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Eine Frage des Preises

Deutsche Lebensmittelhändler überbieten sich derzeit mit Preissenkungen – und reagieren damit auf die Forderungen vieler Kunden nach günstigeren Lebensmitteln. Die Rabattschlacht auf breiter Front wird medienwirksam ausgetragen und wirbelt die Branche durcheinander. Vor allem für Discounter und Markenanbieter steht viel auf dem Spiel.

 

Kritischer Blick am Regal: Deutsche Konsumenten vergleichen die Lebensmittelpreise genau.
Von Marcelo Crescenti | Fotos: stock.adobe.com/Natalia; Santiago Engelhardt (2), Martina Kausch, Unternehmen

Was bisher geschah: die große Preislawine. Lidl senkt die Preise von 500 Artikeln, bei Aldi sind es angeblich tausend. Norma kündigt „die größte Preissenkung der Unternehmensgeschichte“ an, Rewe erinnert daran, dass 4.000 Produkte im Sortiment „immer so günstig sind wie bei Discountern“. Bei Edeka sollen es sogar 12.000 sein. Auch bei Kaufland wird einiges preiswerter – Zaziki, Nuss-Mix, Bratwurst. Im Lidl-TV-Spot singt Sarah Connor „Einigkeit und Preis und Kaufkraft / für das deutsche Portemonnaie“ zur Melodie der deutschen Hymne.

Kein Krokodil im Baggersee, kein Problembär, keine Berliner Löwin, die sich als Wildschwein entpuppt: Das Thema dieses Sommers droht die Jagd nach dem niedrigsten Preis zu werden. Die Händler senken öffentlichkeitswirksam Preise und reagieren damit auf die Empfindung einer breiten Bevölkerungsschicht, wonach alles teurer wird – vor allem Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs.
 

Teuerung „beherrschendes Thema“

„Die Kunden sind derzeit so preisempfindlich wie noch nie“, stellt der erfahrene fränkische Edeka-Händler Manfred Degen fest. Dabei haben die Verbraucher vor allem die Preise im LEH im Fokus, so Degen: „Der Betrag, den sie für den Aperol Spritz am Abend zahlen, ist für sie  offenbar nicht so relevant. Doch wehe die Flasche im Regal wird teurer – dann geht das Lamento los.“

Dass die Deutschen derzeit besonders auf ihre Ausgaben achten, belegt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG): Demnach bewerten 62 Prozent der Verbraucher die wirtschaftliche Lage negativ – ein Anstieg um zehn Prozentpunkte gegenüber 2024. Ein Drittel macht sich Sorgen um die persönliche Finanzlage. Die Furcht vor weiteren Teuerungen ist derzeit „das beherrschende Thema“, so die Studie: 70 Prozent erwarten ähnliche Preissteigerungen wie im vergangenen Jahr.

In diesem Kontext wirken die aktuellen Preissenkungen geradezu wie Zucker (Preisentwicklung 2024: – 5 %) für den Körper: Kurzfristig liefern sie neue Energie und bessere Laune, können aber später zweifelhafte Nebenwirkungen haben. Schon warnen Bauernverbände vor dem gestiegenen Kostendruck auf Seiten der Erzeuger, die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert angesichts der Aufs und Abs am Regal mehr Transparenz bei der Preisgestaltung sowie eine Preisbeobachtungsstelle. Und einige Experten zweifeln, ob der Aktionismus dauerhaft zu Ertragsverbesserungen im Lebensmittelhandel beitragen wird.
 

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