Artikel

„Alles Wiener Schmäh“

Dirk Roßmann sieht sich im Wettbewerb der Drogeriemärkte gut aufgestellt: Vor Dayli hat er keine Angst, beim Kampf um die einstigen Schlecker-Umsätze hält er Rossmann für den großen Sieger.

Dirk Roßmann
Dirk Roßmann, Gründer und Chef der gleichnamigen Drogeriemarktkette
zur Bilderstrecke, 5 Bilder
Von Danica Hensel

Herr Roßmann, wer hat in Deutschland am meisten vom Schlecker-Untergang profitiert? Rossmann oder dm?
Roßmann:
 Rossmann und dm haben beide stark profitiert – wir jedoch etwas mehr, weil viele Schlecker-Kunden auf der Suche nach Aktionspreisen sind und somit eher bei uns fündig werden.

Ihr neuer Mitbewerber Dayli macht sich derzeit in Deutschland für den Roll-out bereit. Was halten Sie vom Konzept?
Roßmann:
 Die Krux im Handel ist: Jedes Unternehmen braucht sehr hohe Umsätze, um relativ niedrige Kosten zu haben. Niedrige Umsätze und niedrige Kosten – das funktioniert nicht. Das war das Pro­blem von Schlecker. Das wird auch das Problem von Dayli sein.

Dabei sagt Dayli-Chef Rudolf Haberleitner, Deutschland habe die schlechtesten Marketingstrategien überhaupt…
Roßmann: 
Wie heißt es so schön in Österreich? „Wiener Schmäh“. Man sollte niemanden unterschätzen, aber ich habe vor dem Haberleitner-Nahversorgerkonzept ehrlich gesagt keine Angst.

Auch Lebensmittelhändler wollen bei Drogeriewaren aufholen. Sehen Sie hier eine ernst zu nehmende Konkurrenz?
Roßmann: 
Nein. Das Drogeriewarengeschäft ist eine ungeheure Detailarbeit. Da sind die Drogeriemärkte die Profis. Das wissen die Kunden auch.

Sie planen 2013 allein in Deutschland 110 neue Märkte. Gibt es nicht schon genug Drogeriemärkte?
Roßmann:
 Nicht überall. Täglich erreichen uns Briefe, E-Mails und Anrufe von Kunden oder Bürgermeistern, die seit der Schließung der Schlecker-Märkte in ihren Orten keinen Drogeriemarkt mehr in der Nähe haben. Aber es stimmt natürlich: Die Expansion der Drogeriemärkte dm, Rossmann und Müller ist immer auch ein Verdrängungswettbewerb. 

Sie haben im vergangenen Jahr 93 Ihr-Platz-Märkte aus der Schlecker-Insolvenz übernommen. Wie zufrieden sind Sie mit deren Entwicklung?
Roßmann: Die umgebauten Ihr-Platz-Märkte stehen allein in diesem Jahr für 250 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz. Damit sind wir sehr zufrieden.

In einigen Ihr-Platz-Filialen werden Lebensmittel größer gefahren.Wollen Sie künftig stärker auf Food setzen?
Roßmann: Wir haben 20 Bahnhofsfilialen von Ihr Platz übernommen. Mit unseren eigenen Bahnhofsfilialen belegen wir somit mehr als 30 Märkte in Bahnhöfen. Die Lebensmittelsortimente dieser Filialen sind elementarer Bestandteil der Angebote in Bahnhöfen und werden von den Kunden dort auch erwartet. Für unsere anderen Standorte gilt das jedoch nicht.

Bislang lässt sich mit dem Online-Verkauf von Drogeriewaren noch kein Geld verdienen. Wie wollen Sie das ändern?
Roßmann: 
Gar nicht. Ein Grund ist die Kostenstruktur des Internethandels. Bei großvolumigen Schnelldrehern ist der Onlinehandel kaum profitabel zu gestalten. Ein Beispiel: Windeln. Hier sind schon im stationären Geschäft aufgrund des Wettbewerbsdrucks nur geringe Margen zu erzielen. Außerdem wollen wir ohnehin lieber, dass die Kunden in unsere Läden kommen. Übrigens ist mir bislang auch kein einziger deutscher Lebensmittelhändler bekannt, der seinen Onlinehandel wirtschaftlich erfolgreich betreibt.

Dirk Roßmann

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise