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Biowein voll im Trend

Nachhaltigkeit, Regionalität, Zukunftsfähigkeit – immer mehr Winzer stellen auf biologischen Weinbau um, die Nachfrage nimmt stetig zu. Seit Corona legen Weinliebhaber verstärkt Wert auf hochwertigen Wein, den sie direkt in der eigenen Region kaufen. Weinexperten sind sich einig: Biowein wird früher oder später der Standard sein.

Von Johanna Wies | Fotos: Rewe Rahmati/ Björn Wurth

Vor fünf Jahren hatte Björn Wurth, Einkaufsleiter für Wein und Spirituosen bei Rewe Rahmati, seine Bioweine noch als eigenständigen Sortimentsblock platziert. Da die Nachfrage immer größer wurde, hat der Markt in Köln die Biowein-Blöcke aufgelöst, im restlichen Sortiment verteilt und sie gesondert gekennzeichnet. „Biowein ist auf jeden Fall ein Trend“, sagt der Weinexperte. Mittlerweile sind 80 Prozent der deutschen Weine in seiner Filiale bio.

In den letzten zehn Jahren haben sich laut Deutschem Weininstitut (DWI) die Anbauflächen im Ökoweinbau mehr als verdreifacht. 2019 wurden in Deutschland 10.600 Hektar Weinberge ökologisch bewirtschaftet. Dies entspricht einem Anteil von gut zehn Prozent der Gesamtrebfläche und einem Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Elf Prozent der deutschen Haushalte haben letztes Jahr Biowein gekauft, dies belegt eine Marktanalyse auf Basis des Nielsen-Homescan-Panels.

Was macht Biowein aus?

„Wir beobachten eine stete Entwicklung zu mehr Bio in der Weinerzeugung“, so Marian Kopp, geschäftsführender Vorstand der Lauffener Weingärtner Genossenschaft. Das Ziel beim biologischen Weinbau ist, weniger auf Masse, sondern im Einklang mit der Natur zu arbeiten, die Weinberge so wenig wie möglich zu schädigen und keine Rückstände zu hinterlassen.

Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel wird komplett verzichtet. „Alles, was wir an Dünger verwenden, sind organische Dünger aus Pflanzenresten, meistens Rapsreste“, erklärt Andreas Roth, Geschäftsführer vom Weingut Forsthof. In der Bioweinherstellung werden keine Zusatzstoffe hinzugefügt. Das bekannteste Siegel für Biowein ist das EU-Biosiegel, Verbandszeichen wie Bioland, Demeter oder Naturland beinhalten noch strengere ökologische Standards als das EU-Siegel.

Im Einklang mit der Natur

Auf der Biofach 2020 wurde der Trend zu sogenannten biodynamischen Weinen identifiziert. 2020 waren 1.036 Weingüter weltweit von Demeter oder Biodyvin zertifiziert, 38 Prozent mehr als 2016. „In der Biodynamie betrachtet der Winzer den Prozess insgesamt ganzheitlicher als im biologischen Weinbau, er bewegt sich in den Rhythmen der Natur und der Jahreszeiten“, erklärt Steffen Brahner, Geschäftsführer vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf. Dort fiel die Entscheidung zur biodynamischen Bewirtschaftung, um die Böden gesünder und somit das Weingut zukunftsfähig zu machen. Die qualitative Weiterentwicklung der Weine ist die logische Konsequenz.

„Derzeit gibt es einen Generationenwechsel unter den Winzern, die Nachfolger arbeiten bereits biologisch, oder sie planen es“, sagt Björn Wurth. Den Zuwachs an Biobetrieben im privaten Weingutsbereich beobachtet auch Andreas Roth: „Ich denke, dass es früher oder später zum Standard wird.“ Seit Corona werde verstärkt Wert auf regionalen Wein gelegt.

Steffen Brahner nimmt Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit als eine langfristige Entwicklung wahr: „Sie ist durch Corona insoweit beschleunigt worden, als dass die Konsumenten erkannt haben: Dieser grenzenlose Konsum kann auf Dauer so nicht weitergehen.“ Björn Wurth ist überzeugt: „In zwei, drei Jahren wird Biowein die Regel sein und der konventionelle Weinbau die Ausnahme.“

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