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Edeka Prechtl, Bad Feilnbach: Modern mit Bayern-Charme

Gleich neben der Kirche von Bad Feilnbach hat Andreas Prechtl seinen vierten Markt eröffnet. Im Blick hat der Kaufmann auch Touristen – und die Flächenproduktivität.

Herz des Marktes ist die Bedientheke für Fleisch, Wurst, Käse und Frischfisch.
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Von Martina Kausch | Fotos: Hans-Rudolf Schulz

"Eigentlich können wir dann am letzten Tag alles hier kaufen, was wir mitnehmen wollen“, sagt die Dame in mittlerem Alter und in Wanderkleidung zu ihrem Mann. Sie hat die Regale inspiziert und off enbar vieles gefunden, was man den Daheimgebliebenen mitbringen möchte, wenn man in Oberbayern Urlaub gemacht hat. Es scheint so, als ginge das Konzept auf, das Edeka-Kaufmann Andreas Prechtl für seinen vierten Markt in Bad Feilnbach bei Rosenheim entwickelt hat. „Es soll hier alles ein wenig traditioneller sein, wie es zu einem Tourismusort passt.“

Über dem Plan

Anfang Juli wurde eröffnet – und nach den ersten Monaten sieht der Kaufmann: „Wir liegen über dem Plan.“ Dabei war die Aufgabe, in Bad Feilnbach einen Vollsortimenter zu eröff nen, schon deswegen besonders, weil der Markt direkt im Ortskern liegt. „Ideen für das Projekt hatten wir schon seit zehn Jahren“, berichtet Andreas Prechtl. 2013 dann kauft e er die zu jener Zeit an derselben Stelle beheimatete Kurklinik. Am Ort gab es einige Straßen weiter einen alteingesessenen Edeka-Markt, dessen Inhaberin altersbedingt aufhören wollte. 2014 wurde die Klinik abgerissen und Prechtl investierte in das neue Gebäude mit Markt, Wohnungen, Büroräumen, Parkplatz und Tiefgarage.

Win-win bei der Übernahme

„Es war ein Glück, dass Frau Glück das Geschäft noch drei Monate länger betrieben hat, als sich die Eröffnung bei uns etwas verzögerte“, erinnert sich Prechtl, berichtet aber auch, dass er die Ware und die Mitarbeiter übernehmen konnte. Und dass die Mitarbeiter natürlich viele Kunden kennen und das Geschäft nun einfach an anderer Stelle weitergeht: „Es ist nun wirklich eine Win-win-Situation für beide.“ Beim Weg in den Markt fallen dem Besucher gleich mehrere Besonderheiten auf. Neben dem Außencafé, von dem aus man einen unmittelbaren Blick auf die Kirche und den Ortskern hat, und dem eher unauff älligen Schrift zug samt Edeka-Logo sticht der besondere Stein in der Sockelzone der Fassade ins Auge. „Das ist ‚Nagelfluh‘, erläutert Prechtl, „er wird auch ‚Biberstein‘ genannt. Es ist ein Stein aus der Umgebung, der hier traditionell verwendet wird. Schließlich bauen wir auch für die nächste Generation.“

Passend für den Ortskern

Außerdem soll sich, so der Edeka-Kaufmann, die Architektur in den Ortskern einpassen, dessen völlige Umgestaltung noch längst nicht abgeschlossen ist: Auf der anderen Straßenseite regieren noch die Bagger-, Wegebau- und Grüngestaltungsteams. Gleich im Eingangsbereich des Marktes wird der Kunde von der Bäckerei Pichler empfangen, die neben Brot und Backwaren auch Snacks und Mittagsgerichte im Café mit Terrasse anbietet. Im Entree hat man einen Vorgeschmack auf das, was den gesamten Markt auszeichnet. Großzügige Anordnung, geordnete Regalsysteme von 180 Zentimetern Höhe, in einigen Bereichen dekorative Präsentation, auch von Zweitplatzierungen. Immer hat man den Eindruck von Übersichtlichkeit.

Rundgang

Der Kundenlauf beginnt mit dem Obstund Gemüsebereich, der ein Sortiment samt Granatapfel, Kaktusfeige und Tomatenbar umfasst, gleich an der ersten Säule aber auch Obst aus der Region vom örtlichen Obst- und Gartenbauverein bietet. Nach und nach erschließt man sich die Warengruppen, wobei Prechtl einerseits darauf achtet, den Kunden immer wieder auch Neues zu bieten, andererseits konsequent auf Flächenproduktivität setzt. So hat er mehrere Kaff eesorten regionaler Röstereien im Programm – und gleich daneben auch den italienischen Marken- Espressozubereiter für die Herdplatte. Auch ein sehr umfangreiches Gewürzangebot und ein ausgewähltes, aber nicht überproportionales Wein- und Sektsortiment bietet der neue Markt. „Gewürze verkaufen macht Spaß“, sagt der Kaufmann.„Bei der Weinfl äche muss man unbedingt die Zahlen im Blick haben – aber ich bin ja auch Betriebswirt“, lächelt er. Dass Prechtl das Weinsortiment am Herzen liegt, merkt man am ausgewählten Angebot. Beispielsweise bezieht der Kaufmann österreichische Weine von einem Weingut gleichen Namens, obwohl zum Namensvetter aus Niederösterreich keine Verwandtschaft besteht. Und er erläutert das Besondere an der Präsentation: „Wichtig ist in unserer Region, dass man bei den Weinen das ‚Südtirol‘-Regal von ‚Italien‘ trennt. Bei uns sind Weine aus Südtirol die meistverkauften.“

Immer wieder wird im Markt deutlich, wie sehr der Inhaber die besonderen örtlichen Gegebenheiten und Kundennachfragen kennt. „Seit der Schlecker-Pleite gibt es keinen Drogeriemarkt mehr am Ort“, sagt er und verweist auf vier besonders beleuchtete Regale mit Artikeln dieses Sortiments. Kurz vor der Kassenzone bieten die Kühltruhen das TK-Angebot. Großen Wert legt Prechtl auf die 20 Meter lange Bedientheke einschließlich Dry-Aged- und Fischangebot: „Das Wichtigste im Markt ist die Bedientheke. Wenn die läuft, läuft alles“, weiß der Kaufmann.

ESL-System läuft gut

Mittlerweile läuft auch das ESL-System (Electronic Self Labeling). Die elektronisch angezeigten Preise sehen nicht nach digitalen Ziff ern aus. Einen besonderen Flair erhält der Markt durch die Dekoration. An den Wänden verleihen Holzrauten bayerisches Flair, und der Prechtl- Slogan „Hier geht’s mir gut“ strahlt über der Bedientheke in Bad Feilnbach im Dialekt: „Do geht’s ma guad.“ Auch die Edelweiß-Blütendeko, ein weiß-blauer Mini-Maibaum und alte Fotografien aus dem Orts- und Bergleben geben dem Ambiente einen spürbaren, aber doch dezenten Bayern-Touch.

Zum Kaffesortiment gehören auch Kaffeezuberatur und einiges an Zubehör.
Zum Kaffesortiment gehören auch Kaffeezuberatur und einiges an Zubehör.

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