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Premium-BBQ: Lust auf edle Cuts

Die Grillsaison 2022 steht in den Startlöchern - mit gewohnt hohem Absatzpotenzial für den LEH. Beim Grillgut greifen die Konsumenten verstärkt zu hochwertigem Fleisch, aber auch zu fleischlosen Alternativen – und wünschen sich höchstmögliche Transparenz.

Von Mirko Jeschke | Fotos: stock.adobe.com/HLPhoto

Nachdem die vergangene Grillsaison aufgrund des insgesamt bescheidenen Wetters eher enttäuschend ausgefallen ist, hoffen Hersteller und Handel in diesem Jahr auf einen guten Sommer – und damit eine deutlich stärkere Nachfrage nach Grillgut und entsprechendem Zubehör. In unserem großen Grill-Special werfen wir einen umfassenden Blick auf aktuelle Trends und Entwicklungen, stellen neue Produkte vor und zeigen, auf welche Konsumentenwünsche und -vorlieben der LEH in dieser Saison besonders achten sollte.

Zwar steht in diesem Sommer kein sportliches Großereignis an, und auch die Pandemie dürfte 2022 noch nicht aus dem Alltag verschwinden. Dennoch bietet gerade der heimische Rost für Familien eine Gelegenheit, zusammenzukommen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Nach den Erkenntnissen einer Studie von Wiesenhof und dem Marktforschungsinstitut Forsa gaben tatsächlich alle befragten Familien an zu grillen. Auch insgesamt ist das Grillen in Deutschland weiterhin sehr beliebt: 91 Prozent der Befragten bestätigen demnach, generell gerne ein Barbecue zu genießen.

Grillintensität nimmt zu

Dass echte Grill-Liebhaber bereits im Frühjahr ihren Grill anwerfen, ist kein Geheimnis. Schließlich ist der neue Volkssport inzwischen ein Ganzjahresevent. Allerdings hat der Anteil der Wintergriller in den letzten Jahren abgenommen. Wie aus der Mafowerk Grillstudie 2021 hervorgeht, grillen gut 36 Prozent der Befragten auch in den kalten Monaten. In den Erhebungen 2019 und 2017 hatte dieser Anteil noch bei knapp 38 Prozent beziehungsweise rund 41 Prozent gelegen. Andererseits ist die Grillintensität im Vergleich zu 2019 gestiegen. Demnach belief sich der Anteil derjenigen, die mehr als zehnmal pro Jahr den Grill anwerfen, auf 44,6 Prozent. Vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei 41,3 Prozent.

 

Geht man der Frage nach, was den Deutschen beim gemeinschaftlichen Brutzeln immer wichtiger wird, kommt man am Thema Nachhaltigkeit nicht vorbei. Insbesondere bei klassischen Fleischprodukten legen Konsumenten zunehmend Wert auf Regionalität, Saisonalität und eine nachvollziehbare Herkunft beziehungsweise Zutatenliste. Dass sich dieser seit einigen Jahren bestehende Trend immer weiter verstärkt, beobachtet auch Oliver Sievers, Präsident der German Barbecue Association: „Gerade in der Pandemie sind die Verbraucher sensibler geworden, was die Inhaltsstoffe und die Art der Erzeugung angeht. Fleisch soll in erster Linie aus der Region kommen und nicht unbedingt aus Übersee. Dabei stehen Bio-Produkte natürlich hoch im Kurs, da die Konsumenten hier um die hohe Qualität und die artgerechte Aufzucht wissen.“

Geflügel und Rind legen zu

Beim Blick auf die Fleischsorten stellt man fest, dass immer mehr Konsumenten zum Grillen Rindfleisch bevorzugen, während Schweinefleisch in der Verbrauchergunst verliert. Die bereits in den vergangenen Jahren stark wachsende Nachfrage nach Geflügel setzt sich indes weiter fort. Das zeigen auch die Zahlen der siebten Wiesenhof-Grillstudie: Danach hat im Vergleichszeitraum 2009 versus 2021 Rindfleisch um 16 Prozentpunkte zugelegt, wohingegen Schweinefleisch um sechs Prozentpunkte eingebüßt hat. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Geflügel um vier Prozentpunkte gestiegen.

