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Anuga 2023: Ernährung tickt heute anders

Die Anuga 2023 in Köln brach viele Rekorde. Nicht nur in Sachen Besucherzahl, auch die Innovationen, die die Lebensmittelbranche lieferte, machen Lust auf eine gesunde und nachhaltige Zukunft. Zudem zeigte sich die Messe erneut als Wissens- und Know-how-Lieferantin für neue und fortlaufende Trends.

Von Jenny Rommel | Fotos: Koelnmesse GmbH, Harald Fleissner

Teebeutel aus nicht-lebensmittelfähigem Mais, die gleich zusammen mit ihrer Zellulose-Umverpackung im eigenen Garten kompostieren. Ein Thunfischsandwich, das wie das Original schmeckt, aber mit Thunfischersatz die Überfischung verhindern soll. Dazu ein veganes Mayo-Topping – perfekt! Klimawandel, Ressourcenknappheit und die wachsende Bevölkerung ist eine globale Herausforderung, die auf der Anuga 2023 in jeder Halle sicht- und schmeckbar war. Schließlich stand die Kölner Messe dieses Jahr unter dem Leitmotto „Sustainable Growth“.

Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, faire Produktion, nachhaltige Verpackung und die Optimierung der Lieferketten waren ein klares Statement der Branche. Darunter herausragende Innovationen und das Ziel, neue und gemeinsame Ansätze länderübergreifend für ein nachhaltiges Foodsystem zu finden. „Als weltweit größte Fachmesse für Lebensmittel und Getränke setzt die Anuga 2023 ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Lebensmittelbranche. Damit fördert sie den Dialog sowie die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Organisationen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um gemeinsam eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft zu gestalten“, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH.


"Suistanable Growth, Leitgedanke der Anuga 2023, war praktisch in jeder Halle zum Greifen nah."

Björn Fromm, Präsident Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH)


Fleisch aus Pflanzen

Die vielen Anbieter, 500 aus Deutschland, sorgten noch für einen weiteren Schwerpunkt: Weniger ist mehr! Das Worte „ohne“ spielte dabei die Hauptrolle: Ohne Alkohol, einer der Megatrends für Sekt, Wein, Gin und Whiskey. Eine perfekte Auswahl für die Hausbar, die schmeckt aber nicht benebelt. Ohne Fleisch, bei plant based-Produkten: Von der Curry-Wurst über Burgerpatties bis hin zum vermeintlich hochwertigen Steak, beispielsweise von planted, – was hier auf den Teller kommt, ist garantiert fleischfrei.

Darauf setzen nicht nur kleine Start-ups, sondern auch große global Player. Vegetarische Metzger nutzen dabei neueste Lebensmitteltechniken wie In-Vitro, Gentechnik oder Präzisionsfermentation, um Fleisch aus pflanzlichen Proteinen wie Hülsenfrüchten und Getreide herzustellen. Das Ziel: Eine Nahrungsversorgung für alle Menschen auf der Welt, die unser Klima schont und die Erde rettet. Sogar der beliebte Sonntagsbraten und andere „Seelenessen“, die Oma früher auf den Tisch brachte und die uns an schöne Familien-Zeit erinnert, funktionieren jetzt wundervoll fleischfrei. 

Alles ist möglich

Genau wie Fisch, und das nicht nur bei der Thunfischalternative wie von BettaFisch, zu einer der Top-10-Innovationen der Messe gewählt, auch Krabbenbratlinge, Meeresfrüchte und gedünsteter Fisch – die Lebensmittelproduzenten setzen hier pflanzliche Proteine sowie Ballaststoffe ein. Auch ohne oder mit wenig Zucker war ein riesiges Thema.

Ganz groß im Kommen für den Endverbraucher sind Brotaufstriche, Cerealien, Shakes und Snacks, die süß schmecken, denen aber der raffinierte Zucker oft komplett fehlt. Sie werden überwiegend auf Dattel- oder Pflaumenbasis hergestellt, sind meist vegan, glutenfrei und organic.

Aber auch unsere moderne Lebensweise beeinflusst die Trend-Produkte enorm. „New Work“ verändert nicht nur die Arbeits-, sondern auch die Esskultur. Flexible Modelle in Arbeitszeit und -ort stellen bewährte Essgewohnheiten auf den Kopf. Snacking ist deshalb in aller Munde. Die Auswahl an Riegeln, die den Bedarf decken und meist ohne oder mit wenig Zucker auskommen, ist enorm.

Was auch auffiel: Viele Produkte haben nicht das ohne, sondern das mehr an Proteinen. Ein Trend für die Zukunft: Vielem werden Proteine extra zugesetzt: Chips, Brot, Pudding, Wurst – neuste Lebensmitteltechnologien machen es möglich.

Apropos Zukunft: In diesem Jahr gab erstmalig die Anuga HORIZON Conference viele Impulse für die kommenden Jahre in der Branche. Hier fanden Expertenpanels statt, die weitere Perspektiven und Lösungsansätze boten. „Zusammenhalt, Mut, Innovationskraft durch persönliches Sehen, Schmecken, Erleben ist essenziell für die Anuga. In Zeiten dynamischer Veränderungen macht die Anuga Mut und gab Zuversicht“, meinte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin der DEHOGA.


INFO

Globale Nummer eins

  • An der Anuga 2023 beteiligten sich 7.850 Unternehmen aus 118 Ländern auf rund 300.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Der Auslandsanteil an Ausstellern betrug 94 Prozent. Die Anuga durfte 140.000 Besucher begrüßen, die aus 200 Ländern nach Köln kamen. Der Auslandsanteil liegt hier bei 80 Prozent.
  • Vor allem aus Großbritannien, Italien, Niederlande, Spanien und der Türkei kamen die meisten europäischen Besucher. 
  • Außereuropäisch lagen Brasilien, China, Japan, Korea und die USA vorne.
  • Erstmalig fand in diesem Jahr die Anuga HORIZON als Conference statt. Branchenfachleute konnten in inspirierenden Vorträgen Wissen und Erfahrungen austauschen.

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