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Reh Kendermann will in Deutschland wachsen

Nach einem zweijährigen Restrukturierungsprogramm verkündet die Kellerei Reh Kendermann zum ersten Mal wieder offiziell Geschäftszahlen. So haben die Bingener im abgelaufenen Geschäftsjahr (Juli 2012 – Juli 2013) einen Umsatz von 67 Millionen Euro erwirtschaftet. Über den Gewinn gibt die Kellerei keine Auskünfte.

2011 hatte sich Reh Kendermann einem Gesundungs-Programm unterzogen und dazu eine Kölner Consulting-Firma ins Boot geholt. Das Restrukturierungsprogramm habe auf eine konsequente Sortimentsstraffung, auf eine Stärkung des Exports von Kernmarken und auf eine Vereinfachung und Standardisierung von Arbeitsprozessen abgezielt, erklärt Geschäftsführer Nikolaus Schritz. So wurden allein am Standort in Bingen 30 Leute entlassen. Die Mitarbeiterzahl liegt nun bei rund 250 weltweit. Die Artikelzahl, die vor 2011 noch bei 260 lag, haben die Bingener auf nunmehr 60 Artikel zurückgefahren. „Auch bei den Flaschenformen haben wir reduziert“, erklärt Alexander Rittliinger, Leiter Marketing und Vertrieb. Von ursprünglich 86 Flaschenarten führt Reh Kendermann heute noch 35.

Wachsen wollen die Bingener in Deutschland. Den Exportanteil, der derzeit bei 60 Prozent liegt, will Reh Kendermann zugunsten des Heimatmarktes drehen. Konzentrieren will man sich auf den Dreiklang „Ausbau bestehender Marken“, „Verstärkung von Premium-Own-Label“ und „Ausweitung von Auschreibungsartikeln für den Handel“. Eine starke Zukunft sieht Rittlinger in weinhaltigen Getränken mit Fruchtanteil im niedrigen Alkoholbereich. „Hugo hat gezeigt, dass das funktioniert“, sagt Rittlinger. Als Hauptzielgruppe sieht er Frauen. Zur ProWEin 2014 will Reh Kendermann entsprechende Konzepte vorstellen.

Mit Aldi und Penny, die die Bingener im Handelsmarkengeschäft bedienen, wollen die Bingener „kontrolliert wachsen“. Mit der Verteilung von 2/3 Marke und 1/3 Premium-Own-Label sieht sich Reh Kendermann gut aufgestellt. Herausforderungen sieht die Geschäftsführung darin, deutsche Weine zu beschaffen. Vier Jahre schlechte Ernten hintereinander hinterließen ihre Spuren. „Wir gehen davon aus, dass vieles teurer wird, was aus Deutschland kommt“, sagt Rittlinger.  

Während der Export in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 0,5 Prozent nachließ, konnte die Kellerei ihr Geschäft im Inlandsmarkt um 2 Prozent ausbauen. Markentreiber sei Kendermanns mit 58 Prozent Zuwachs – auch Black Tower habe im Inland um 45 Prozent zulegen können. Anders sieht es bei der Marke Lindeman´s aus, die im heimischen Markt einen Einbruch von 7 Prozent verbucht. Bei Waka Waka schreitet die Distribuierung kontiniuierlich voran. „Kaufland und Edeka Minden sind als neue Listungspartner dazugekommen“, erklärt Rittlinger.

Stärkster Auslandsmarkt bleibt UK, wo Reh Kendermann mit Black Tower eigenen Angaben zufolge die Nummer 1 im Markt ist. Auch Skandinavien und Kanada bleiben wichtige Auslandsmärkte. Weiteres Potenzial sieht Nikolaus Schritz in China, aber auch in den USA. Man sei sich allerdings klar, dass in diesen Märkten die „Bäume auch nicht mehr in den Himmel wachsen“.

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