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Rewe und Edeka reagieren auf Bonpflicht

Die Bonpflicht ab 2020 kommt – trotz der Kritik von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sowie seitens verschiedener Verbände. Edeka und Rewe haben nun reagiert. So führt Edeka nach und nach umweltfreundliches Thermopapier für seine Kassenbons ein; Rewe bietet seit diesem Monat einen elektronischen Kassenbon an.

Rewe Edeka Bonpflicht
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Von Mirko Jeschke | Fotos: Unternehmen

Aufgrund der Neuregelung des Kassengesetzes wird sich der Verbrauch von Bonpapier ab nächstem Jahr drastisch erhöhen. Ab 1. Januar 2020 müssen alle Handelsunternehmen in Deutschland ihrer Kundschaft an der Kasse einen Beleg aushändigen. Durch zusätzliche verpflichtende Informationen auf den Kassenzetteln wird jeder Bon deutlich länger.

Mit dem Kassengesetz, das die lückenlose elektronische Dokumentation der Kassendaten fordert, will die Bundesregierung Kassendatenmanipulationen verhindern. Von Einzelhandelsunternehmen verlangt die neue Regelung nun, dass jedem Kunden nach Abschluss eines Kaufprozesses ein Kassenzettel ausgehändigt wird. Darüber hinaus müssen die Kassenzettel zusätzliche Informationen zu Technischen Sicherheitseinrichtungen (TSE) und einen QR-Code enthalten. Diese Informationen verlängern jeden Bon um durchschnittlich zwölf Zentimeter. Das EHI Retail Institute rechnet dadurch mit mehr als zwei Millionen Kilometern zusätzlichem Bonpapier pro Jahr im Handel. Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) sowie Umweltverbände stehen der Neuregelung kritisch gegenüber.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte vor diesem Hintergrund zuletzt noch versucht, die sogenannte Bonpflicht zu verhindern und einen entsprechenden Brief an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) geschickt. Das Finanzministerium bekräftigte nun jedoch, dass die Belegpflicht zum 1. Januar in Kraft treten wird.

Wie der Vollsortimenter Rewe heute mitteilte, gibt es seit Dezember den neuen Rewe eBon. Kunden können sich damit den Kassenbon als elektronische Datei an ihre E-Mail-Adresse senden lassen. Der automatische Ausdruck des Einkaufszettels entfällt dann.

Bisher haben die meisten Rewe-Märkte auf den Druck eines Kassenbons verzichtet, wenn die Kunden das wünschen. Der "Bon auf Wunsch" hat einen Beitrag dazu geleistet, jährlich Hunderte Tonnen Papier einzusparen und Littering, also das unachtsame Wegwerfen von Kassenbons, zu vermeiden. Wenn zum Jahreswechsel das Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen in §146a Abs. 2 Satz 1 AO in Kraft tritt, muss in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle ein Papierbeleg ausgehändigt werden. Rewe rechnet dadurch mit einem zusätzlichen Papierverbrauch von 632 Tonnen oder 140.000 Kilometer mehr Einkaufszetteln. Aktuell stellt Rewe die Kassensysteme entsprechend um, so dass Kunden, die explizit keinen Papierbonausdruck wünschen, dennoch einen erhalten, weil der Konzern dazu verpflichtet ist. Angesichts gestiegener Erwartungen der Kunden an Nachhaltigkeit stellt die Belegausgabepflicht einen erheblichen Rückschlag im Bemühen des Handelsunternehmens um Ressourcenschonung dar.

Nach eigenen Angaben verbindet Rewe mit dem eBon zumindest für einen Teil der Kunden die Möglichkeit, den Druck des Kassenbons einzusparen und gleichzeitig die Einkaufsnachweise digital zu archivieren. Zur Teilnahme am Rewe eBon kann sich jeder Kunde mit einem Rewe-Kundenkonto und einer Payback-Karte anmelden. Dazu müssen nur die Vorteile im Rewe -Kundenkonto unter dem Menüpunkt "Mein Payback" freigeschaltet werden. Sobald der Kunde danach seine Payback-Karte im Rewe-Markt scannt, erhält er automatisch seinen Kassenbon im PDF-Format sicher und schnell an die im Rewe-Kundenkonto hinterlegte E-Mail-Adresse gesendet. Ein zusätzlicher Papierbon wird dann nicht mehr automatisch gedruckt. Wenn Artikel abgewogen werden müssen, ist der Druck des Einkaufsbelegs aktuell weiterhin nötig.

Neben dem Versand per E-Mail erfolgt außerdem eine chronologische Speicherung aller eBon-PDFs im jeweiligen REWE-Kundenkonto. So kann der Kunde auf rewe.de seine Einkäufe übersichtlich aufrufen und einsehen. Der eBon wird außerdem für Gewährleistungs- und Garantiefälle akzeptiert. Auf Wunsch des Kunden kann aber weiterhin zusätzlich ein Papierbon für den aktuellen Einkauf vom Kassenmitarbeiter ausgedruckt werden.

Bereits gestern kündigte der Edeka-Verbund an, sukzessive besonders umweltfreundliches Thermopapier für seine Kassenbons zu implementieren. Bei dem neuen Kassenrollenpapier handelt es sich um FSC-zertifiziertes Thermopapier mit einer charakteristischen blau-grauen Farbe: Blue4est, so der Produktname, setze zwar auch auf Wärme, um auf der Kassenrolle das Schriftbild erscheinen zu lassen. Dem liege jedoch eine rein physikalische und keine chemische Reaktion zugrunde. Daher würden keinerlei Chemikalien für die Farbentwicklung verwendet. Die Kassenbons aus blauem Thermopapier könnten aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit auch im Altpapier entsorgt und recycelt werden.

Unabhängig von der Bonpflicht, die ab Januar 2020 gilt, hat der Handel aufgrund eines Erlasses des Bundesfinanzministeriums Zeit bis Ende September 2020 für die Implementierung der TSE.

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