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Mit der Natur: Interview mit Steffen Brahner über bio-dynamischen Wein

Biowein ist im Trend. Doch es gibt biologisch erzeugten, und es gibt biologisch-dynamischen Wein. Wo der Unterschied ist? Und wieso biologisch-dynamischer Wein noch besser für die Natur ist? Das erklärt uns Steffen Brahner, Geschäftsführer vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf, ein Pionier im Bereich der Biodynamie.

Das Weingut Dr. Bürklin-Wolf in Wachenheim an der Weinstraße im Weinbaugebiet Pfalz. Bild: Dr. Bürklin-Wolf
Von Johanna Wies | Fotos: Dr. Bürklin-Wolf; Heroes of Riesling

Was macht biologischen Wein aus?

Bei biologischen erzeugten Weinen werden keine Pestizide, kein Mineraldünger und keine synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Das heißt auch, dass man als Biowinzer vorausschauender arbeiten muss als konventionell arbeitende Kollegen. Im Vordergrund steht die Stärkung der Pflanze und gesunde Böden.

Was macht biologisch-dynamischen Wein aus?

Biologisch-dynamischer Wein geht nochmal einen Schritt weiter, man denkt ganzheitlicher. Wir bewegen uns in den Rhythmen der Natur, in den Jahreszeiten. Die Mondphasen spielen ebenfalls eine große Rolle.

Es geht im Wesentlichen darum, den Kreislauf zu schließen – was man dem Boden durch die Produktion entnimmt, müssen wir auch wieder zurückgeben in den Kreislauf. Dies machen wir zum Beispiel mit Kompostarbeit und ausgesuchten Einsaaten zur Begrünung der Weinberge.

Wie kam Dr. Bürklin-Wolf zur Biodynamie?

Die Eigentümerin, Bettina Bürklin-von Guradze, hat das Weingut nach ihrem Studium Anfang der 1990er Jahre übernommen. Sie fand ein Weingut mit großem Namen vor und überlegte, wie man es noch weiter an die Spitze führen kann. Sie hatte erkannt, dass ein konventioneller Weinanbau nicht nachhaltig und zukunftsfähig ist, da die Böden immer weiter verarmen würden.

Auf einer Geschäftsreise in die USA im Jahr 2000 entdeckte sie das Buch „Beseelter Wein“ von Nicolas Joly. Der berühmte Winzer von der Loire begeisterte sie für ein Thema, das bis dato in Deutschland weitgehend unbekannt war: die Biodynamie. Das war der entscheidende Impuls und es folgte ein intensiver Austausch mit biodynamisch arbeitenden Kollegen, insbesondere in Frankreich.

Mithilfe des Biodynamieerfahrenen Elsässer Kollegen Marc Kreydenweiss begann schließlich im Jahr 2001 auf einer Fläche von acht Hektar in der Ruppertsberger Hoheburg, die Umstellung auf die biodynamische Bewirtschaftung. Es hat uns von Anfang an derart in seinen Bann gezogen, dass wir bereits vier Jahre später, im Jahr 2005, die gesamte Fläche auf biodynamischen Weinbau umstellten. Zeitgleich traten wir Biodyvin, dem Verband biodynamisch arbeitender französischer Winzer, bei, dem wir bis zum heutigen Tage angehören. Durch ihn erfolgte im Jahr 2008 nach dreijähriger Umstellungszeit die Zertifizierung.

Können Sie einen Trend von Bioweinen bestätigen? Erfahren Sie verstärkte Nachfrage?

Man kauft sich Dr. Bürklin-Wolf nicht, weil wir Bioproduzent sind. Aber natürlich haben wir auch neue Kunden gewonnen, weil wir Biowein machen. In dem ganzen Kontext der Nachhaltigkeit stellen immer mehr Händler dahingehend ihre Sortimente und Gastronomen ihre Weinkarten um. Insoweit ist schon eine deutliche Vorwärtsbewegung zu erkennen.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung von Biowein ein?

Ich nehme Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit als eine langfristige Entwicklung wahr. Sie ist durch Corona insoweit beschleunigt worden, als dass die Konsumenten sich mehr besinnen und nachverfolgen: wie wird ein Lebensmittel produziert? Welche Ressourcen werden dafür verbraucht?

Sie haben erkannt, dass unsere Erde diesen grenzenlosen Konsum nicht mehr lange verkraftet und wir irgendwann den nächsten Generationen die Frage beantworten müssen, warum wir nicht früher gehandelt haben.

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