Artikel

Zweiter Anlauf im Netz

Im Frühsommer sollte der Onlineshop von dm an den Start gehen. Einen endgültigen Termin gab es auch Anfang Juli noch nicht. Nach einer Testphase am Dienstag hat das Unternehmen nun die Bestellfunktion freigeschaltet. Dm-Chef Erich Harsch erklärt im Interview, warum das Unternehmen einen zweiten Versuch im Web startet.

Dm-Chef Erich Harsch
dm-Geschäftsführer Erich Harsch; Fotos: T. Schindel
zur Bilderstrecke, 5 Bilder
Von D. Snjka, J. Kemle

Herr Harsch,  vor gut einem Jahr haben Sie uns erklärt, dass die Kunden lieber im stationären Handel einkaufen. Die Testphase mit Amazon ist auch Vergangenheit.Und jetzt haben Sie einen eigenen Onlineshop. Wie passt das zusammen? 
Harsch: Bei Amazon haben wir damals ja nur unsere Eigenmarken angeboten und nicht das gesamte Sortiment. Wir beschäftigen uns schon seit fast 15 Jahren damit, wie man das Multichannel Retailing betreiben kann. Damals war die Zeit allerdings einfach noch nicht reif.

Und jetzt ist sie reif?
Harsch: Das Thema Online ist für die Kunden mittlerweile state of the art. Vor  vier Jahren sind wir die Kooperation mit Amazon eingegangen, aber die hat uns perspektivisch nicht vorangebracht. Im letzten Jahr haben wir uns gesagt: Wir müssen etwas tun. 

Woran lag das? 
Harsch: Das Kernproblem sind die niedrigen Margen im Lebensmitteleinzelhandel, zu dem wir gehören. Deswegen haben wir nach einem Modell gesucht, das sich betriebswirtschaftlich selbst trägt. Denn wir wollen online ja keine höheren Preise als in unseren Märkten. Ein stimmiges Modell zu finden ist eine schöne Herausforderung, die etwas Zeit braucht.

Was war eigentlich Ihr Ziel bei der Kooperation mit Amazon?
Harsch: Bei Amazon Erfahrungen sammeln. Wenn das die Kunden überzeugt hätte, wäre die Kooperation auch weitergegangen, aber für uns war das kein stimmiges Modell.

Was war eigentlich Ihr Ziel bei der Kooperation mit Amazon?
Harsch: Bei Amazon Erfahrungen sammeln. Wenn das die Kunden überzeugt hätte, wäre die Kooperation auch weitergegangen, aber für uns war das kein stimmiges Modell.

In Ihrem Heimatland Österreich ist der dm-Onlineshop bereits seit rund eineinhalb Jahren aktiv. Welche Erfahrungen hat dm dort gemacht? Sie haben bisher 30 Märkte umgestellt, wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen?
Harsch: Es gab eine deutliche Entwicklung und wir sind zufrieden. Verglichen mit dem Umsatzpotenzial des stationären Geschäfts hat das Onlinegeschäft aber keinen bombastischen Anteil. Das erwarten wir aber auch für Deutschland.

Im stationären Handel kann ich die Produkte fühlen und riechen, wie kann man das online kompensieren?
Harsch:
 Da braucht man nichts zu kompensieren. Das entscheidet der Kunde. Manche haben Spaß daran die Kosmetiktheken abzulaufen und zu testen. Andere haben ihren Lieblings-Lippenstift gefunden und bestellen ihn online nach.

…dafür fallen dann allerdings Versandkosten an…
Harsch: Genau. Ob der Kunde die zahlen will oder nicht, muss er selbst entscheiden.

Die Versandkosten dürften Sie nicht gerade konkurrenzfähig machen. Andere verzichten darauf.
Harsch: Das bleibt abzuwarten. Es ist ja auch eine Frage der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit. Viele verbrennen erst mal Investorengelder, um Marktanteile zu gewinnen…

… wie Zalando…
Harsch: Das ist sicher ein Beispiel. Wenn das dann allerdings nicht nachhaltig ist und die irgendwann in die betriebswirtschaftliche Realität kommen, werden Kunden, die es jahrelang anders gekannt haben, möglicherweise davonlaufen.

Mag sein, aber Fakt ist, dass die Konsumenten durch Zalando & Co dazu erzogen wurden, dass es weder Versandkosten noch Gebühren bei der Rücksendung gibt.
Harsch: Ja, vollkommen richtig.

Dann müssen Sie die Deutschen einfach „umerziehen“?
Harsch:
 Nein. Ich glaube, dass die meisten Menschen vernünftig sind. Wir wollen damit auch die erreichen, die vielleicht keinen dm in ihrer Nähe haben oder die krank zu Hause sind. Wir wollen einen Zusatzservice anbieten und wir machen das nicht, um mehr Gewinn zu machen. Wir wollen lediglich ein Zusatzangebot anbieten.

Dm-Chef Erich Harsch
Dm-Chef Erich Harsch
Dm-Chef Erich Harsch

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise