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„Wir agieren preislich aggressiver“

Die umsatzstärkste Edeka-Region setzt Zeichen. Zusammenlegung der Vertriebslinien, einheitlicher Markenauftritt und eine schärfere Preispolitik über alle Vertriebsformate hinweg. Mark Rosenkranz, Vorstandssprecher der Edeka Minden-Hannover, zieht eine erste Bilanz.

Mark Rosenkranz
Mark Rosenkranz, Vorstandssprecher Edeka Minden-Hannover, Foto: C. Bierwagen
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Von Franziska Zieglmayer, Klaus Mehler

Herr Rosenkranz, die Branche kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Aktueller Fall: nicht deklariertes Pferdefleisch in Lebensmitteln. Wie begegnen Sie diesen Skandalen?
Rosenkranz: Wir von der Edeka Minden-Hannover haben in den letzten Jahren intensiv in unser Qualitätsmanagement investiert. Wir können aber nicht jeden Joghurt einzeln verproben. Als regionale Edeka-Gesellschaft setzen wir stark auf regionale und lokale Erzeugnisse. 

Überhaupt stehen Edeka und Rewe zunehmend im Fokus medialer Bericht-erstattung – wie werten Sie diese Medienschelten? 
Rosenkranz: Edeka und Rewe sind die beiden führenden Vollsortimenter in Deutschland, da ist es doch naheliegend, dass die Medien in erster Linie über diese beide Unternehmen berichten. 

Das vergangene Jahr stand bei Ihnen im Zeichen der „Hochzeit“ – der Vereinigung der Vertriebsformate Aktivmarkt und Neukauf. Was hat sich verändert?

Rosenkranz: Die Umstellung war eine große Herausforderung. Über Jahre hinweg war es schwer vorstellbar, zwei im Wettbewerb stehende Vertriebsformate zu vereinen. Heute firmieren 605 Märkte unter der Marke Edeka, die Standorte werden bei selbstständigen Einzelhändlern mit dem Namen des Kaufmanns ergänzt. Die „Hochzeit“ war ein großer Erfolg.

Was hat sich im Verkauf verändert?

Rosenkranz: In kleineren Märkten sind wir preisaggressiver geworden. Da wir Klein- und Großflächen umgestellt haben,  haben sich die kleineren Märkte preislich besser positioniert. Gerade diese Märkte haben profitiert.

Passt Preisaggressivität zur Marke Edeka?
Rosenkranz: Eindeutig, ja. Wenn ein Markt unter der Marke Edeka firmiert, dann steht er für definierte Leistungen – auch preislich. Natürlich schmerzt insbesondere die Kleinfläche zunächst der Spannenverlust, aber dieser wird durch die zusätzlichen Umsätze überkompensiert. 

Welche weiteren Vorteile haben Ihre Kaufleute durch die „Hochzeit“?
Rosenkranz: Durch die neue Kennzeichnung werden die Dachmarke als auch die Kaufleute hervorgehoben. Die Marke Edeka bekommt ein Gesicht. Zudem haben wir nur noch einen Handzettel. Wir sparen Verteil- und Wechslerkosten.

Als umsatzstärkste Edeka-Region müssten Sie dabei Vorbild für die gesamte Gruppe sein?
Rosenkranz: Alle Edeka-Regionalgesellschaften führen die Marke Edeka.?Wir pflegen einen partnerschaftlichen Erfahrungsaustausch. Jede Regionalgesellschaft ist aber wirtschaftlich für sich selbst verantwortlich. Daher hat jede Region ihre eigene Strategie, die einheitliche Kennzeichnung umzusetzen.

Wann vereinen Sie denn E-Center und Marktkauf?
Rosenkranz: Das kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Von den übernommenen 51 Marktkauf-Häusern, sind die von der Größe her passenden Häuser auf E-Center umgestellt. Alle anderen bleiben Marktkauf.

