Gewicht bekommen werden, zeigt die Studie „POS-Systeme 2022“ des EHI Retail Institute. 


5,9 Jahre alt ist im Schnitt die im Handel eingesetzte Kassenhardware. 2016 lag das Durchschnittsalter bei 4,9 Jahren.

Quelle: EHI-Studie POS-Systeme 2022


 

Gefragte Zusatzfunktionen

Demnach ist die meistgenutzte Funktionalität das Couponing. Bereits heute ist es bei 75 Prozent der Unternehmen im Einsatz, künftig wollen 89 Prozent diese Funktion nutzen. Das E-Loading, etwa das Aufladen von Prepaid- und Gutscheinkarten, die bei Handelsunternehmen, Streamingdiensten oder bei Mobilfunkanbietern eingesetzt werden können, kommt bei 70 Prozent der Panelisten zum Einsatz. Der Handel kann mit diesem Angebot auf geringer Stellfläche sein Sortiment verbreitern und seinen Umsatz steigern – ohne größere Kapitalbindung. Künftig soll dies bei 80 Prozent der Befragten möglich sein.

Die Bargeldauszahlung an der Kasse bieten laut der EHI-Studie heute 59 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an – künftig sehen 66 Prozent diesen Service vor. Einen großen Schub bekommt der digitale Kassenbon. Aktuell ermöglichen diese Funktion 
34 Prozent der befragten Firmen, 95 Prozent der Entscheider planen, künftig den digitalen Bon anzubieten.

Während der Pandemie ist das Thema

 Omnichannel, also die nahtlose Verknüpfung und Integration der Vertriebskanäle, noch wichtiger geworden. Die beteiligten Händler bieten ihren Kunden auf der Fläche aktuell verschiedene Optionen zum Kombinieren des Einkaufs über verschiedene Kanäle an. In den nächsten zwei Jahren wollen die Händler das Angebot erweitern. Demnach beabsichtigen künftig 73 Prozent (aktuell: 48 %), den Service Click&Collect – das Online-Bestellen und Vor-Ort-Abholen – anzubieten.

Instore Return, das Zurückbringen online bestellter Ware in die Filiale, können 41 Prozent der Befragten bereits heute anbieten (künftig: 61 %). Schließlich ist Instore Order – das Bestellen von Produkten in der Filiale mit anschließender Lieferung zum Kunden – aktuell bei 27 Prozent der Panelisten (künftig: 50 %) umgesetzt.

Kriterien für Hard- und Software

Wie aus der EHI-Studie weiter hervorgeht, steht bei der Wahl der Kassenhardware die Wartungsfreundlichkeit derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste der Händler; bei der letzten Befragung 2020 lag dieser Aspekt noch auf Platz zwei. Knapp dahinter werden der Preis beziehungsweise die Total Coast of Ownership (TCO) sowie die Möglichkeit einer Fernwartung genannt. Die Möglichkeit, eventuelle Störungen schnell beheben zu können, hat neben wirtschaftlichen Aspekten demnach eine hohe Relevanz bei der Entscheidung für eine Hardwarelösung. Weitere wichtige Kriterien sind die Garantiezeit und die Energieeffizienz, wohingegen beispielsweise das Design oder ökologische Aspekte eine untergeordnete Rolle spielen.

Bei der Wahl der Kassensoftware legen die befragten Händler besonders großen Wert auf eine intuitive Bedienbarkeit, aber auch auf eine schnelle Anpassbarkeit der Software. Auf Rang drei der Top-Auswahlkriterien liegt der Preis/TCO, gefolgt von der Omnichannel-Fähigkeit sowie der mobilen Einsetzbarkeit. Weniger relevant sind dagegen die internationale Einsetzbarkeit sowie die Cloud-Fähigkeit. Der Bekanntheit des Softwareanbieters wird unter den IT-Verantwortlichen die geringste Bedeutung zugemessen.

Zukunft: Seamless Checkout

Blickt man allgemein auf die wichtigsten technologischen Entwicklungen der nächsten Jahre, rangiert der sogenannte Seamless Checkout, der die Bereiche Self-Scanning/SCO und Autonome Stores beinhaltet, bereits auf Platz zwei hinter dem Megatrend KI/Machine Learning. Das ist das Ergebnis der EHI-Studie „Technologie-Trends im Handel 2023“. Ihr zufolge werden in den nächsten Jahren Entwicklungen erwartet, welche die Automatisierung des Checkout-Prozesses weiter beschleunigen werden. In welcher Ausprägung sich Seamless Checkout in der Praxis durchsetzen werde, hänge allerdings stark von Branche, Standort, Kundenakzeptanz und am Ende der Wirtschaftlichkeit ab.

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