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Edeka Fanderl: Mit Technik voran

Bake-off sieht Sabine Fanderl als einen der Erfolgsfaktoren in ihren Edeka-Märkten – diesen Trend hatte ihr Vater erkannt. In der sechsten Generation setzt ihr Sohn Sebastian Huber auf digitale Etiketten und SCO-Kassen.

Sabine Fanderl führt fünf Edeka-Märkte eines Unternehmens mit über hundertjähriger Geschichte. Foto: René Fiedler
Von Martina Kausch | Fotos: René Fiedler

Wie betreibt man als Edeka-Händler mit über hundertjähriger Geschichte fünf Märkte auch in der sechsten Generation erfolgreich? Wie bekommt man eine gute Nachfolgeregelung hin – und wie kann man in der aktuellen Situation Kosten reduzieren und dem Fachkräftemangel begegnen? Sabine Fanderl und ihr Sohn Sebastian Huber sind bei diesen Fragen die richtigen Ansprechpartner, denn sie geben ganz klare Antworten.


"Ein Erfolgsrezept: Was wir tun, versuchen wir, in beständig hoher Qualität zu tun."

Sabine Fanderl, Edeka Fanderl


Frauenpower und Expansion

„Das, was wir tun, versuchen wir, in beständig hoher Qualität zu tun – das ist eines der Erfolgsrezepte“, formuliert Sabine Fanderl. Aber was tun sie genau? Die 57-Jährige führt das Unternehmen in fünfter Generation. Als ihre Kinder in Kindergarten und Grundschule waren, stieg sie ins elterliche Geschäft ein – und startete durch. „Wir hatten damals nur zwei – heute würde man sagen kleinere – Flächen mit 980 und 1.200 Quadratmetern. Nach der Zweitausenderwende haben wir eine große Fläche dazu genommen. Das machte mir so viel Spaß – eigentlich habe ich in den kommenden 20 Jahren nur neu gebaut, umgebaut und erweitert. Das ging Schlag auf Schlag. Heute haben wir rund 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche“, so die Unternehmerin.

Erfolg durch Bake-off

Als Erfolgsfaktor Nummer eins macht Sabine Fanderl das Thema Bake-off aus. „Wir haben schon 2004 begonnen, in unseren Märkten Bake-off-Stationen einzubauen. Damals wurden wir belächelt und hatten Probleme, überhaupt einen Lieferanten für vorgebackene Teiglinge zu finden“, erinnert sie sich, TK-Lieferketten seien noch nicht leistungsfähig gewesen. Ihr Vater habe das Potenzial erkannt, man habe dann einen Lieferanten gefunden und das Thema vorangetrieben. Bei Edeka Fanderl wird das Aufgebackene – angeboten werden rund 25 Sorten – vorverpackt, denn die Kunden mögen den schnellen Einkauf und möchten sicher sein, dass die Ware unberührt ist, weiß die Kauffrau. Bake-off sei eine perfekte Ergänzung zum Vorkassenbäcker.

Erfolg durch Käse an der SB-Theke

Die Themen schneller Einkauf und Hygiene haben in den Fanderl-Märkten auch den Umgang mit der gelben Mopro-Linie beeinflusst: Käse liegt verpackt in der SB-Theke. In einigen Märkten mache man bis zu neun Prozent mehr Mopro-Umsatz, seit der Käse verpackt in der Theke zu finden sei, beobachtet Sabine Fanderl. Man vermeide Berührungsängste der Kunden mit der Bedientheke, der Raum Ingolstadt sei keine große Käseregion, und mancher habe auch bei französischem Käse eventuell das Problem mit der Aussprache. Verpackt wird auch der Scheibenkäse in vollkompostierbare Folie. Sie sei zwar drei- bis viermal so teuer wie herkömmliche Folie, aber dem Kunden würden Nachhaltigkeitsgedanken immer wichtiger, so die Kauffrau.