„Die Konsumenten greifen gerade im Geflügelbereich vermehrt zu hochwertigen Produkten“, konstatiert Tilo Lehmann, Geschäftsleiter des Scheck-In Center Mainz-Weisenau, und führt weiter aus: „Insgesamt spielt die Frage nach den Herkunftsländern und Haltungsbedingungen eine immer größere Rolle. Man könnte fast sagen, die Grillmentalität geht weg vom deutschen Schwenksteak und hin zum echten Barbecue nach amerikanischem Vorbild.“

Dass Kunden hochwertige Geflügelprodukte noch zu vernünftigen Preisen kaufen können, ist Oliver Sievers überzeugt. „Meiner Meinung nach ist Geflügel eine sehr gute Alternative zu Schwein und Rind. Letzteres ist fünfmal so teuer. Gutes Geflügel kostet im Schnitt zehn bis 20 Euro pro Kilo, das können sich in der Regel alle leisten. Auch Premiumgeflügel wie etwa ein Label-Rouge-Hähnchen aus Frankreich, das nach strengen Vorgaben im Freien aufgezogen wird und dessen Qualität deutlich über der der Mast liegt, ist durchaus bezahlbar“, erklärt der Fleischsommelier.

Special Cuts gefragt

Bei Rindfleisch sehen sich die Mitarbeiter an der Bedientheke mit einer immer informierteren Kundschaft konfrontiert, die auch zunehmend außergewöhnliche Wünsche formuliert. „Viele fragen zum Beispiel nach Rindersteaks in Special Cuts – Tomahawk, Flank Steak, Flat Iron Steak, Spider Steak, Terres Major, Onglet, Chuck Roll oder Tri Tip Steak“, berichtet Martin Weisslämle, Bereichsleiter Frische/Theke bei Hieber’s Frische Center in Binzen. Den Trend zu hochwertigen, extravaganten Stücken bestätigt Tilo Lehmann (Scheck-In Center): „Manche Kunden stehen perfekt vorbereitet vor der Fleischtheke und wissen genau, was sie wollen. Sie verfügen über detaillierte Informationen zum gewünschten Produkt und wollen beispielsweise den speziellen Louis-Cut bei Spareribs haben. Es geht ihnen um die Nachhaltigkeit ohne schlechtes Gewissen, aber auch um die hohe Qualität der Produkte. Wir sind ein Stück weit an die Stelle des Metzgers um die Ecke gerückt, der persönliche Beratung und Empfehlungen gibt.“

Gemüse und Grillkäse weit vorne

Trotz dieser Fleisch-Highlights auf dem Rost genießen die klassischen Beilagen bei vielen Grillfans einen mindestens ebenso hohen Stellenwert. Wie aus der aktuellen Wiesenhof-Grillstudie hervorgeht, hat im Langzeit-vergleich 2009 versus 2021 vor allem der Grillkäse in der Verbrauchergunst enorm zugelegt. In ähnlichem Maße konnte Gemüse gewinnen: So kommen inzwischen bei jedem zweiten Befragten pflanzliche Leckerbissen auf den Grillteller (2009: 29 %).

Martin Weisslämle kann diese Entwicklung in seinem Markt durchaus nachvollziehen: „Wir sehen starke Trends im Bereich Grillkäse, Gemüsevariationen am Spieß oder auch Grillkartoffeln mit Sourcream.“ Dabei lassen sich Fleisch- und Gemüseverzehr offenbar gut kombinieren. „Immer mehr Kunden greifen auch zu Grillwürsten mit circa 30 Prozent Gemüseeinlage, Karotten-Ingwer-Grillern sowie zu Brokkoli-, Kartoffel-, Spinat- und Rote-Bete-Grillern.“

Lesen Sie den kompletten Artikel in der März-Ausgabe der RUNDSCHAU oder in unserem E-Paper.

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