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Zwei an einem Strang

Wenn der Vater mit dem Sohne ... dann fliegen aufgrund unterschiedlicher Geschäftsphilosophien entweder die Fetzen oder sie werden Partner mit gegenseitigem Respekt und Begegnung auf Augenhöhe.

MLF, E-Center, Rundschau, Medialog
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Von Thomas Wöllhaf

Die Brücke über die Krückau ist wegen Wartungsarbeiten gesperrt und das E-Center ist abgeschnitten vom Elmshorner Süden. Trotzdem ist der Parkplatz voll. „Wir bieten im Umkreis von 30 Kilometern ein Sortiment an, das kein anderer führt“, sagen Jan Willem Hayunga III. und Jan Willem IV. wie aus einem Mund. (Anm. d. Red.: Typisch für den Norden: die Namensgleichheit. Um zu wissen, wer wer ist, wird nummeriert.)
Überhaupt sind sich Senior und Junior, wie sie im Betrieb genannt werden, in vielen Dingen einig. „Wir haben keine Probleme miteinander“, sagt der Seniorchef. „Wir haben den Generationenwechsel traumhaft hinbekommen. Ich habe ihm vor zehn Jahren mal gesagt: Wenn du willst, dass ich ganz ausscheide, dann gib mir einen Tag Zeit, um meinen Schreibtisch auszuräumen. Aber er ist smart. Ich habe jedenfalls kein Problem loszulassen.“

Ein bisschen Risiko gehört dazu

Den Schlüssel zum Erfolg sehen die beiden in ihrer Selbstständigkeit. „Wir haben erkannt, wie wir uns von der Konkurrenz absetzen können“, sagen die Hayungas, die 2001 mit der Unterstützung der Edeka Nord die ehemalige Lagerhalle in ein E-Center mit fast 4.000 Quadratmetern verwandelt haben. „Als Selbstständige können wir Dinge einfach ausprobieren, und wenn sie nicht funktionieren, dann schmeißen wir sie ruck-zuck wieder raus. Das geht in einem Regiemarkt nicht.“ So war es auch mit dem 50.000 Euro teuren Reifeschrank für Dry Aged Beef. Niemand wusste so recht, wie die Kunden beim Anblick der am Knochen gereiften Steaks gleich neben der Fleischtheke reagieren würden. Ein kalkuliertes Risiko für die Kaufleute, das sich dann aber bezahlt machte. In zwei der fünf Märkte werden jede Woche 140 Kilogramm Dry Aged Beef produziert und vermarktet.

Führen durch Vorbild

Der Respekt für den Kunden ist überall auf der Fläche zu spüren, und die beiden Hayungas leben ihrem Personal vor, wie sie sich den Umgang mit den Kunden vorstellen. „Unsere Mitarbeiter sind die Nahtstelle zum Kunden“, sagt der Senior. „Deshalb ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, unsere Begeisterung und unseren Elan auf die Mitarbeiter zu übertragen.“ Und der Juniorchef ergänzt: „Wir leben es vor und versuchen, ein tolles Betriebsklima zu schaffen. Außerdem wisse jeder Mitarbeiter, wer sein Gehalt bezahle. Nicht der Chef, sondern der Kunde.
Bei Hayunga sucht man Nonfood übrigens vergeblich. Die so gewonnene Fläche kommt einer Sortimentstiefe zugute, die ihresgleichen sucht. Über 55.000 aktive Artikel, darunter 400 Sorten Whiskey. „Wir haben Kunden, die lieber 20 Minuten zu uns fahren als nach Hamburg rein.“ Deshalb ist der Parkplatz immer voll.

Info

Zahlen und Fakten
Jan Willem Hayunga III. übernimmt 1975 als Edekaner einen Supermarkt am Elmshorner Koppeldamm. Sein Sohn steigt nach Banklehre und Studium mit ein, 2001 öffnet das E-Center mit fast 4.000 Quadratmetern. Heute betreiben die Hayungas fünf Märkte in Elmshorn und Norderstedt mit einer Gesamtfläche von 9.700 Quadratmetern, die im vergangenen Jahr 62 Mio. Euro umsetzten (6.400 Euro/m²).

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Foto: J. Brockstedt
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Highlight neben der Fleischtheke: der Reifeschrank für Dry Aged Beef. Jede Woche wandert das Fleisch eine Etage höher, bis es nach 28 Tagen für 39 bis 49 Euro pro Kilogramm verkauft werden kann. Foto: J. Brockstedt
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Highlight neben der Fleischtheke: der Reifeschrank für Dry Aged Beef. Jede Woche wandert das Fleisch eine Etage höher, bis es nach 28 Tagen für 39 bis 49 Euro pro Kilogramm verkauft werden kann. Foto: J. Brockstedt

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