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Molkereiprodukte: Bedingungslose Transparenz

Die jüngsten Skandale zollen ihren Tribut: Vertrauen wird immer mehr zum Türöffner für den Erfolg. Die Hersteller von Molkereiprodukten glauben ihn in mehr Transparenz gefunden zu haben. Ein Interview zum Thema mit Dr. Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband.

Foto: Dr. Björn Börgermann, Milchindustrie-Verband
Foto: Dr. Björn Börgermann, Milchindustrie-Verband
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Von Steffi Müller
Pferdefleisch in Fertiggerichten, falsch deklarierte Bio-Eier – ein Lebensmittelskandal jagt den anderen. Sind Molkereiprodukte in Deutschland sicher und wie sicher sind sie?  
Dr. Börgermann: Milchprodukte in Deutschland gehören von der Erzeugung bis zum Verbraucher zu den am besten kontrollierten Produkten. Auf Erzeugerseite wird täglich die Qualität kontrolliert und anschließend im Produktionsprozess durch externe und firmeneigene Labors die Genusstauglichkeit dokumentiert und bestätigt, bevor ein Produkt ausgeliefert wird. Es wird eine komplette Rückverfolgbarkeit gewährleistet.

Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung besteht durchaus die Gefahr, dass kontaminierte Futtermittel an deutsche Kühe verfüttert werden. Wie kann diese Gefahr gebannt werden?
Dr. Börgermann: Nicht alles, was auf den Feldern geerntet wird, genügt den Ansprüchen der Verbraucher beziehungsweise den gesetzlichen Anforderungen für den menschlichen Verzehr. Das gilt für Europa wie für den Rest der Welt. Wichtig ist, dass die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten und durch Kontrollen dokumentiert werden. Das ist die Aufgabe der Futtermittelindustrie. Zudem sollten sich die Landwirte kontinuierlich die Qualität und Unbedenklichkeit der gelieferten Futtermittel nachweisen lassen. Das verringert letztlich die Gefahr, dass kriminelle Energie Einzelner einen ganzen Sektor in Misskredit bringt.

Welche Lehren haben Sie aus dem Aflatoxin-Fall gezogen?
Dr. Börgermann: Gerade hier hat sich gezeigt, dass das Milchmonitoring funktioniert. Aflatoxin ist durch das Milchmonitoring aufgefallen und nach der Analyse des Verursachers professionell zurückverfolgt, dokumentiert und gelöst worden. Sollte jemals Ware mit zu hohen Aflatoxin-Werten in der Milch auftauchen, wird diese sofort zurückgerufen. Bisher allerdings nur ein theoretischer Fall.

Was können die Hersteller konkret tun, um die Qualität und die Produktsicherheit der Milch und ihrer Milchprodukte sicherzustellen?
Dr. Börgermann: Vieles, auch über das Gesetzliche hinaus. Es geht immer mehr um die Sicherung der Prozesskette. Die Hersteller sollten sich dabei stets folgende Fragen stellen: Wo kommen die Futtermittel her? Wie wurden diese geprüft? Was passiert auf den Höfen? Wie funktionierte der Transport? 

Was können die Hersteller tun, um die Qualität und die Produktsicherheit der Milch für den Verbraucher transparent zu machen?
Dr. Börgermann: Die Medaille hat wie immer zwei Seiten. Zum einen ist es für die Lebensmittelwirtschaft schwer, Vertrauen aufzubauen, wenn immer wieder Nadelstiche gesetzt werden. Da kann man noch so transparent sein, wie viele Molkereien es bereits versuchen und tun, wenn wie bei Aflatoxin eine ganze Branche in Mitleidenschaft gezogen wird. Denn was hilft es, wenn zum anderen „die Medien“ derzeit Einzelfälle hochspielen, bei denen sogar richtig reagiert wurde, und etwas skandalisieren, wo nichts zu skandalisieren ist. Bestes Beispiel sind die Bio-Eier – in Mecklenburg-Vorpommern sind alle Verfahren eingestellt worden, weil die Verdachtsfälle nicht zutrafen und begründbar waren. Es ist kein Milchprodukt mit erhöhten Aflatoxinwerten in den Markt gekommen. 

Den Qualitätssicherungsprozessen in den Molkereien liegt das Prinzip der Eigenverantwortung zugrunde. Sollten die Hersteller den Verbraucher über ihre praktizierten Qualitätsmanagement- und kontrollsysteme stärker aufklären und diese transparent machen?
Dr. Börgermann: Richtig. Tue Gutes und rede darüber. Aber es geht nicht nur um Eigenverantwortung. Wir hängen auch von Vor- und Nachprozessen ab. Was hilft es, wenn ein Stück Käse im Regal verschimmelt, weil irgendwer die Kühlkette nicht eingehalten hat. Unsere Verantwortung endet an der Rampe des Handels.

Woran erkennt der Händler bei Molkereiprodukten ein Qualitätsprodukt?
Dr. Börgermann:
 Insgesamt sind alle Molkereiprodukte Qualitätsprodukte. Wir haben Vertrauen in unsere Produkte, werden weiter die Standards hoch halten und den Verbraucher mit innovativen Geschmackserlebnissen überzeugen. Standardqualitäten sind dabei genauso sicher wie Eigenmarken oder Premiumprodukte. Oft ist die „Superqualität“ aber eben nur bei Marken erhältlich.

Wie können Vollsortimenter in Zeiten zunehmender Lebensmittelskandale und Medienschelten Mopro-Produkte besser verkaufen? Was sollten Sie dabei beachten? 
Dr. Börgermann: Milchprodukte überzeugen durch ihre Qualität und durch ihre große Vielfalt. Das sind Eigenschaften, die in der Vergangenheit wichtig waren und auch in der Zukunft wichtig sein werden. Eines ist dabei jedoch auch klar – Qualität hat ihren Preis.

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