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Grünes Licht für Tönnies-Übernahme von Family Butchers

Megafusion in der Fleischbranche: Tönnies darf die Kontrolle über The Family Butchers übernehmen. Das hat das Bundeskartellamt nun entschieden.

Tönnies darf The Family Butchers übernehmen.
Tönnies darf The Family Butchers übernehmen.
Von Marcelo Crescenti | Fotos: Tönnies

Das Bundeskartellamt hat der Tönnies International Management GmbH, einem Unternehmen der Premium Food Group (PFG), die Übernahme der IFF Ventures GmbH & Co. KG genehmigt. Damit übernimmt Tönnies die alleinige Kontrolle über den Wursthersteller The Family Butchers.

Tönnies ist bereits heute Deutschlands größter Produzent von Wurst- und Schinkenwaren. The Family Butchers, mit einem Jahresumsatz von rund 700 Millionen Euro (2023), gilt als zweitgrößter Anbieter im Markt. Trotz der Größe beider Unternehmen sah das Bundeskartellamt keinen Grund, die Übernahme zu untersagen.

„Wir haben uns das Vorhaben sehr genau angesehen“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. „Trotz der führenden Marktpositionen beider Unternehmen ergeben sich keine marktbeherrschenden Stellungen.“ Die kombinierten Marktanteile der Unternehmen liegen bei den meisten Wurstsorten unter 40 Prozent – der gesetzlichen Schwelle, ab der eine Marktbeherrschung vermutet wird. Zudem gebe es zahlreiche Alternativen für den Lebensmitteleinzelhandel, etwa durch Eigenproduktionen großer Handelsketten.

Breite Marktanalyse

Im Rahmen der Prüfung untersuchte das Bundeskartellamt über 20 verschiedene Produktmärkte im Bereich Wurst- und Pökelwaren. Dabei wurde nach Wursttypen (z. B. Roh-, Brüh- oder Kochwurst), Fleischarten und Vertriebsformen (gekühlt/ungekühlt) differenziert. Die Märkte wurden geografisch auf Deutschland beschränkt, da Importmengen im Einzelhandel eine untergeordnete Rolle spielen.

Ein Schwerpunkt der Untersuchung lag auf der starken Stellung von PFG bei der Schlachtung von Schweinen und Rindern. Diese vorgelagerte Marktposition verschafft dem Unternehmen Vorteile bei der Rohstoffversorgung. Wettbewerber äußerten in diesem Zusammenhang Bedenken. Dennoch sah die Behörde keine ausreichenden Gründe, um die Übernahme zu untersagen – anders als im Fall Tönnies/Vion, deren Fusion im Juni 2025 gestoppt worden war.

Keine Bedenken im Geflügelbereich

Auch im Bereich Geflügelprodukte, wo die gemeinsamen Marktanteile auf zwei Teilmärkten bei etwa 40 Prozent liegen, wurden keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken festgestellt. PFG betreibt keine eigene Geflügelschlachtung und hat daher keine zusätzlichen strukturellen Vorteile in diesem Segment.

Mit einem Gesamtumsatz von 7,3 Milliarden Euro weltweit (davon 4,1 Mrd. in Deutschland) ist die PFG nach eigenen Angaben der größte Lebensmittellieferant des deutschen Einzelhandels. Durch die Übernahme von The Family Butchers stärkt das Unternehmen seine Position auf dem Wurstmarkt weiter.

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