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Store-Check Globus, Castrop: Griff nach der Macht im Pott

Am ehemaligen Real-Standort in Castrop hat Globus mit einem glänzenden 6.000-Quadratmeter-Markt den Schritt ins Ruhrgebiet getan. Die Resonanz ist gut, mit der Gastro hat man in der Region einen wahren Coup gelandet.

Mit der neuen Gastronomie passt sich Globus in der Markthalle in Castrop-Rauxel Foodtrends an. Der Erfolg überrascht selbst das Unternehmen. Foto: GLOBUS Markthallen
Von Martina Kausch | Fotos: GLOBUS Markthallen

Elegant ist eine Beschreibung, die üblicherweise weder bei Store-Checks im LEH noch speziell bei Globus-Märkten eine Rolle spielt. Die Überraschung ist in Castrop perfekt, denn hier hat sich Globus selbst übertroffen. Am früheren Real-Standort setzt das Handelsunternehmen aus dem Saarland ein imposantes Zeichen. Modern, chic, bereichsweise sogar gestylt und  ja, besonders an der Fassade mit anthrazitfarbenen Glaselementen auch elegant, aber trotzdem nicht übertrieben präsentiert sich der Standort nach Kernsanierung. Zu übersehen ist Globus nun in Castrop nicht, aber ein Handels-Schritt ins Ruhrgebiet gelingt nun mal nicht leise.

Verunsicherung und Enttäuschung waren am Standort groß gewesen, als feststand, dass der Real in Castrop schließen würde. Die übliche Skepsis verstummte auch noch nicht, als im April 2021 bekannt wurde: Globus übernimmt, Ziel sind nach Umbau ein Großflächenmarkt  sowie in der Einkaufspassage kleine Geschäftsflächen für verschiedene Konzessionäre. Nun beleben Drogeriemarkt, Apotheke, Reisebüro und ein Blumenshop das Geschäft.

22 Millionen für den Um- und Neubau

22 Millionen Euro investierte Globus insgesamt, zunächst in Rückbau und Abrissarbeiten, es folgten Umbau und teilweise Neubau. Konzeptbedingt durch das Selbstverständnis als produzierender Händler benötigt ein Globus-Markt immer Platz für Bäckerei und Metzgerei. Um sein Engagement zu dokumentieren, präsentierten die Saarländer in Castrop der besorgten Stadt bald eine Bauliste der rosigen Zukunft.

Tatsächlich gibt es nun ein neues Dach mit erhöhter Wärmedämmung, einen neuen Boden, neue Haustechnik einschließlich Kältetechnik, neue Sozialräume für die Mitarbeiter, einen umgebauten Parkplatz, nun mit Parkbuchten mit einer Breite von etwa 2,80 Metern. Dann die Globus-üblichen Flächen für die Produktion – die „Meisterbäckerei“ und Fachmetzgerei – mit einer modernisierten Logistik. Und eine Gastronomie.


"Die Gastronomie läuft phänomenal. Wir haben bereits viele Stammbetriebe der Globus-Welt eingeholt."

Patrick Schlüter, Geschäftsleiter Globus


Das Wunder von Castrop

Gerade die Gastronomie mit Restaurant entpuppt sich als das Wunder von Castrop. Geschäftsleiter Patrick Schlüter ist angetan, denn die Zahlen liegen bereits jetzt mindestens auf gleicher Ebene mit Globus-Stammbetrieben (s. Interview unten). Die Kunden kommen in Scharen. „Das liegt auch daran, dass wir von den Fleischklassikern bis zu asiatischer Küche und Vegetarischem ein breites Angebot spielen, das auch viel Saisonales bietet“, weiß Schlüter. Außerdem trägt das schicke und moderne Ambiente des Restaurants zur Kundenzufriedenheit bei. 

Lernen von den Kundenwünschen

Dass Globus sich um Kundennähe bemüht, ist bei der Marktvisite von Beginn an spürbar. Die erste Serviceleistung geschieht bereits, bevor man den Markt betritt. Auf einer Übersichtstafel mit Grundriss neben dem Eingang kann der Kunde seinen Besuch planen – eine gute Strategie in einem 6.000-Quadratmeter-Areal. Im Eingangsbereich beantwortet man am Infostand die ersten Fragen der Kunden. 

Der Rundgang auf der Fläche beginnt bei Globus typischerweise nicht mit Obst und Gemüse, sondern mit Tiernahrung, Süßwaren, WPR und dem „Vorratsschrank“ genannten Trockenwaren- und Konservensortiment. Gleich am Start des Kundenlaufs hatte man ursprünglich Convenience – bei  Globus „Schnelle Küche“ – platziert. Und nach einigen Wochen wieder abgeräumt.

Patrick Schlüter und das Team hatten beobachtet, dass viele Kunden Produkte an anderen Stellen im Markt vergeblich suchten – weil sie eben im eigenen Convenience-Bereich angeordnet waren. Also organisierte und baute man noch einmal um.

Logistik leicht gemacht

Bei einer Großfläche ist Orientierung das A und O. Im gesamten Markt sorgt überdimensionale Beschriftung für Überblick. Die Laufwege sind vielfältig geplant, und am Nonfood-Bereich vorbei kann man direkt zum Frischebereich und zu den Bedientheken eilen, die sich im hinteren Marktbereich befinden. „Meisterbäckerei“, Fisch- und Käsemarkt sowie Metzgerei haben also – dank Rückwandsituation – perfekte Logistikbedingungen. Durch die Eigenproduktion benötigen Bäckerei und Metzgerei in den Globus-Märkten einiges an Platz, weswegen der neue Globus im Vergleich zu dem früheren Real-Markt rund 2.000 Quadratmeter weniger Verkaufsfläche hat.

