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Edeka: Selbstständige Kaufleute mit Wachstum von 5,2 Prozent

Der Edeka-Verbund hat im Geschäftsjahr 2022 ein Umsatzplus von 5,6 Prozent auf 66,2 Milliarden Euro erreicht. Während die Erlöse der selbstständigen Edeka-Kaufleute um 5,2 Prozent zugelegt haben, konnte der Discounter Netto um 7,6 Prozent wachsen.

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der Edeka Zentrale Stiftung & Co. KG.
Von Mirko Jeschke | Fotos: Ulrich Schaarschmidt

In einem herausfordernden und vor allem preisgetriebenen Marktumfeld konnte der Edeka-Verbund seine Gesamterlöse im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 66,2 Milliarden Euro erhöhen, was einem Plus von 5,6 Prozent zum Vorjahr entspricht. Die rund 3.500 selbstständigen Kaufleute des genossenschaftlichen Verbunds steigerten ihre Umsätze um 5,2 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro. Besonders positiv entwickelte sich Netto mit einem Zuwachs um 7,6 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Den Angaben zufolge wurden 2022 vor allem die Eigenmarken von Edeka und Netto massiv nachgefragt – auch dank ihrer starken Entwicklung hätten die Lieferausfälle der Markenindustrie kompensiert und das Preisniveau stabilisiert werden können. „Wir bleiben auch 2023 der Anwalt der Verbraucherinnen und Verbraucher, und wir fordern die Markenindustrie auf, die Inflation nicht weiter künstlich in die Höhe zu treiben“, so Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der Edeka Zentrale Stiftung & Co. KG.

„In Zeiten einer hohen Inflation ist es unsere oberste Priorität, die privaten Haushalte zu entlasten. Daher haben wir trotz steigender Kosten in erheblichem Maß investiert, um die Verkaufspreise für Lebensmittel möglichst stabil zu halten – auch zu Lasten unserer eigenen Handelsmarge und unserer Ergebnisse“, so Markus Mosa. Damit sei es dem Edeka-Verbund gelungen, viele Verbraucher nicht nur mit Genuss und Vielfalt, sondern auch mit attraktiven Preisen zu überzeugen. Passend zum neuen Kampagnen-Motto „Im Herzen vereint“ verbinde der Edeka-Einzelhandel auch zukünftig vermeintliche Gegensätze wie Qualität, Nachhaltigkeit und günstige Preise verlässlich miteinander, heißt es.

Das EBIT im Verbund nahm vor diesem Hintergrund im vergangenen Jahr um 20,4 Prozent auf 979,2 Millionen Euro ab. Während das EBIT der Edeka Zentrale (inkl. Netto) um 4,5 Prozent auf 599,8 Millionen zulegen konnte, ging das operative Ergebnis der Edeka-Regionen um 42,2 Prozent auf 379,4 Millionen Euro zurück und lag damit laut Markus Mosa knapp unter dem Vorkrisen-Niveau von 2019.

Angespannte Beziehungen mit Lieferanten

Derzeit sieht sich der Edeka-Verbund mit dem Umstand konfrontiert, dass ihn insgesamt 17 große, internationale Lebensmittelkonzerne aufgrund der unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Konditionen nicht beliefern, darunter Procter & Gamble, Mars, PepsiCo sowie Teile von Henkel und Unilever. Umgekehrt hat Edeka seinerseits gegenüber einigen Herstellern, z.B. Mondelez, Lieferstopps verhängt. Laut Markus Mosa würden mit diesen Unternehmen jährlich mehrere hundert Millionen Euro Umsatz erzielt. Es sei momentan nicht genau abzusehen, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, jedoch rechnet man „eher mit Monaten als Wochen“.

Mit Blick auf Marktanteile hat der Edeka-Verbund seine Spitzenposition behauptet. So lag der Marktanteil von Edeka laut GfK-Daten Ende 2022 bei 21,7 Prozent (-0,4 Prozentpunkte), der von Netto bei 8,0 Prozent (+0,3 Prozentpunkte). Die Anteile der Wettbewerber lauten wir folgt: Rewe 16,2 Prozent, Penny 4,8 Prozent, Kaufland 9,3 Prozent, Lidl 10,9 Prozent, Aldi 15,4 Prozent.

Bei den Investitionen flossen 2022 insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro in die Expansion mit energieeffizienten Supermärkten, in attraktive Flächenkonzepte wie das auf Bio-Lebensmittel spezialisierte Format Naturkind, in digitale Einkaufserlebnisse sowie in die eigenen Produktionsbetriebe und Logistik-Strukturen. Für das laufende Geschäftsjahr sind Investitionen in eine moderne Infrastruktur (z.B. Automatisierung der Logistik) in Höhe von 3,2 Milliarden Euro geplant.

Nachfrage nach Eigenmarken steigt signifikant

Inflationsgetrieben entwickelten sich die Lebensmittelpreise zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor des zurückliegenden Geschäftsjahres. „Wir sind mit unseren Sortimenten preislich absolut wettbewerbsfähig. Auch in diesem Jahr werden wir unser Preisprofil weiter schärfen. Unsere nationalen und regionalen Eigenmarkenprogramme sind wichtige Bausteine dafür“, so Markus Mosa. Im Jahr 2022 ging die Nachfrage nach Eigenmarkenartikeln, etwa von Gut&Günstig, Edeka oder Edeka Bio, den Angaben zufolge rasant nach oben. Sie seien vergleichbaren Markenartikeln in puncto Qualität, Innovationskraft und Preis häufig überlegen. Edeka setze auch weiterhin auf ein breites Markenangebot – allerdings nicht um jeden Preis. Von Seiten der Markenartikelindustrie vielfach mit unseriösen Forderungen konfrontiert, habe Edeka im Sinne seiner Kunden vergangenes Jahr erfolgreich Preiserhöhungen in Höhe von insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro verhindert. „Lebensmittel dürfen nicht zum Luxusgut werden. Wir werden auch weiterhin alle Forderungen der Markenindustrie sehr genau prüfen – das sind wir unseren Kundinnen und Kunden schuldig“, so Markus Mosa.

Expansionstempo bleibt hoch

In Sachen Flächenexpansion verzeichnete der Verbund insgesamt 233 neue Einzelhandelsstandorte (133 Edeka Super- und Verbrauchermärkte sowie 100 Netto-Filialen). Die Gesamtverkaufsfläche wuchs spartenübergreifend auf 12,0 Millionen Quadratmeter an. Parallel zu den Neueröffnungen hätten auch die Erweiterung bestehender Einzelhandelsstandorte sowie deren energetische und ladenbauliche Modernisierung zentrale Rollen bei der Flächenentwicklung gespielt. Für 2023 sind rund 250 Neueröffnungen geplant, heißt es.

Hinsichtlich der aktuell noch hohen Inflationsrate geht Markus Mosa davon aus, dass sich diese über den weiteren Jahresverlauf abschwächen dürfte. Bislang sei der Verbund in 2023 prozentual zweistellig gewachsen, wobei die Umsatzzuwächse bei Netto über denen von Edeka lagen.

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