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Zentis-Chef Karl-Heinz Johnen: Weniger Zucker, mehr Erfolg

Schnelle Autos und gute Geschäfte, das sind die Passionen von Zentis-Chef Karl-Heinz Johnen. Er leitet den Familienkonzern seit fast 25 Jahren und bleibt offen für Neues – neue Ideen, neue Märkte und neue Unternehmen.

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Von Marcelo Crescenti | Fotos: Georg Lukas

Nur knapp 1,5 Prozent der deutschen Unternehmen sind laut Wirtschaftsauskunftei Creditreform älter als 100 Jahre – Zentis wird 2020 ganze 127 Jahre alt. Für Unternehmenschef Karl-Heinz Johnen ein Grund zum Stolz. Der quirlige Manager schaut jedoch am liebsten nach vorne. „Zentis 2025“ heißt seine Zukunftsstrategie für das Aachener Familienunternehmen. Zusammengefasst: neue Märkte erschließen, offen für Innovationen bleiben. Und dabei die Chancen wahrnehmen, die sich durch eine Konsolidierung der Branche anbieten. Denn Johnen ist sich sicher: „Die Märkte werden sich künftig konsolidieren, insbesondere bei Konfitüren und im B2B-Geschäft.“

Drei Standbeine

Die Gruppe ist auf drei Standbeinen aufgestellt: Konfitüre, Süßwaren und Fruchtzubereitungen für Industriekunden. Das vergangene Jahr sei „alles in allem erfreulich gelaufen“, sagt Johnen. Das Geschäft mit Süßwaren habe dank des Saisongeschäfts einen starken Rückenwind gespürt und ein zweistelliges Wachstum erzielt. Dafür galt es, im stagnierenden Konfitürenmarkt eine leichte Delle zu verkraften, vor allem im Eigenmarkengeschäft. „Wenn zu Hause mehr eingemacht wird, spüren wir das.“ Immerhin: „Durch unsere Sorten mit 50 Prozent weniger Zucker konnten wir allerdings Marktanteile gewinnen.“ Früh griff Zentis den Zuckerreduzierungstrend auf. „Das wurde vom Handel und vom Konsumenten honoriert“, freut sich der Firmenchef. Die Zuckerdiskussion wird die Branche weiter beschäftigen, da ist sich Johnen sicher. „Allerdings ist das weniger ein Thema, wenn es sich um ausgesprochene Genussartikel handelt“, betont er. „Sie werden bewusster konsumiert. Kein Mensch isst zehn Schokoladentafeln am Tag.“

Start-ups im Visier

Das Traditionsunternehmen will künftig stärker mit Start-ups zusammenarbeiten und hat dafür die Zentis Ventures GmbH gegründet. Die erste Beteiligung wird bald Früchte tragen: Das Münchner Start-up- Unternehmen Elosun, spezialisiert auf die Herstellung von Sonnenblumenproteinen, eröffnet 2021 die erste Fabrik in Ungarn. „Wir schauen uns derzeit nach geeigneten Jungunternehmen um, die pragmatisch orientiert sind“, sagt Johnen. „Mir fehlt aber bei vielen Start-ups die Einzigartigkeit der Geschäftsidee.“ Doch wird ein geeigneter Kandidat gefunden, ist er bereit, schnell zuzugreifen.

Künftige Ziele

Nächstes Jahr feiert Johnen das 25. Jubiläum an der Spitze von Zentis und zählt somit zu den Urgesteinen der Branche. An Zielen fehlt es ihm nicht: China hat er als Wunschmarkt im Visier, „Mitte des Jahres werden wir zudem mit unseren Innovationen im Segment Brotaufstriche neue Akzente im Markt setzen“, sagt er. Details will der Firmenchef noch nicht preisgeben. Am liebsten ist Johnen draußen, bei Kunden oder auf Branchenevents. Dabei kann er gleich zwei seiner Leidenschaften frönen: dem Reisen und dem Fahren schneller Autos. Im Kleinformat besitzt er diese hundertfach – als passionierter Modellautosammler.

Zur Person

Karl-Heinz Johnen leitet seit 1996 den Aachener Konfitüren- undSüßwarenhersteller Zentis. Er trat damals die Nachfolge seines Vaters an, Heinz-Gregor Johnen.

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