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Öffnungszeiten verkürzen, um Energie zu sparen?

Aldi Nord verkürzt ab 1. November die Öffnungszeiten vieler Märkte. Bringt das energietechnisch wirklich etwas? Rewe, Edeka, Tegut und Globus verfolgen unterschiedliche Strategien.

Viele Märkte sind mit moderner Technik ausgestattet, hier die LED-Beleuchtung bei Edeka Gerdes in Moers. Bringt da die Reduzierung von Öffnungszeiten energietechnisch etwas?
Von Martina Kausch | Fotos: Kausch

Der Schritt von Aldi Nord scheint in den aktuellen Energiekrisenzeiten einleuchtend: "Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland passt Aldi Nord die Öffnungszeiten zahlreicher Märkte an und leistet damit aktiv einen Beitrag zum Energiesparen", gab das Unternehmen auf Twitter bekannt. "Ab 01.11.22 schließen diese Märkte um 20 Uhr. Dies gilt zunächst für die Winterzeit 2022/2023." Doch ist eine Reduzierung der Öffnungszeiten energietechnisch wirklich relevant oder klingt die Strategie einfach gut? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. 

Rewe: Nur marginale Einsparungen

Die Rewe Group jedenfalls bezieht klar Stellung zu dem Öffnungszeiten-Thema: "Eine Verkürzung der Öffnungszeiten zur Energieeinsparung wird bei Rewe und Penny nicht erwogen. Die damit erzielbare Energieeinsparung wäre marginal, denn auf (Kälte-)Technik entfällt mehr als die Hälfte des Energiebedarfs unserer Märkte und ist unabhängig von den Öffnungszeiten", heißt es von Seiten des Unternehmens. Verantwortungsbewusster Einsatz und die Nutzung alternativer Energiequellen sei für Rewe "seit vielen Jahren wesentlicher Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie". Man verweist auf die LED-Beleuchtung,  Kühlregale mit Türen, die Nutzung von Abwärme aus der Kühlung zur Heizung und professionelles Energiemanagement in allen Regionen. Zusätzlich installiere Rewe an immer mehr Standorten Photovoltaik-Anlagen auf den Gebäudedächern, und: "Ab 2025 wird die Rewe Group zudem für rund 1.500 ihrer Märkte Grünstrom aus einem neuen Offshore-Windpark in der Nordsee beziehen".

Ähnlich argumentiert Edeka: "Der Großteil der Energie in unseren Märkten fällt nicht für Beleuchtung, sondern für die Kühlung der Produkte an. Deshalb sehen wir derzeit keinen Anlass, unseren Kunden einen reduzierten Service anzubieten", lautet die Strategie. Märkte von morgen würden sowieso immer energieeffizienter, insbesondere durch modernste Gewerbekälteanlage, Abwärmenutzung, Tageslicht- und LED-Beleuchtung, Photovoltaikanlagen, Geothermie, energieeffiziente Heizanlagen und Energieerfassung für Optimierungspotentiale.

Tegut und die Politik

Tegut hat sich zum Thema Öffnungszeiten politisch engagiert. "Wir haben hierzu durch einen Brief unseres Geschäftsführers Thomas Gutberlet an die Ministerpräsidenten bereits vor einigen Wochen einen Impuls gegeben. Aus unserer Sicht ist das eine Option, die man diskutieren muss. Daher auch der Impuls unseres Geschäftsführers. Unser Ziel war es, die Diskussion über dieses Thema in Gang zu bringen", berichtet das hessische Handelsunternehmen.  Aktuell liefen interne Abstimmungen.  Auf die Frage nach Energiesparmaßnahmen lässt Tegut wissen, man gehöre bereits zu den energieeffizientesten Lebensmitteleinzelhändlern Deutschlands und arbeite an sehr vielen Stellen nachhaltig und ressourcenschonend, einschließlich energiesparenden Kühlmöbeln und  LED-Beleuchtung.

Kaufland: Öffnungszeiten bleiben unverändert.

Bei Kaufland bezieht man sich auf Grundsätzliches: "Energieeffizienz ist ein zentrales Thema für Kaufland und ein wichtiger Teil unserer Klimastrategie. Wir verfügen über ein flächendeckendes Energiemanagement-System nach der internationalen Norm ISO 50001, mit dessen Hilfe Kennzahlen aller relevanten Energieträger erfasst und analysiert werden. So kann Kaufland möglichst lückenlos Energieeinsparpotenziale identifizieren und nutzen." Seit Jahren beschäftige das Unternehmen ein mehrköpfiges Energiemanagement-Team. Fazit: Eine Verkürzung der Öffnungszeiten sei bei Kaufland aktuell nicht geplant.

Globus: Maßnahmen bereits umgesetzt

Ralf Kunz, Geschäftsführer Grundstücksgesellschaften bei der Globus Holding verweist beim Thema auf die Energieeffizienzmaßnahmen, die bei dem Unternehmen das ganze Jahr über im Einsatz sind und stellt fest: „GLOBUS hat mit Hinblick auf die knappen Energieressourcen bereits Einsparmaßnahmen vorbereitet und weitestgehend auch umgesetzt. Diese sind im Wesentlichen deckungsgleich mit den vom Bundeskabinett zum Oktober verabschiedeten Maßnahmen." Mögliche Einsparmaßnahmen würden regelmäßig geprüft.

 

 

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