Update für den Globus-Look

Nonfood wurde im neuen Markt deutlich reduziert, aber am Sortiment der haushaltsnahen Waren wurde festgehalten. Hier finden sich überraschend stylische Trendartikel. Auch das Spielwarensortiment überprüfte man auf Relevanz. Das Ergebnis ist ein kleines Abteilungsmodul mit ausgesuchten Produkten: Geschenkartikel für den Kindergeburtstag sind gefragt. 

Sicherlich, dass der Markt ein Großflächer ist, kann er nicht überall verbergen. Der beigegraue Boden vermittelt keine Gemütlichkeit, die Decke ist allergrößtenteils unverkleidet. Trotzdem macht das Einkaufen viel Freude, weckt der Markt in vielen Abteilungen Begeisterung. Die Regale haben übersichtliche Höhe und sind in angenehmer Anordnung platziert, die Durchgänge bequem.

In den Abteilungen sorgen unterschiedliche aufeinander abgestimmte Farbkonzepte für Abwechslung und Atmosphäre, und das Globus-Orange ist dezent-geschmackvoll verteilt. So hängen etwa nicht nur orangefarbene, sondern auch beigefarbene Lampen in der durch Holzoptik gestalteten Weinabteilung über dem Probiertresen. In der Obst- und Gemüseabteilung sorgen anthrazitfarbene Regale für einen Kontrast zu den Obst- und Gemüsefarben und für einen werthaltigen Eindruck.

An einigen Ecken erinnern Bergbaurelikte daran, dass man sich im Ruhgebiet befindet: Mit ERIN Schacht 7 ist der Förderturm der früheren Zeche des Steinkohlebergwerks von Castrop im Markt in kleiner Dimension nachgebaut – eine Hommage an die Region. 

70 Meter ohne Langeweile

Kunden schätzen eine umfangreiche Bedientheke, möchten aber nicht den Eindruck von steriler, anstrengender Länge und die Angst vor dem Anstehenmüssen haben. Die Aufgabe, die 70-Meter-Theke übersichtlich zu gestalten, wurde hier in der neuen Globus-Markthalle perfekt gelöst.


"Lobenswert ist, dass man quasi dabei zusehen kann, wie das Fleisch verarbeitet wird."

Carsten W., Rezensent auf Google


Einerseits sind die Bereiche Fisch, Käse, Fleisch und Wurst getrennt, es gibt also keine Endlostheken-Optik. Andererseits sorgen Farbkonzepte für optische Kleinteiligkeit. Die Käsetheke ist von einem gelb-weiß-gestreiften Markisenlook überdacht. Die Marktbäckerei ist im Backsteinstil gestaltet, und die Metzgerei wirkt durch die Holzoptik vertraut. Die gläsernen Produktionen der Bäckerei und Metzgerei versprühen im Markt außerdem nahezu Eventatmosphäre – immer gibt es etwas zu beobachten.

In den sozialen Medien kommt nicht nur diese Transparenz sehr gut an, die gesamte Globus-Markthalle loben User in vielen Tönen.  „Lobenswert ist hier, dass man quasi dabei zusehen kann, wie das Fleisch verarbeitet wird. Und die Fleischkäsebrötchen sind mehr als nur empfehlenswert“, schreibt ein Carsten W., „dieser Markt ist eine gelungene Umsetzung eines Supermarktes 2.0“, ein anderer Kunde. Er spielt auf die Bezahlsituation an, man könne durch „Scan & Go“ „seine Waren selbst scannen und an speziellen Kassen seinen Einkauf dann unkompliziert vollenden“. Das klingt doch nach echter Freude im Pott.


INTERVIEW

Patrick Schlüter, Geschäftsleiter Globus

Wie wollen Sie die Kunden in Castrop vom neuen Markt überzeugen?  
In Castrop ist eine vollwertige Globus- Markthalle entstanden, mit allen Profilierungsabteilungen wie Gastronomie, Metzgerei und Bäckerei. Dies sind unsere Aushängeschilder als produzierender Händler, mit ihnen wollen wir in der neuen Region Gas geben. 

Wie läuft das Gasgeben nun, nach den ersten Monaten?
Wir kennen ja die Zahlen des Standorts aus Real-Zeiten. In wichtigen Bereichen wie Süßwaren, Frühstück, Waren für den Vorratsschrank, Kühlregal liegen wir deutlich über den Umsätzen von Real. Der Kundenlauf ist gut gelöst, wir erzielen eine gute Abschöpfung.

In welcher Abteilung sind Sie vom Erfolg besonders überrascht?
Die Gastronomie läuft phänomenal. Im Einzugsbereich Dortmund-Bochum gibt es diese Kombination aus LEH-Großflächenmarkt und 220-Platz-Restaurant mit Frühstücks- und vielfältigem Mittags- und Tagesangebot nicht. Wir haben in Castrop bereits nach einigen Monaten viele Stammbetriebe der Globus-Welt im Bereich Gastro eingeholt.


 

MARKTDATEN

Globus Markthalle, Castrop-Rauxel

  • Adresse: Siemensstraße 10, 44579 Castrop-Rauxel
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8 bis 21 Uhr
  • Eröffnung: 15. September 2022 
  • Verkaufsfläche: 6.000 m²
  • Zahl der Produkte: rund 80.000
  • Zahl der Mitarbeiter: 270
  • Zahl der Kassen: 12 (Selfscan-)Kassen
  • Zahl der Parkplätze: 410, E-Ladestationen im Ausbau
  • Besonderheiten: Gastrobereich mit 220 Sitzplätzen

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