Was unterscheidet beide Formate?
Rosenkranz: Insbesondere das Nonfood-Geschäft. E-Center und Marktkauf haben völlig verschiedene Nonfood-Anteile. 
Unabhängig davon werden wir die Food-Kompetenz der Edeka zunehmend auf Marktkauf übertragen. Wir konnten durch die Übernahme der Marktkauf-Häuser andererseits das Nonfood-Geschäft in den E-Centern nachhaltig stärken.

Lieben Sie Nonfood? 
Rosenkranz: Nonfood spielt bei E-Center und Marktkauf eine wichtige Rolle. Wir wollen und müssen noch besser werden. Wir arbeiten viel an den Sortimenten. 


Sie haben im letzten Jahr rund 60?000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche geschaffen. Gibt es hierzulande noch nicht ausreichend viele Supermärkte?
Rosenkranz: In unserem Vertriebsgebiet gibt es für Vollsortimenter mit einem hohen Anteil regionaler Produkte nach wie vor Absatzlücken. Berlin und Bremen gehören dazu. 

Woran orientieren Sie sich bei der Neuentwicklung von Standorten? 
Rosenkranz: In unserer Edeka-Gruppe und im Ausland. Architektonisch und vertrieblich sind die Märkte in Norditalien und Österreich für uns ein Orientierungsmaß.

Sie planen auch ein Edeka-Passiv-Haus in Hannover – ist das Ihr Green Building? 
Rosenkranz: Darum geht es uns nicht. Das Besondere an dem geplanten E-Center ist, dass wir es ohne klassische Energiequellen oder Heizung betreiben können. Wir werden es aber nicht als Nachhaltigkeitsprojekt vermarkten. Es geht primär um´s Energiesparen – nicht um greenwashing. 

Interessiert die Verbraucher das Thema Nachhaltigkeit denn nicht?
Rosenkranz: In vielen Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit noch eine Mogelpackung. Wir profilieren uns lieber über eine gute Handelsleistung und versuchen Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit Schritt für Schritt in das Unternehmen zu integrieren. Natürlich ist das langfristig ein wichtiges Thema, sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Dass plötzlich alle Unternehmen „green“ sind, ist meiner Ansicht nach teilweise auch Augenwischerei.Sie haben im letzten Jahr rund 60.000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche geschaffen. Gibt es hierzulande noch nicht ausreichend viele Supermärkte?
Rosenkranz: In unserem Vertriebsgebiet gibt es für Vollsortimenter mit einem hohen Anteil regionaler Produkte nach wie vor Absatzlücken. Berlin und Bremen gehören dazu. 

Woran orientieren Sie sich bei der Neuentwicklung von Standorten? 
Rosenkranz: In unserer Edeka-Gruppe und im Ausland. Architektonisch und vertrieblich sind die Märkte in Norditalien und Österreich für uns ein Orientierungsmaß.

Sie planen auch ein Edeka-Passiv-Haus in Hannover – ist das Ihr Green Building? 
Rosenkranz: Darum geht es uns nicht. Das Besondere an dem geplanten E-Center ist, dass wir es ohne klassische Energiequellen oder Heizung betreiben können. Wir werden es aber nicht als Nachhaltigkeitsprojekt vermarkten. Es geht primär um´s Energiesparen – nicht um greenwashing. 

Interessiert die Verbraucher das Thema Nachhaltigkeit denn nicht?
Rosenkranz: In vielen Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit noch eine Mogelpackung. Wir profilieren uns lieber über eine gute Handelsleistung und versuchen Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit Schritt für Schritt in das Unternehmen zu integrieren. Natürlich ist das langfristig ein wichtiges Thema, sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Dass plötzlich alle Unternehmen „green“ sind, ist meiner Ansicht nach teilweise auch Augenwischerei.

