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Die neue Weitsicht

Als Peter Kopietz 2013 zu Heineken Deutschland kam, fehlte dem Unternehmen noch eine langfristige Ausrichtung. Die gibt es inzwischen. Seitdem wird permanent daran gearbeitet, den Coolness-Faktor der Marke weiter zu steigern.

Peter Kopietz Heineken
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Von Mirko Jeschke | Fotos: Christoph Petras

Fragt man Peter Kopietz, was das Besondere an Heineken ist, betont er stets die internationale Bekanntheit und den Premium-Aspekt seiner Biermarke. Das Image dieser Marke zu pflegen, die erst vor knapp zehn Jahren in den deutschen LEH eingeführt wurde, ist daher auch oberstes Ziel des gebürtigen Österreichers.

Ehrgeizige Ziele

Dem seit vielen Jahren schwierigen Biermarkt setzt die seit 1993 bestehende deutsche Konzerngesellschaft von Heineken, die selbst über keine Produktionsaktivitäten verfügt, stetig steigende Absatzzahlen entgegen. Bereits 2015 wurde die Marke von 400.000 Hektolitern gerissen; in diesem Jahr sollen 500.000 Hektoliter erreicht werden. Verantwortlich für diesen Erfolg sind 120 Mitarbeiter, die von Berlin aus den Kurs der Geschäftsführung umsetzen. „In der Zusammenarbeit ist mir vor allem ein offener, respektvoller Umgang miteinander wichtig“, betont Peter Kopietz. Genauso viel Wert legt der 44-Jährige, der vor seinem Wechsel zu Heineken elf Jahre lang Marketing- und Vertriebs-positionen bei Lindt & Sprüngli bekleidete, aber auch auf die Eigenverantwortung seiner Mitarbeiter: „Hier kann sich keiner verstecken, jede Position ist nur einmal vergeben und ich muss darauf setzen können, dass sich die Leute voll damit identifizieren und Leidenschaft mitbringen.“

Kreatives Denken

Nach der Einführung der 0,4-Liter-Mehrwegflasche hat Heineken seine Desperados-Range sowie sein Cider-Portfolio erweitert und 2017 schließlich seine alkoholfreie Variante 0.0 eingeführt. Abgesehen davon wollte Kopietz etwas schaffen, das es bis dato nicht gab – eine Vision. Ziel war es, jedem Mitarbeiter einerseits Orientierung, aber auch eine Identifikationsmöglichkeit zu bieten. Auf das Ergebnis „We make Heineken Germany cooler“ ist der Firmenchef besonders stolz: „Wir haben alles ohne Agenturen oder Consultants selbst kreiert und uns für diesen kreativen Prozess tagelang weggesperrt. Mir kommt noch heute eine Gänsehaut, wenn ich an diese Zeit zurückdenke.“ Ihre Sponsoringaktivitäten in der Champions League, der Formel 1 und in James-Bond-Filmen will die deutsche Heineken-Gesellschaft, deren Mitarbeiter das jüngste Durchschnittsalter im Konzern aufweisen, auf jeden Fall fortführen. An dem ruinösen Preiswettkampf in der Branche, in der bis zu 75 Prozent des Volumens über Promotions verkauft werden, will Kopietz indes nicht teilnehmen: „Unser Promotionsvolumen liegt deutlich darunter, das heißt der Handel kann mit unseren Produkten auch noch gut Geld verdienen.“ Die Zahlen geben ihm recht: „Ich bin jetzt das fünfte Jahr hier und wir wachsen ungebremst, nicht nur im Absatz, sondern auch im Umsatz.“

Sein Markenverständnis hat der Niederösterreicher seiner Zeit bei Lindt zu verdanken, weshalb ihm Marketing- und Sales-Meetings noch heute viel Freude bereiten: „Mitunter juckt es mich da schon in den Fingern, ins Gespräch einzugreifen. Gerade wenn es um Produktentwicklungen, um Strategien geht.“ Einen typischen Arbeitstag gibt es für den stets gelassenen Manager trotzdem nicht, denn er ist oft unterwegs. 100 Flüge pro Jahr sind normal.

Auch wenn Peter Kopietz weiß, wie man durch Leistung überzeugt – in seine erste Position bei Unilever kam er über einen Auswahlprozess mit 100 Mitbewerbern – er ist bekennender Genussmensch. Sein Rezept für eine gute Work-Life-Balance: Reisen, Skifahren und Golfspielen. Oder mal bei einer Champions-League-Partie entspannen: mit Chips und, natürlich, dem richtigen Bier!

Info

Peter Kopietz kam 2011 zu Heineken und leitet seit Oktober 2013 die deutsche Konzerngesellschaft. Davor war er bei Unilever und bei Lindt & Sprüngli beschäftigt. Er ist verheiratet.

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