Artikel

Déjà-vu im LEH: Hamsterkäufe nehmen wieder zu

Der LEH verzeichnet vermehrt Hamsterkäufe, und wieder geraten Toilettenpapier, Dosen & Co. ins Visier der Panikkäufer. Händler und Industrie betonen indes, dass die Sorge vor Engpässen unbegründet sei.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Pixabay/IFH Köln

Die Angst vor einem zweiten Lockdown und die Befürchtung, dass damit die Warenverfügbarkeit in einigen Bereichen eingeschränkt sein könnte, scheint bei bestimmten Konsumentengruppen zu einem veränderten Einkaufsverhalten zu führen. So decken sich seit dem Beginn der zweiten Corona-Welle nach Aussage mehrerer Lebensmitteleinzelhändler wieder mehr Kunden mit Hygieneartikeln bzw. haltbaren Nahrungsmitteln ein – und sorgen zumindest zeitweise für leere Regale.

Wie eine Sonderauswertung experimenteller Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, waren die Verkaufszahlen von Toilettenpapier in der 42. Kalenderwoche (12. bis 17. Oktober) fast doppelt so hoch (+89,9 %) wie im Durchschnitt der Vorkrisen-Monate August 2019 bis Januar 2020. Der Absatz von Desinfektionsmitteln lag dabei knapp drei Viertel (+72,5 %) und der von Seife knapp zwei Drittel (+62,3 %) über dem Vorkrisen-Durchschnitt. Auch der Absatz von Mehl stieg verglichen mit dem Vorkrisen-Durchschnitt um mehr als ein Viertel (+28,4 %) und der Absatz von Hefe um mehr als ein Drittel (+34,8 %).

Die jüngste Entwicklung bestätigt auch eine aktuelle Erhebung des Marktforschungsunternehmens YouGov. Fast jeder zehnte Kunde (9 Prozent) beabsichtigt demnach, angesichts des zuletzt deutlich gestiegenen Infektionsgeschehens in den kommenden Wochen verstärkt Toilettenpapier, Nudeln etc. zu kaufen. 86 Prozent gaben indes an, dies nicht vorzuhaben, fünf Prozent gaben keine Antwort. Am häufigsten wollen sich Befragte im Alter von 25-34 Jahren (15 Prozent) verstärkt mit den genannten Artikeln eindecken, so das Ergebnis der YouGov-„Frage des Tages“, bei der 5.906 Personen in Deutschland ab 18 Jahren über das vergangene Wochenende befragt wurden.

Wie das Magazin „Chip“ berichtet, gilt in einigen Aldi-Süd-Filialen in München seit vergangenem Samstag die Regel, dass nur noch zwei Packungen Toilettenpapier pro Kunde erlaubt sind. Ein ähnliches Bild zeige sich in Stuttgart, Rosenheim und anderen Städten in Süddeutschland. Um leeren Regalen vorzubeugen, hat Edeka Esslinger (Bodensee-Raum) beispielsweise in den vergangenen Tagen mehrere Videos auf seinem TikTok-Kanal veröffentlicht, in denen Kunden auf kreative, aber auch humorvolle Weise gebeten werden, nur haushaltsübliche Mengen zu kaufen.

Für Hamsterkäufe gibt es allerdings nicht nur aus Sicht von Supermärkten und Discountern keinen Grund. Auch Lieferanten sehen keinen Anlass zur Sorge. "Deutschland ist mit Hygienepapier sehr gut versorgt, die Lieferketten funktionieren", versicherte Jürgen Fischar, Verkaufsleiter des Hygienepapierherstellers Fripa aus dem unterfränkischen Miltenberg, zuletzt gegenüber dem „Spiegel“.

Schließlich appellierte auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) an die Verbraucher, trotz der steigenden Zahl von Corona-Infektionen keine größeren Mengen einzukaufen als sonst. „Für Hamsterkäufe gibt es keinen Grund. Die Lieferketten funktionieren – das gilt nach wie vor“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Zu keiner Zeit in der Pandemie sei die Lebensmittelversorgung in Deutschland gefährdet gewesen. „Wer hortet, handelt nicht nur unlogisch, sondern auch unsolidarisch. Und am Ende landet vieles in der Tonne“, so Klöckner.

Bereits im Zuge des ersten Lockdowns entwickelte das Rechenportal für Alltagsfragen Blitzrechner.de einen Toilettenpapier-Bedarfsrechner. Das Ergebnis: Singles horten im Durchschnitt einen Vorrat für 127 Tage (entspricht ca. 20 Rollen), vierköpfige Familien immerhin noch für 43 Tage (entspricht ca. 25 Rollen).

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise