Nachdem mehr als 100 Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, wurde der Schlacht- und Zerlegebetrieb des Westfleisch-Konzerns in der Kreisstadt Coesfeld Ende vergangener Woche geschlossen. Gegen die vorläufige Schließung bis 17. Mai wollte Westfleisch gerichtlich per Eilantrag vorgehen, was das Verwaltungsgericht Münster jedoch am gestrigen Sonntag ablehnte.
Von den insgesamt 1.200 Mitarbeitern der Großfleischerei in Coesfeld sind Medienberichten zufolge bislang über 950 Abstriche genommen worden, von denen über 700 Ergebnisse vorliegen. Die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen belief sich demnach bislang auf 230 (Stand: Sonntagabend).
Der Kreis Coesfeld gehört durch die neuen Corona-Fälle bei Westfleisch zu den fünf Regionen in Deutschland, in denen die Obergrenze für Neuinfektionen – 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – mit 96 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nicht eingehalten werden konnte. Zur weiteren Ausbruchsbekämpfung wird der Kreis für die Dauer einer Woche von den Änderungen der Corona-Maßnahmen ausgenommen, die in Nordrhein-Westfalen seit heute gelten.
In Nordrhein-Westfalen gibt es 35 große Schlachtbetriebe. Durch die Zustände im Coesfelder Westfleisch-Werk ist nun die gesamte Branche in den Fokus geraten. NRW-Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) nannte die Schlachthöfe in Deutschland „Infektions-Hotspots“. Das Bundesland hat deshalb angeordnet, dass flächendeckend alle großen Betriebe der Branche überprüft werden sollen, insbesondere die Arbeitsbedingungen und die Unterkünfte der Werkvertragsarbeiter aus Osteuropa sowie die Hygienestandards.