Erfolg durch Geschenkservice

Ein bisschen kommt Sabine Fanderl ins Schmunzeln, als sie von ihrem Geschenkservice berichtet. Vielleicht kennt sie die zweifelnde Frage: Bringt das Umsatz? Der Geschenkservice des Münchner Delikatessenhauses Dallmayr hat Fanderl als Azubi derart beeindruckt, dass sie ihn im eigenen Geschäft fest etabliert hat. „Es ist fast ein Hobby von mir“, berichtet die Händlerin, aber eben eines, bei dem sie auf Professionalität achtet. „Wir betreiben den Service hier in der Region sehr intensiv und haben dafür einen Bereich in der Firmenzentrale in Ingolstadt geschaffen. Zwei Frauen bearbeiten ausschließlich die Bestellungen und richten die Körbe schön her.“

Das Angebot ist umfangreich: „Wir machen alles möglich, ob es ein Bier- oder ein bayrischer Brotzeitkorb ist, ob der Kunde ein Mitbringsel braucht oder ein großes Präsent. Wir spielen die großen Themen wie Muttertag, Vatertag, Ostern, Weihnachten, aber wir haben auch individuell viele Ideen.“ Dass Firmen aus der Region für Mitarbeiter einfach 30 Geschenkkörbe bestellen, komme immer wieder vor, freut sich die Unternehmerin.

Nachfolge und Erfolg mit Technik

„Wir haben eigentlich keinen großen Druck dahinter gesetzt. Ich dachte mir eher, wenn einer der Söhne ins Geschäft einsteigt, ist es schön, wenn nicht, dann halt nicht“, beschreibt Sabine Fanderl ihren Blick auf die Nachfolgefrage. Dass sich Sebastian Huber (32) nach dem BWL-Studium doch für das Familienunternehmen entschieden hat, liegt an dem interessanten Arbeitsplatz, den seine Mutter bieten konnte: „Wir haben 2017 auf das Warenwirtschaftssystem Lunar umgestellt. Und da ich eine große Affinität zum Thema IT habe, war das die perfekte Steilvorlage, um einzusteigen.“

Huber ist seit 1. Januar 2023 mit Leitungsfunktion im Unternehmen und sieht in der Digitalisierung mit elektronischen Etiketten und SCO-Kassen die Möglichkeit, die Märkte auch angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels zukunftsfest zu betreiben. Im Raum Ingolstadt mit dem großen Arbeitsplatzangebot der Autoindustrie herrsche mehr als Vollbeschäftigung, da habe es der Handel schwer.

Und Sabine Fanderl fällt dann doch ein Stein vom Unternehmerinnenherzen: „Ich muss jetzt zugeben, dass ich mich schon sehr über Sebastians Entscheidung freue. Es steckt ja ganz viel Herzblut, Zeit und Arbeit in so einem Lebensmittelgeschäft. Umso schöner ist es dann doch, wenn es sich gelohnt hat, wenn jemand einsteigt, der ein ganz anderes Verständnis hat, weil er eben auch mit dem Geschäft groß geworden ist. Wenn man einfach weiß: Es geht weiter.“

Edeka Fanderl in historischen Bildern


INFO

Sabine Fanderl

Eigentlich hätte sie Bankkauffrau werden wollen, aber dann stieg Sabine Fanderl nach einer Einzelhandelsausbildung beim Feinkosthaus Dallmayr in München doch ins elterliche Unternehmen ein.

Mit ihr stieg die Zahl der Edeka-Fanderl-Märkte in und um Ingolstadt von zwei auf fünf, mit insgesamt 12.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Edeka Fanderl gibt es seit über einhundert Jahren.

Zum Januar 2023 hat Sabine Fanderls Sohn Sebstian Huber als sechste Generation Verantwortung im Unternehmen übernommen.


 


INFO

Erfolgstipps von Sabine Fanderl

  • Bake-off-Stationen: Kunden mögen es, wenn frisch im Markt gebackenes Brot, Brötchen, Semmeln und Co. verpackt im Regal liegen: Die Hygiene ist ein wichtiges Kaufargument.
  • Käse-SB: Käse verkauft sich in den Fanderl-Märkten sehr gut in frisch verpackter Form. Zur Verpackung nutzt man in den Märkten kompostierbare Folie.
  • Geschenkservice: Die Abteilung hat zwei Mitarbeiter, die nahezu alle Präsent-Wünsche erfüllen.
  • SCO-Kassen, digitale Etiketten: Moderne digitale Systeme entlasten Mitarbeiter, die im Handel rar sind.

 

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