Sie kooperieren mit Konsum Leipzig – ist diese Fernbeziehung nachhaltig?
Rosenkranz: Es ist eine wirklich nachhaltige Geschäftsbeziehung, wir arbeiten schließlich seit 20 Jahren zusammen. 
Sicher ist es ungewöhnlich, Geschäftskontakte im Absatzgebiet der Edeka Nordbayern zu unterhalten. Unsere Beziehung zu Konsum Leipzig ist aber historisch gewachsen und durch unsere Strukturen in Sachsen-Anhalt auch logistisch sinnvoll.

Sie optimieren derzeit Ihr Logistikkonzept. Welche Maßnahmen stehen an?

Rosenkranz: Wir investieren mehr als 300 Millionen Euro in neue Logistikstrukturen. Wir arbeiten dabei von Ost nach West. Derzeit ist unser neuer Logistikstandort in Lauenau im Bau. Die Erweiterungen in Brandenburg sind abgeschlossen, in Sachsen-Anhalt sind Optimierungen in der Umsetzung.

Welche Vorteile haben Ihre Kaufleute davon?
Rosenkranz: Durch das Wachstum der letzten Jahre sind wir an die Grenzen unserer Logistikkapazitäten gestoßen. In den vergangenen fünf Jahren haben wir rund 40 Prozent mehr Ware umgeschlagen. Das neue Konzept führt dazu, dass wir schneller, frischer und kostengünstiger Ware liefern können. Unser Testlauf in Berlin-Brandenburg hat zudem gezeigt, dass wir einen deutlich geringeren Bestellvorlauf benötigen. Das unterstützt alle unsere Kaufleute vor Ort.


Bünting hat einen Online-Supermarkt etabliert. Ist der Online-Verkauf von Lebensmitteln auch ein Thema für Sie? 

Rosenkranz: Lieferservice und telefonische Bestellung gehören schon lange zum Service einiger Edeka-Kaufleute. Wir ­testen das Bestellen über das Internet gemeinsam mit einigen Märkten. 

Welche Erfahrungen haben Sie bislang?
Rosenkranz: Wir testen in ländlichen und in städtischen Märkten. Das Interesse ist vorhanden, aber wie üblich im Lebensmittelhandel, feilen wir noch an den Details.

Was halten Sie vom Vorstoß des Österreichers Rudolf Haberleitner, deutsche Schlecker-Märkte zu übernehmen?
Rosenkranz: Damit befassen wir uns dann, wenn es soweit ist.

Hat Ihre Regionalgesellschaft von der Schlecker-Pleite profitiert?
Rosenkranz: Wir haben zehn Standorte als Erweiterungen in bereits bestehende Märkte integriert. Zudem profitieren insbesondere unsere kleineren Märkte auf dem Land von den Schließungen. Hier sind die Umsätze deutlich gewachsen.

Verkaufen Sie Drogeriewaren besser?

Rosenkranz:Wir hatten einen überdurchschnittlichen Umsatzzuwachs in der 
Warengruppe im letzten Jahr.

Wie viel Drogeriewaren braucht ein Lebensmittel liebender Kaufmann?
Rosenkranz: Das ist standortabhängig. Für 1000-Quadratmeter-Märkte schmerzt jeder Regalmeter Drogerie. Befindet sich kein Drogeriemarkt in der Nachbarschaft, macht eine umfassende Drogerieabteilung durchaus Sinn, dabei darf die Lebensmittel-Kompetenz aber nicht in den Hintergrund treten. SB-Warenhäuser brauchen ein breites und tiefes Drogerie-Sortiment.

Welche Ziele haben Sie für das laufende Jahr?
Wir arbeiten daran unsere Backwarensparte neu aufzustellen. Eine große Herausforderung wird auch die Implementierung der ersten Lunar-Produkte und über unsere Investitionen in unser neues Logistikkonzept haben wir bereits gesprochen. 

... und persönlich?
Ich möchte die sechs Kilometer beim Berliner B2Run unter 30 Minuten laufen und damit schneller sein als mein Kollege Bernhard Berger.

Mark Rosenkranz
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