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Christian Wolf – Der Grill-Meister

In vierter Generation leitet Christian Wolf die Wolf Firmengruppe als geschäftsführender Gesellschafter. Sein Ziel: der Umbau des bayerischen Unternehmens vom Wurstproduzenten zum Lebensmittelhersteller.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Thomas Schreiber

Auf einen direkten Eintritt in den elterlichen Betrieb hatte Christian Wolf nach dem Erreichen der Mittleren Reife zunächst keine Lust. Stattdessen hat er zeitweise in verschiedenen Firmen im Marketing- und Vertriebsbereich gearbeitet – allerdings immer mit Bezug zur Fleisch- und Wurstbranche. „Ich hätte mir auch anderes vorstellen können, bin aber dann doch in diese Branche reingerutscht. Aber Banker wollte ich nie werden“, erinnert sich der 51-Jährige. „Ich habe mein Fachabitur nachgeholt, danach Betriebswirtschaftslehre studiert und schließlich noch meinen Metzgermeister gemacht.“

Ausbau der Convenience-Sparte

Nachdem Christian Wolf schließlich 1999 in den Familienbetrieb eingestiegen war, übernahm er 2014 die Geschäftsleitung von seinem Vater Reinhard. Die Pandemie hat sein Unternehmen – trotz deutlicher Rückschläge im Foodservice-Segment und eines spürbar gesunkenen Fleischkonsums der Deutschen – insgesamt gut überstanden: „Die BSE-Krise hat damals das Produkt verändert, Corona aber hat die Branche verändert. 2020 haben wir dank der starken Nachfrage im Einzelhandel mit rund 320 Millionen Euro ein deutliches Umsatzplus erzielt, im vergangenen Jahr hat sich das Geschäft wieder normalisiert“, berichtet der gebürtige Schwandorfer.

Der im Zuge der Pandemie entstandene Trend zu mehr Ready-to-eat-Produkten ist für Wolf indes Grund genug, das Convenience-Geschäft der Firmengruppe, das unter der Marke Forster zusammengefasst ist, deutlich auszubauen. „Fertiggerichte im Frischebereich hatten in Deutschland zwar einen holprigen Start, weil die Verbraucher nur TK-Gerichte gewohnt waren. Seit 2020 ist der Bereich aber geradezu explodiert. Deshalb bauen wir in Nürnberg auf 4.000 Quadratmetern ein neues Werk, das im Oktober 2022 fertiggestellt werden soll.“

Vegane Produkte im Blick

Neben der anhaltenden Fokussierung auf Regionalität und das Thema Grillen – das Unternehmen mit Sitz in Schwandorf ist berühmt für seine bayerischen und thüringischen Spezialitäten – legt der Firmenchef künftig einen weiteren Schwerpunkt auf vegane Produkte: „Wir produzieren jetzt auch vegan und beschäftigen ein Dutzend Mitarbeiter in unserer Produktentwicklungsabteilung. Das nötige Know-how haben wir uns eingekauft, arbeiten aber auch mit externen Beratern zusammen.“ Basis der Produkte sind Sonnenblumen- und Erbsenproteine. „In den nächsten Jahren soll der Umsatzanteil veganer Produkte in der Unternehmensgruppe rund 15 Prozent betragen.“

Ambitionierte Ziele

Strategisch will Christian Wolf, der für seine Mitarbeiter immer eine „offene Stalltür“ hat, den eigenen Betrieb in fünf bis zehn Jahren vom reinen Wurstproduzenten zu einem führenden ganzheitlichen Lebensmittelhersteller transformieren: „Wir planen mittelfristig einen Umsatz von etwa 350 bis 400 Millionen Euro und wollen damit unter den Top-3-Anbietern der Branche bleiben.“ Langfristig würden sogar 500 Millionen Euro anvisiert, Zukäufe seien dabei nicht ausgeschlossen.

Auf die Frage, worauf er besonders stolz ist, fallen dem passionierten Skifahrer seine Berner Würstchen ein, die er vor zehn Jahren eingeführt habe und die sich überaus erfolgreich entwickelt hätten.

Zur Person

Christian Wolf ist 1999 in den Betrieb eingestiegen und wurde 2000 Marketing- und Vertriebsgeschäftsführer. 2014 übernahm er die Geschäftsleitung von seinem Vater Reinhard.

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